Biedermeierhaus
Dieses Meidlinger Kleinod wurde mustergültig renoviert
In der Meidlinger Karl-Löwe-Gasse 26 steht ein beeindruckendes Gebäude: ein Biedermeierhaus, das von der Familie Leitner mustergültig saniert wurde. Man half so auch, ein altes Versprechen zu erfüllen.
WIEN/MEIDLING. Als Gernot Hauer und sein Bruder das Haus in der Karl-Löwe-Gasse 26 erbten, war es ziemlich verfallen. Das war im Jahr 2006. Überall lag Gerümpel herum, das Dach war kaputt, die Wände feucht. "Als Kinder hatten wir noch mit unserer Familie hier gelebt", erinnert sich Hauer heute: "Im Keller gibt es sogar eine Stelle, wo mein Bruder und ich unsere Fußabdrücke eingegossen haben."
In neuem Glanz
Heute erstrahlt das Gebäude, ein ehrwürdiges Biedermeier-Haus, in neuem Glanz. Es sticht schon deshalb heraus, weil es recht niedrig ist – im Gegensatz zu den mehrstöckigen Nachbargebäuden hat es selbst nur einen Stock. Auffällig sind auch die schönen, großen Fenster und die grüne, schwere Holztür, die der Haupteingang des Gebäudes ist. "Erbaut 1858" steht darüber.
Renovieren wäre zu teuer gewesen
Eine Renovierung wäre schon länger angestanden, aber gleichzeitig auch sehr teuer geworden. "Bevor mein Vater im Jahr 2006 starb, mussten ich und mein Bruder ihm versprechen, dass wir das Haus wieder herrichten", erzählt Hauer: "Wir haben uns das durchgerechnet, aber hätten uns das nie leisten können."
Und so entschied man sich, das Gebäude zu verkaufen – an Robert Leitner, der immer wieder Interesse am Gebäude bekundet hatte. Schon seit 1974 hatte der Elektrotechniker Räume im Haus gemietet und als Lager für sein Geschäft verwendet. "Herr Leiter versprach, das Haus ordentlich zu renovieren", sagt Hauer: "Und er hat das Versprechen mehr als gehalten!"
Wohnen und leben zugleich
Heute befindet sich nun das Büro der Robert Leitner Elektrotechnik GmbH im Haus. Das ist ein Familienbetrieb: Mittlerweile ist Robert Leitners Sohn Rudolf der Geschäftsführer und Enkel Johannes arbeitet als Techniker und Prokurist im Unternehmen. Johannes Leitner outet sich dabei als Alt-Wien-Fan: "Ich finde es immer leiwand, wenn ich am Spittelberg durch die alten Gassen gehe. Aber das verschwindet in Wien einfach immer mehr." Auch deshalb war es der Familie ein Anliegen, das eigene Gebäude möglichst originalgetreu wiederherzustellen.
So eine Renovierung ist eine Seltenheit
Dass die Qualität der Sanierung hoch ist, wird den Leitners auch von anderer Stelle bescheinigt. Vor kurzem berichtete sogar der Blog "Wien schauen" über das Gebäude, die Website setzt sich sowohl mit gelungenen Renovierungen als auch mit großen Bausünden in Wien auseinander.
"Dass Eigentümer so nachhaltig sanieren und sogar die Fassade rekonstruieren, ist sehr selten", sagt Wien schauen-Gründer Georg Schauer der BezirksZeitung. Gerade Großinvestorinnen und Großinvestoren haben oft wenig Interesse an solchen kostspieligen Renovierungen, das gleiche gilt auch für viele private Eigentümerinnen und Eigentümer.
In den vergangenen 13 Jahren nach ihrem Kauf haben die Leitners immer wieder Teile des Hauses saniert. Seit vier Jahren passierten nun die umfangreichsten Bauarbeiten, inklusive der komplett neuen Fassade. "Je länger wir uns mit dem Thema beschäftigten, desto mehr kippten wir selber hinein", erzählt Rudolf Leiter und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Und irgendwann haben wir gesagt, wir bauen uns ein Schloss Schönbrunn nach Meidling her."
Ein happy End für alle Beteiligten
Hilfreich sei dabei das große Netzwerk seiner Firma gewesen. Die Leitners haben viele Kontakte zu Handwerksunternehmen und zusätzlich eigene Expertise, was die Bauarbeiten natürlich erleichterte, wenn nicht gar erst ermöglichte. "Jetzt sind wir stolz sagen zu können, dass das Haus so aussieht wie vor 150 Jahren", so Rudolf Leitner.
Auch Hauer ist mit dem Resultat glücklich, zur Familie Leitner hegt er freundschaftlichen Kontakt: "Ich bin froh, dass ich mein Versprechen an den Vater halten konnte", sagt er. Und so haben letztlich alle etwas von diesem speziellen Bauprojekt.
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