Meidlinger Schnapsmuseum hat gesperrt
Sag zum Abschied leise Prost
Das Schnapsmuseum sperrt: Ein letztes Mal erhebt Gerald Fischer die Gläser.
MEIDLING. Nach fast dreißig Jahren hochprozentiger Unterhaltung schließt das Schnapsmuseum der Familie Fischer seine Pforten. Ihre preisgekrönte Spirituosenproduktion bleibt allerdings weiterhin bestehen.
Damit entgeht jenen viel, die das Museum in der Meidlinger Wilhelmstraße noch nicht von innen kennen. Etwa ein Büro aus dem 19. Jahrhundert. Seit fast 30 Jahren bildet dieses den Startpunkt einer Führung durch das Alt-Wiener Schnapsmuseum.
Vom Reiseleiter zum Museumsgründer
Gegründet hat dieses Museum der Urenkel des Namensgebers: Gerald Fischer. Als Reiseleiter hatte der heute 60-Jährige eine erfolgreiche Karriere, ehe er sich an die Herausforderung wagte: Er verband seinen alten Beruf mit seiner neuen Aufgabe und eröffnete 1990 das Schnapsmuseum, in dem man alt-wienerische Luft schnuppern konnte. Damit rettete er auch das Unternehmen.
„Der Grund für die Schließung des Museums ist gesundheits- und altersbedingt“, so Gerald Fischer. In Zeiten von boomenden Städtereisen rentiert sich das Museum trotzdem nicht.
Eine Standortfrage
„Wirtschaftlich ist es schwer, für zwei Besucher drei Arbeiter hinzustellen, um den Museumsbetrieb am Laufen zu halten. Würde ich exakt dieses Museum in die Innenstadt verlagern, hätte ich statt 25.000, zehnmal so viele Gäste im Jahr." Das ist aber nicht mit der Authentizität vereinbar, die Fischer an dem 1875 gegründeten Unternehmen so schätzt.
Einen Traum hat der Meidlinger noch: Dass auch ein Chili-Likör namens „Wiener Blut“ in den Vereinigten Staaten durchstarten würde.
Hoffnung in die Jugend
Träume und Hoffnungen hat der erfolgreiche Unternehmer vor allem in der Jugend. „Wenn ich sehe, was die jungen Menschen hier in Meidling auf die Beine stellen, stimmt mich das positiv.“ Seine neu gewonnene Freizeit kann der Vater zweier Kinder nun in seinen Lieblingsplätzen, wie etwa dem Fußballfeld der Wiener Viktoria, der Wilhelmsdorfer Stube und dem Meidlinger Markt genießen.
Die Firmengeschichte
Gerald Fischers Urgroßvater, Friedrich Fischer übernahm im Jahr 1902 das Unternehmen vom damaligen Ortsvorsteher Franz Pomberger, auf den das Gründungsjahr 1875 zurückgeht. Nach dem zweiten Weltkrieg, wo das Unternehmen von Bombenanschlägen getroffen wurde, übernahm Großvater Ernst Fischer das Unternehmen.
Der Techniker baute das Unternehmen wortwörtlich aus den Ruinen wieder auf. Gerhard Fischer, der Vater, leitete das Unternehmen seit 1970. 20 Jahre später war es dann die Aufgabe Gerald Fischers, dem enormen Druck der damals populären Supermärkte stand zu halten. Er schaffte es, indem er ein Museum über die Schnapsproduktion in der Jahrhundertwende erschuf.
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