"Haus Papageno" für jugendliche Flüchtlinge
In zwei Wohngemeinschaften sind 30 Burschen zwischen 14 und 18 Jahren untergebracht.
MEIDLING. "Ich bekam im August 2015 den Auftrag, den ehemaligen Hinduistischen Tempel in der Wienerbergstraße 29a als Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge umzugestalten", erinnert sich Einrichtungsleiter Nicolas Gampert.
Das klang einfach. Doch die Baustelle und die damit verbundenen Aufgaben entpuppten sich als komplexes und langwieriges Projekt. "Dafür ist es umso schöner geworden, ein echtes Schmuckstück", so Gampert.
Nach dem Umbau und einer Zeit intensiver Vorbereitung konnte das Haus Papageno des Diakonie Flüchtlingsdienstes am 15. Februar 2016 seine Türen öffnen. Vorerst sind hier 30 unbegleitete minderjährigen Flüchtlinge untergebracht. Acht Nationen leben hier unter einem Dach.
Eine Oase der Ruhe
Im Haus Papageno sind 15 sozialpädagogische Betreuer, eine Köchin und eine Psychologin tätig. "Die Burschen sind endlich angekommen. Wir wollen ihnen eine Oase der Ruhe bieten", so Gampert.
Zu den Hauptaufgaben der Einrichtung des Fonds Soziales Wien zählt die pädagogische Arbeit. Es geht auch darum, ihnen die deutsche Sprache zu vermitteln. So kann es ihnen in Zukunft leichter fallen, einen Zugang zu Bildungseinrichtungen und zum Arbeitsmarkt zu erhalten.
„Bei den Jugendlichen, die bald 18 werden, geht es mehr darum, einen Weg zur Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu finden. Dazu gehören unter anderem ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld und eine positive Einstellung zum Thema Arbeit“, so Gampert. Um die Integration zu fördern, hat sich das Betreuerteam um Schul- und Ausbildungsplätze sowie um Deutschkurse für die Jugendlichen bemüht.
„Mittlerweile haben wir für alle 30 Burschen Plätze in Schulen oder in Deutschkursen gefunden“, so Gampert. Ebenso soll ein angemessenes Angebot an Freizeitaktivitäten zur Verfügung gestellt werden.
Auf den Spuren der Zauberflöte
Dank der wertvollen Unterstützung von Kooperationspartnern ist das Haus Papageno inzwischen gut ausgestattet: Hilfe bei der Einrichtung der Wohnräume erhielt der Diakonie Flüchtlingsdienst von der Initiative „Volksoper hilft“.
"Der Name des Hauses ist an die Hauptfigur der Oper ,Die Zauberflöte' angelehnt: Papageno ist ein lustiger, lebensbejahender Zeitgenosse, der auch im Angesicht schwerer Prüfungen den Spaß am Leben nicht verliert. Er wurde zur Leitfigur unserer Einrichtung, um die Verbundenheit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Volksoper zu zeigen, die uns durch Hilfsangebote und nicht zuletzt mit regelmäßigen finanziellen Beiträgen großzügig unterstützen", so Nicolas Gampert.
Volksoperndirektor Robert Meyer klärte bei der Eröffnung über die Hintergründe auf: "Die Wiener Theater haben im Herbst 2015 Aktionen für Flüchtlinge gestartet, meist wurde auf Matinéen gesammelt. Uns war das zu wenig, wir wollten regelmäßig spenden, uns selbst mit einbringen. Unsere vier guten Damen, zwei Evas, Ina und Miriam, haben das dann in die Hand genommen, was jeder Mitarbeiter jedes Monat von seinem Gehalt spendet, ist natürlich geheim."
Dem Umbau kam aber nicht nur Geld der Volksopernmitarbeiter zugute, die Orchestermitglieder haben sich dabei sogar handwerklich betätigt. Gesponsert hat auch die Firma XXXLutz. Tatkräftige Unterstützung erhält das Haus Papageno von der Bäckerei Felber. Die Moore Stephens City Treuhand ermöglichte die Einrichtung eines Klassenzimmers für den Deutschunterricht in der Einrichtung.
Anständig leben können
„Ich freue mich sehr, diese Wohngemeinschaften gemeinsam mit Stadträtin Sonja Wehsely und dem Direktor der Volksoper Wien Robert Meyer eröffnen zu dürfen, weil diese gute Zusammenarbeit den gelungenen Start für 30 Jugendliche gesichert hat“, so Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich bei der offiziellen Eröffnung am 20. April 2016.
"Es ist deshalb ein idealtypisches Projekt der Diakonie gemeinsam mit der Stadt Wien, weil es seine Verpflichtungen über die Maßen erfüllt hat. Es hält auch in Zeiten des politischen Gegenwinds daran fest, dass jene, die vor Krieg und Terror geflohen sind, Hilfe und Unterstützung brauchen. Es ist unsere Pflicht, diese jungen Menschen, die nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus Bedürftigkeit quer über den Balkan und über das Meer zu uns geflüchtet sind, anständig zu behandeln. Eine gute Betreuung hilft nicht nur der Jugend, sondern ist auch eine wesentliche Voraussetzung für eine gelungene Integration, und damit ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung der Stadt und seiner Bewohner", betont Stadträtin Sonja Wehsely. Es gehe vor allem darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, ein selbständiges Leben zu führen.
Für den Segen von oben sorgte dann Pfarrerin Ingrid Vogel von der evangelischen Pfarrgemeinde Hetzendorf, die im Anschluss Einrichtungsleiter Gampert einen Scheck über 2.500 Euro an überreichte. "Wir haben in der Pfarre im letzten Advent eine Strohhalm-Spendenaktion gestartet. Ein Strohhalm kostete drei Euro, und je mehr Strohhalme zusammenkamen, umso weicher war das Jesuskund in unserer Krippe gebettet." Der Erlös der Aktion kommt jetzt den Bewohnern des "Hauses Papageno" zugute.
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