Bezirk Melk: Heimat bist du schlauer Köpfe
Es sind nicht rauchende Schlote, die uns in Zukunft weiterbringen werden, sondern rauchende Köpfe.
Rosalie aus Fels am Wagram spielt Flöte, besucht einen Englischkurs, dichtet, verschlingt Bücher und arbeitet selbst an einem – und das mit zehn Jahren. Lesen und Schreiben hat sie schon früh gelernt, angetrieben von ihrer Neugier. "Mit drei Jahren hat sie gesagt ,ich will endlich verstehen, was in dem Buch steht'", erinnert sich Papa Heribert Bauer.
Experimentieren und dichten
Mama Alexandra Bauer ist Bezirkskoordinatorin der Begabtenakademie, und so lag die frühe Förderung nicht fern. "Experimentieren, basteln, schreiben und dichten", deswegen nimmt Rosalie an den verschiedensten Kursen teil. Kürzlich zum Thema Steinzeit: Stolz zeigt die 10-Jährige ihre getöpferten Schalen und erzählt über Ötzi und die Venus von Willendorf. Auch ihre Gedichtsammlung will präsentiert werden: "Sommersonnenstrahlen sehe ich durchs Fensterglas – schnell raus ins Freie", hat die Volksschülerin ihre Gedanken niedergeschrieben. Später will sie an einem Gymnasium unterrichten, natürlich Deutsch.
"Unsere Philosophie ist, jedes Kind hat in irgendeinem Bereich eine Begabung, und die gilt es herauszufinden", so Alexandra Bauer. Anzeichen sind etwa hohe und ausdauernde Konzentrationsfähigkeit oder frühes Fachwissen in einem bestimmten Bereich. Die Einschätzung von Lehrern kann helfen und wird auch für die Begabtenakademie benötigt. "Auf die Note wird dabei nicht geschaut. Das Kind muss sich interessieren, mitarbeiten und mit Begeisterung bei der Sache sein." So soll Desinteresse im Kurs vorgebeugt werden.
Die Begabungen wecken
Die Akademie will schlummernde Begabungen wecken und fördern. "Eine Begabung, die sich im Optimalfall zu einer Hochbegabung entwickeln kann", erklärt die Koordinatorin und fügt hinzu: "Natürlich hilft auch die beste Genetik nichts, wenn es kein begabungsfreundliches Umfeld gibt." Begabt bezieht sich dabei nicht nur auf kognitive Fähigkeiten, sondern kann sich auch durch handwerkliches oder soziales Geschick äußern.
Mädchen neigen zum 'Rückzug'
Werden Fähigkeiten nicht erkannt und daher nicht gefördert, drohen sie zu verkümmern: "Das Kind wird in diesem Bereich durchschnittlich bleiben." Nur ein geringer Prozentsatz kommt im fortgeschrittenen Alter selbst darauf zurück. "In Schulen habe ich dann sogenannte Underachiever (=Minderleister), deren Leistungen wesentlich unter ihrem Potenzial liegen. Mädchen neigen dann dazu sich zurückzuziehen. Klassisch sind das Stören des Unterrichts, das Auffallen und Schwänzen, weil die Schule den Kindern zu wenig gibt“, erläutert Bauer.
Zur Sache
Angemeldete Schüler im Raum Melk, Tulln und Krems im Schuljahr 16/17: 138. Im Bezirk Melk gibt es derzeit noch kein Kursangebot. Die jungen Melker Talente weichen im Moment noch nach Krems oder St. Pölten aus. Alle Angebote und Informationen der Begabtenakademie finden Sie hier.
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