Alpenverein Perchtoldsdorf
Die Teufelsteiner auf Wanderwoche in Südkärnten

- Foto: Alpenverein Perchtoldsdorf Teufelstein
- hochgeladen von Rainer Hirss
Die ÖAV Teufelstein „Frohnaturen“ waren auf Wanderwoche in Südkärnten, ÖAV-Mitglied Biggi Kempter berichtet.
BEZIRK MÖDLING. An einem klaren Montag Morgen gegen Ende Oktober startete um Punkt 7.00 Uhr der Kerschner Bus unter Navigation von Markus Richtung Süden. Eine wetter- und verkehrsmäßig bedingte Programmänderung lässt uns bei Modriach ausfahren und ohne Verzug in der „Hebalm Ranch“ zwischen Steiermark und Kärnten einkehren. Der Wirt, ein Berber aus dem Atlasgebirge, hat extra für uns geöffnet. Die Hebalm, eingebettet zwischen den weststeirischen Almen, Packalpe, Stubalpe und Koralpe, grüßt schneebedeckt aus der Ferne; sogar der Sender der Österr. Rundfunkanstalten und das Radar des Bundesheeres am Gipfel (2.140 m) ist klar aus zu nehmen. Durch einen prachtvollen Wald, über grüne Almen, Stege und Wege vorbei an Gehöften, Marterln und glucksenden Quellen wandern wir unter blauem Himmel ca. 6 ½ km dahin. Sicher chauffierte uns Markus zum Domizil für vier Tage: Hotel Marko, im saisonbedingt ausgestorbenen St.Kanzian am Klopeinersee.
Auftakt für die Eisenkappler-Hütte und den Hochobir am Dienstag: ein großzügiges Frühstücks-Buffett.
Bis nach Ebriach umhüllt uns Nebel. Doch die zweisprachigen Ortstafeln, die braunen Maisfelder, frische grüne Saat und durchfurchter Ackerboden entziehen sich während der Fahrt nicht dem Blick. Holztransporter, mit schweren Baumstämmen beladen, begegnen uns. Dass die Holzwirtschaft hier einen Hauptwirtschaftszweig darstellt, ist unübersehbar. Wir kommen vorbei am Stift Eberndorf, einem Filialkloster von St.Paul im Lavantal, dem angeblich wärmsten See Kärntens, dem Gösseldorfer See, und kurz vor der Abbiegung nach Eisenkappel bei der 38 m langen Vellachbrücke fällt einem das herrschaftliche Gut Miklauzhof in Sittersdorf ins Auge. Ein landwirschaftlicher Betrieb mit vielen Zweigen (Land- Alm- Forstwirtschaft und Fischerei), damit ein wichtiger Arbeitsgeber in der Region. Nach Eisenkappel wird’s aufregend. Die schmale, einspurige Ebriachklamm mit überhängenden Felsvorsprüngen und Engstellen ist sogar für Markus eine Herausforderung. Ohne Kratzer erreichen wir den Gasthof Kovac in der Streusiedlung Ebriach. Kleinbusse der Familie Smrtnik bringen uns nun 8 km auf einer mautpflichtigen, asphaltierten Privatstraße hinauf zur Eisenkappler Hütte, 1155 m. Wolkenfetzen hängen zwischen den hohen Bäumen, verdecken die Sicht in die Ferne und in das immer tiefer unter uns liegende Tal. Mystisch! Oben angekommen, ist man sprachlos. Der Ausblick auf die Gipfeln der Steiner Alpen, die sich über dem Nebelmeer ausbreiten, seitlich umrahmt von dunklen hohen Nadelbäumen im Vordergrund, ist überwältigend. Hier, über den Wolken, Sonnenschein. Nun teilen wir uns. Die Gipfelstürmer machen sich bereit zum Aufstieg auf den Hochobir, 2139 m, die gemütliche Partie kehrt zuerst einmal in der Hütte mit warmem Kachelofen ein und spaziert danach Richtung Potschula Sattel, eine Alm querend und auf einem schmalen Waldweg bis hin zu einer Kapelle; hier wird alljährlich am St.Anna Tag eine Almmesse gefeiert. Unser Blick schweift hinauf auf den Hochobir und wir meinen sogar eine Gruppe von Menschen beim Gipfelkreuz zu erkennen. Zurück bei der Eisenkappler Hütte erfahren wir, dass der Aufstieg zum Hochobir ziemlich steil, lang und Kräfte zehrend war, jedoch auf dem Gipfel sich dann unglaubliche Glücksgefühle ausbreiteten. Jedenfalls waren das Gipfelerlebnis und der Weitblick wunderschön und berauschend.
Mit den Kleinbussen gelangen wir wieder ins Tal, nicht ohne kurzen Stopp bei der Ebriacher Kirche, mit schindelgedecktem Walmdach inmitten eines Friedhofs. Das Kirchlein, Johannes dem Täufer geweiht, mit seinen wunderbaren alten, sehr gut erhaltenen Fresken ist ein Kleinod. Ein gutes Abendessen lässt den Tag zuende gehen.
Am Mittwoch umhüllt uns wieder Nebel, undurchdringlicher als am Vortag. Doch die heutige Strecke ist uns ja schon vertraut. Über Eisenkappel und Ebriach erreichen wir den Parkplatz vor der Trögener Schlucht. Was für eine Schluchtenlandschaft! Aufragende schroffe Felsen, kahl oder bewachsen mit hohem Nadelgehölz, durch das gespenstisch Nebelschwaden ziehen; Wasser, kaskadenartig schießt über steinigen Untergrund, der türkisfarbene Wildbach zischt ungestüm in seinem Bett dahin, zwischen ausgewaschenen Felswannen und mächtigen, abgeschliffenen und rauen Steinblöcken. Auf einer Lehrtafel ist zu lesen: „im Laufe der Jahrmillionen hat sich der Trögener Bach rund 600 m tief in den Felsuntergund eingeschnitten, wobei die Gesteinsschichten in weiß, schwarz und rot, sehr gut erkennbar sind.“ Welch buntes Konglomerat!
An der einen Felswand eine Art Altar mit einem Steinrelief „Muttergottes und Kind“, etwas darunter eine brennenden Kerze in einer Steinnische. Die ca. 3 km lange Schlucht ist durch ein Gelände gut abgesichert. Man könnte taumelig werden vor Begeisterung und benommen ins Tiefe stürzen! Am Schlucht-Ende teilen wir uns wieder. Die Gipfelstürmer werden mit dem Kleinbus eine steile, schmale Schotterstraße durch dichten Fichten- und Schwarzkiefernwald nach Trögern 991 m hoch gebracht. Trögern ist eine kleine bäuerliche Streusiedlung mit der Heiligen Kreuz Kirche, 1861, (in der keine Messen mehr gefeiert werden) inmitten eines Friedhofs, einem hübschen Nischenbildstock mit Seccomalerei daneben, 1860; an den Außenwänden Engel, in der Öffnung ein wunderschön erhaltener Pantokrator. Dann ein hölzerner Getreidekasten und Stadel, die Dächer mit Brettern gedeckt, wie es im Karawankengebiet so üblich ist und - ein 150 Jahre altes Haus, das einst Guts- u. Wirtshaus , sowie ein Hotel war. Jetzt steht es leer, wie schade an solch einem Ort! Von hier wandern also die Gipfelstürmer grenzüberschreitend zum Seebergsattel, Eine Hinweis-Tafel „ Bärengebiet“ unterstreicht den Reiz dieser Route, während sich die etwas Beschaulicheren mit Markus auf einer total verkehrsfreien Passtraße direkt auf den Seebergsattel (Jezerski Vrh), 1.260 m, Wasserscheide zwischen der Vellach und der Kokra (Slovenien), hinauf schrauben. Der Grenzübergang nach Slowenien scheint unbesetzt, der Gasthof auf österreichischer Seite heißt einen wohl auf der einer Tafel willkommen, auf der anderen steht jedoch „Geschlossen, Saisonende“. So gehen wir den Gipfelstürmern entgegen, auf einem bequemen, breiten Waldweg, flankiert von sich hoch streckenden Nadelbäumen. Durch das Erdreich und über Steine quellen Bächlein und – ein Ausblick hinunter ins Slowenische, sowie auf die Steinerne Alpen eröffnet sich. Die Gruppen treffen tatsächlich am Weg zusammen. Auf einer tollen Panoramastraße mit einem Gefälle von 14% an einer Stelle – eine beliebte Motorradstrecke – geht’s nun vom Seeberg Sattel in 5 Kehren hinunter nach Slowenien in die liebliche Landschaft Jezersko mit weidenden Lämmern und Kuhherden, Wiesen und Weiden. Am Plansarsko Jezcro, dem See am Fuße der Steinernen Alpen, der aus den Quellen der umliegenden Berge gespeist wird, kehren wir in eine nette Gaststätte mit slowenischer Kost und dem slovenischen Bier „Lasko“ ein.
Und schon ist Donnerstag, überschrieben mit „Koschuta“. Abermals über Eisenkappel auf das abgeschieden scheinende Hochtal Zell (Sele), nach Zell-Pfarre (Sele Cerkev), dem Hauptort (Gemeinde Ferlach). Zell weist den höchsten Anteil an Kärntner Slowenen auf, fast 90 Prozent. Es liegt 950 m hoch an der Nordseite der Karawanken, sehr nahe der Slowenischen Grenze, hat nicht viel mehr Einwohner als 700. Verstreut Bauernhöfe, weidende Kühe, eine Volksschule, zweisprachig angeschrieben. Das Wetter ist trüb, ein wenig feucht und undurchdringliches Grau verdeckt das hier die Landschaft beherrschende Koschuta-Massiv. Doch diese hat sogar so einen fesselnden Reiz. Zusammenklang von Stimmung und äußeren Gegebenheiten? Ein schöner, durch eine Anhäufung von interessanten, alten Bauernhäusern und dann durch den Wald führender Weg lässt uns das Koschuta-Haus erreichen. Suppe mit Riesen-Leberknödeln, auch Zirbenlikör, stehen bereit (extra für uns aufgesperrt); ein grüner Kachelofen mit bunten Motiven von Musikanten und einem tanzenden Pärchen verstrahlt zudem heimelige Wärme. Zwei Gipfelstürmerinnen wagten sich inzwischen in höher gelegene Regionen, von denen sie rechtzeitig gut und zufrieden wieder zu den anderen stoßen. Auf der Fahrt zurück ins Hotel reicht auch noch die Zeit für einen Besuch bei „Woody“, einem Familienbetrieb seit dem Jahr 1922. Dieser stellt in Handarbeit Schuhe mit biegsamen Sohlen aus Weidenholz her. Ein facettenreicher Tag!
Am Freitag dürfen wir uns nochmals eines herrlichen Frühstücks erfreuen, Markus schubst unsere Koffer in den Gepäcksraum, nun geht’s heimwärts. Doch auch die Kultur hat, last not least, ihren Platz: Besichtigung des Stiftes Eberndorf. Luft tanken wir bereits in der Steiermark, womit sich der Kreis zu schließen beginnt. Von der Ortschaft Pack führt eine bequeme Straße hinunter zum Packer Stausee; jenseits über dem Tal rechts hinter der Autobahn ist unser Wanderweg des ersten Tages auszunehmen. Am Himmel ballen sich dunkle Wolken, bald ist der See erreicht und fast endlos scheint sich der Weg entlang des Sees hin zu ziehen. Vielleicht deswegen, weil wir noch beim „Ehrensepp“ angesagt sind. Der „Ehrensepp“ hat einen wunderbaren Schilcher Most und liegt nur 1,2 km von der Abfahrt Modriach auf die A2 entfernt, Und von da ist’s ja nur mehr ein Katzensprung bis Perchtoldsdorf, wo der Turm auf uns wartet.
Bericht: Biggi Kempter
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