"Fresh Ceramics" im 7. Bezirk
Den Kopf im Keramikstudio frei bekommen
Anti-Stress-Therapie im Keramikstudio: Im "Fresh Ceramics" in der Westbahnstraße ist Entschleunigung angesagt.
WIEN/NEUBAU. "Kinder haben einen ganz natürlichen Zugang zum Material Ton und versinken sofort in volle Konzentration auf das Formen damit. Bei Erwachsenen ist da zuerst eine Hemmschwelle. Aber sobald sie einmal Hand anlegen, fällt jeder Stress ab. Der Kopf wird frei, Ruhe stellt sich ein und sie sind ganz glücklich, etwas Eigenes mit ihren Händen formen zu können", erklärt Tatiana Shaw. "Ich glaube, niemand geht von uns ohne ein stolzes Lächeln im Gesicht nach Hause." Vor einem halben Jahr hat die Neubauerin ihr zweites "Fresh Ceramics"-Studio, nach ihrem ersten vor zweieinhalb Jahren in Hietzing, im 7. Bezirk eröffnet.
Ja, und das großzügige Lokal in der Westbahnstraße 18 vermittelt wirklich das Gefühl von Frische, Licht und Ruhe, genau wie sie es sich in ihrem Konzept vorgestellt hat. "Die Idee, einmal ein eigenes Studio zu eröffnen, entwickelte sich schon vor sieben Jahren. Frisch wie eine Minzblüte sollte es sein, ganz anders als Keramikstudios bisher."
Dass es nicht bloß "normale" Keramikkurse geben sollte, stand für sie von Anfang an fest. So kann man hier das Töpfern, Modellieren und Bemalen nicht nur täglich (in Deutsch und Englisch) von der Pike auf lernen. Fortgeschrittene können im "Open Studio" auch ganz eigenständig arbeiten. Kurs-Formate wie "Wine and Clay", wo man zwei Stunden lang in Kleingruppen Wein verkostet und gleichzeitig töpfert, sind der Renner und meist ganz schnell ausgebucht. Am Samstagvormittag gibt es auch ein "Coffee and Clay" als gemütliche Verbindung von spätem Frühstück und Kaffeehäferl-Töpfern. Neu sind Familien- und Kinder-Kurse.
Wie ein Hobby das Leben verändert
Tatiana Shaw, von allen hier liebevoll Tanya genannt, hat an vielen Orten der Welt gelebt, in Jakutsk, wo sie geboren ist, in Moskau, wo sie ihren ersten Töpferkurs besuchte, in Riga und Oakland in Kalifornien und in Budapest. "Dort habe ich an der Central European University von George Soros meinen M.A. in Public Policy gemacht und bei einer NGO gearbeitet. Mein Mann, er ist Amerikaner, war dort Professor für Geschichte. Als Victor Orban 2018 unsere Uni zusperren ließ, und einige Institute ihre Lehrtätigkeit nach Wien verlegen mussten, war klar: Wir übersiedeln mit unseren beiden Kindern hierher", erzählt Shaw.
Damals beschloss sie, endlich ihre große Leidenschaft für Keramik zum Beruf zu machen. "Es war ja bisher nur ein Hobby für mich." Wie der Zufall es wollte, lernte sie den Besitzer eines in Hietzing angesiedelten Keramik-Malstudios kennen, der gerade überlegte, seinen Betrieb zu schließen. Und Tatiana wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. "Im 13. haben wir nur einen Arbeitstisch, es ist alles sehr klein." Wegen der großen Nachfrage war ein zweites, größeres Studio nur eine Frage der Zeit und, wie sie sagt "gar nicht leicht zu finden".
Handwerk statt Massenproduktion
"Es macht mich krank, wenn ich im Urlaub den Küchenschrank öffne und wieder diese üblichen Kaffeetassen aus Massenproduktion entdecke. Das geht gar nicht. Deshalb nehmen wir unsere eigenen, handgemachten Kaffeehäferl in den Urlaub mit, das sind Tassen mit Geschichte. Da schmeckt auch der Kaffee besser", erklärt Shwa.
Keramik, vor allem selbstgemachte, sei etwas Wertvolles. "Da steckt viel Kreativität drin, Knowhow und Geduld." Denn schnell gehe bei der Herstellung rein gar nichts. "Es gibt schon vor dem ersten Brand eine lange Ruhezeit für das fertig geformte Werkstück, wenn man so will, ist das ein Antistress-Programm." Da man die Keramik später auch in den Geschirrspüler geben kann, braucht es beim finalen Brennen eine Temperatur von 1.240 Grad statt 1.060 Grad wie bei Steinzeug. "Erst nach zwei Tagen kommt dann das fertige Stück, frisch wie Brot, aus dem Ofen. Schließlich sollen unsere Kundinnen und Kunden lange Zeit Freude an ihren Werkstücken haben." Und sie vielleicht sogar in den Urlaub mitnehmen.
Info und Anmeldung auf: www.freshceramics.at. Übrigens: In allen Kurs-Preisen sind sämtliche Nebenkosten bis zum finalen Glasieren und Brennen schon enthalten.
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