Artenschutz in Wien
Die Mauersegler nehmen Kurs auf den 7. Bezirk
Der Bezirk Neubau hat gemeinsam mit BirdLife, Global 2000 und Anrainerin Ilse Berger die Mauersegler im 7. Bezirk willkommen geheißen.
WIEN/NEUBAU. Die Mauersegel sind im Anflug. Anlass für Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) sie offiziell willkommen zu heißen. Beim großen Mauersegler-Mural auf der Hauswand der Burggasse 82 beim Karl-Farkas-Park wurde ein morgendlicher Festakt gefeiert.
Mit dabei waren Gábor Wichmann, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich und Dagmar Gordon, Artenvielfalt-Expertin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. Und die wohl wichtigste Person, Anrainerin Ilse Berger. Der 86-Jährigen ist es zu verdanken, dass es Nistkästen auf der Fassade des Hauses in der Burggasse 82 gibt, ist sie doch die Eigentümerin dieses Gebäudes. Ihr liegen die Mauersegler sehr am Herzen: "Vor fünf, sechs Jahren sind wir aufmerksam gemacht worden, wie wichtig es ist, dass diese Vögel geschützt werden. Und das tue ich mit großer Begeisterung", so Berger.
Im Einsatz für die Mauersegler
Seit 1970 lebt Frau Berger am Neubau. Ihrem Mann gehörte eine Bäckerei in der Burggasse 54. "Ich bin damals in den 7. Bezirk hineingewachsen und habe große Freude, wenn ich mithelfen kann, dass die Vögel wieder eine Lebensgrundlage bekommen", verrät sie der BezirksZeitung.
„Der Mauersegler ist unser urbaner Umwelt-Botschafter. Doch wie zahlreiche andere steht auch er auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Das Artensterben schreitet leise, aber viel zu schnell voran. Sind die Arten bedroht, sind unsere Lebensgrundlagen bedroht. Und das geht uns alle an“, betont Markus Reiter.
Daher kündigt er für den 7. Bezirk eine weitere Priorität bei Umgestaltungen des öffentlichen Raums an: „Neben 'klimafit' kommt 'biodivers' als zentrales Planungskriterium. Da spielen Parks, Hecken, Sträucher, Bäume, Baumscheiben, Fassadenbegrünungen, Balkone, Terrassen und Dachgärten eine Rolle. Jede Grünfläche und jeder Nistplatz zählt“, so Reiter.
Nistplätze am Neubau sind sehr begehrt
Und diese Nistplätze sind heiß begehrt, wie uns Ilse Berger verrät. "Die Nistplätze an meiner Hausfassade sind bereits besetzt. Nämlich von zwei Meisen. Die haben das gleich entdeckt", schmunzelt sie, "Aber wir haben genug Platz für die Mauersegler, die dürfen sich heuer aussuchen, welches Häuschen sie beziehen wollen."
Damit die Mauersegler wissen, wo sie in der Burggasse nisten können, wurde an der Fassade eine Attrappe installiert, die morgens, mittags und abends für je zwei Stunden die charakteristischen Mauerseglerrufe abspielt. "Das höre ich leider nicht mehr. Ab einem gewissen Alter kann man diese hohen Töne nicht mehr wahrnehmen. Aber es funktioniert. Die jungen Herrschaften haben mir gesagt, dass man das gut hört. Darüber bin ich froh", so Berger.
Mauersegler kommen aus Afrika
Mauersegler gelten als Vielflieger unter den Vogelarten. Die Zugvögel verbringen fast ihr ganzes Leben in der Luft und fliegen pro Jahr fast 200.000 Kilometer. Sie erreichen dabei eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h. Nur zum Brüten kommt der Vogel während der Sommermonate aus Afrika nach Wien, wo er gerne in Giebeln und Dachböden alter Gebäude nistet.
Durch Sanierungen und Neubauten werden diese Nistmöglichkeiten in Wien immer rarer. „Daher fordern wir Gebäudebrüter-freundliche Haussanierungen bzw. Neubauten, den Erhalt bestehender Nistplätze und verbindliche Ersatzmaßnahmen. Sonst werden die schrillen „Sri Sri“-Rufe in unserer Stadt immer weniger und schließlich verstummen“, mahnt Gábor Wichmann von BirdLife.
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