Alltagshelden
Neubaus Bewohner sind füreinander da
Die Bewohner Neubaus zeigen sich solidarisch und helfen ihren Mitmenschen im Alltag.
NEUBAU. Alltagshelden sind jene Personen, die trotz Krise unser tägliches Leben aufrechterhalten. Dazu zählen zum Beispiel die zwei Studentinnen Carla Neumann-Opitz und Nora Lindemann sowie Gerald Bayer, Lokalinhaber des "Ulrich" und "Erich", um nur ein paar der vielen Alltagshelden am Neubau zu nennen.
Sie alle haben eines gemeinsam: Sie unterstützen Personen, die jetzt vielleicht nicht in der Lage sind, einkaufen zu gehen oder anderen Alltagstätigkeiten nachgehen können.
Für andere da sein
Nora Lindemann (25) und Carla Neumann-Opitz (24) wohnen am Neubau. Ihr Alltag ist derzeit gekennzeichnet von schriftlichen Arbeiten für die Uni, Online-Kursen, Sport und telefonieren. "Unser größtes Hobby derzeit: puzzeln. Wir haben uns ein 4.000-Teile-Puzzle bestellt, an dem wir jetzt fleißig arbeiten", erklärt Neumann-Opitz. Normalerweise sind die beiden viel unter Leuten, das geht jetzt aber nicht. Anstatt die Zeit sinnlos daheimsitzend zu verbringen, nutzen sie diese, indem sie andere unterstützen.
Alltagshelden sind sie deshalb, weil sie ihren Nachbarn im Haus, die zu den Risikogruppen zählen oder für die wichtigen Sachen nicht selber aus dem Haus gehen können, ihre Dienste anbieten. "Wir befinden uns alle gemeinsam in einer neuen Situation, in der wir umdenken müssen und das bedeutet auch, sich umzuschauen, wo Hilfe benötigt wird und in welchem Rahmen man diese Hilfe leisten kann", erklären die beiden. Dafür haben sie extra die E-Mail-Adresse wirhelfen1070@gmail.com eingerichtet.
"Wir verbreiten Freude"
Auf Facebook startete Gerald Bayer, Lokalinhaber des "Ulrich" und "Erich", einen ganz besonderen Aufruf. Zita Hradetzky war damals die Wirtin des "Spatzennest", dem ehemaligen "Ulrich". "Vor dem Coronavirus kam sie täglich auf ein Glaserl Prosecco und ein Plauscherl", erzählt Bayer. Aufgrund der derzeitigen Situation sitzt sie in ihrer Wohnung. Warme Mahlzeiten bekommt sie vom "Ulrich". "Sie braucht aber auch dringend Nahrung für Kopf und Seele", erklärt Bayer.
Deshalb hatte er folgende Idee: All jene, die mit Zita Hradetzky bereits ein Glaserl Prosecco getrunken haben, einmal neben ihr gesessen sind oder ihr schlicht und einfach eine Freude machen wollen, sollen ihr bitte einen Brief schreiben. Dieser soll direkt an das "Ulrich" (7., Ulrichsplatz 1) mit Absender geschickt werden. Als Dankeschön gibt es ein Gläschen aufs Haus.
Das Besondere daran ist, dass die 89-Jährige von dem ganzen Vorhaben nichts wusste. Gerald Bayer überraschte sie mit 25 Briefen. Der erste kam von Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ). "Anfangs war sie ungläubig und hat zu mir gesagt, dass ich die Briefe ja geschrieben hätte", verrät Bayer. Mittlerweile glaubt Frau Hradetzky ihm und hat große Freude damit. Gerald Bayer liest ihr die Briefe dann im Stiegenhaus mit großem Sicherheitsabstand und einem Glas Prosecco vor.
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