Urushi & Kintsugi
Silvia Miklin haucht Dingen ein zweites Leben ein
Dank japanischer Techniken haucht die Restauratorin Silvia Miklin Gegenständen ein zweites Leben ein.
WIEN/NEUBAU. Im Atelier in der Bernardgasse 4 stapeln sich Pinsel, Schalen, Bücher und kleine Werkzeuge übereinander. Mittendrin steht Restauratorin Silvia Miklin und erklärt, welche Funktion die Utensilien haben und demonstriert, wie sie angewendet werden können.
Kennengelernt hat sie die Restaurierungstechniken bei einem Aufenthalt Japan: "Mein Lehrer erklärte mir damals, dass ich zuerst die Urushi-Techniken lernen müsste und das Kintsugi dann darauf aufbaut." Urushi ist ein natürlicher Lack, der vom Lackbaum gezapft wird. Er ist namensgebend für die Technik. Kintsugi ist die Methode, zerbrochene Keramik anhand von Urushi zu restaurieren – auffallend ist, dass Schäden nicht versteckt, sondern hervorgehoben werden.
Nachhaltigkeit als Trend
Beide Techniken erfordern Geduld und eine intensive Auseinandersetzung mit dem natürlichen Material: "Bis der Lackkleber getrocknet ist, kann es mehrere Wochen dauern. Danach werden mehrere Schichten Urushi-Lack aufgetragen, bis die Bruchstellen ganz gefüllt sind und in die letzte Lackschicht wird dann Metallpulver gestreut und poliert."
Gerade Kintsugi liegt wegen des Nachhaltigkeitsgedankens voll im Trend. "Anfangs war ich überrascht darüber, welche Gegenstände mir die Menschen in die Werkstatt brachten. Aber oft hängt an diesen ein persönlicher Wert – mir gefällt der Gedanke, dass so ein Stück wertgeschätzt und ihm ein neues Leben eingehaucht wird." Das Interessante daran ist, erklärt Miklin weiter, dass sogar Massenware so ihren eigenen Charakter bekommt: "Ich hatte bereits Kunden, die mir Ikea-Häferl brachten. Die fertigen Stücke sind dann Unikate."
Mit Urushi experimentieren
Über die Jahre hinweg hat Miklin auch angefangen, selber mit Urushi zu experimentieren. Stöcke, Blätter und Wurzeln werden sorgsam lackiert und zu kleinen Kunst- oder Schmuckstücken gemacht. "So kann ich meine Erfahrungen mit diesem besonderen Lack vertiefen und mit anderen Menschen teilen."
Aktuell gibt es eine Ausstellung von Silvia Miklin und ihrer Kunst im ZB Atelier am Aumannplatz 2 in Währing. Noch bis 23. Dezember können ihre Werke von 12 bis 18 Uhr bestaunt werden.
Infos gibt es auf www.urushi.at
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