U-Bahn-Bau am Neubau
Viele kleine Tropfen für den heißen Baustellen-Stein
Wie kann man als Unternehmerin und Unternehmer die Zeit der U-Bahn-Baustelle am besten überstehen? Diese Frage stellt man sich seit Monaten im Siebensternviertel.
WIEN/NEUBAU. "Aktuell versinken wir in einem immer tiefer werdenden Loch", bringt es Stephan Klein vom Kindergeschäft "Herr und Frau Klein" auf den Punkt. "Man kann sich natürlich nicht gegen die Baustelle wehren. Aber in der Nacht fühlt man sich bei uns bei all dem Bohren und Blitzen wie in einem Science Fiction Film."
"Bei uns" ist in der Kirchengasse, wo der Bau für die neue U2/U3-Station auf Hochtouren läuft. Schmutz und Lärm stehen seit April vergangenen Jahres an der Tagesordung für die Unternehmerinnen und Unternehmer "Meine Putzfrau braucht jeden Tag eine Stunde, nur um den Eingang vom Lehm und Dreck zu befreien", sagt Klein.
Fast täglich greift der Unternehmer zum Handy, um sich an Baustellen-Ombudsmann Franz Schwarz zu wenden. "Ja, wir haben mittlerweile schon eine sehr innige Beziehung", versucht es Klein mit Humor. "Aber ohne Schmäh: Herr Schwarz bemüht sich immer sehr – halt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ruft man an, ist die Angelegenheit meist am nächsten Tag erledigt."
Eine Straße wie das Gebiss eines 85-Jährigen
Dennoch: Der Leidensdruck ist hoch im Siebensternviertel. "Viele Kolleginnen und Kollegen haben schon den Hut draufghaut und sind weggezogen. Die Kirchengasse und die Lindengasse sehen schon aus wie das Gebiss eines 85-Jährigen: voller Lücken. Das ist wirklich sehr, sehr bedauerlich", so Klein. Gemeinsam mit dem Bezirk will man nun anpacken und Besitzer leerstehender Lokale für Zwischennutzung gewinnen. "Ob Pop-Ups oder Kultur: Das Grätzel darf nicht aussterben", plädiert Klein.
Aufmerksam machen auf die Geschäfte im Grätzel will nun auch die Wirtschaftskammer: Bunte Baustellenzaun-Plakate auf der Mariahilfer Straße sollen als "toller Blickfang" auf das Einkaufsgrätzel hinweisen. "Wir wollen das Einkaufserlebnis für Kunden im Wiener Handel so ansprechend und komfortabel wie möglich machen – und setzen deshalb auf optisch ansprechende Plakate", erklärt Margarete Gumprecht, Handelsobfrau der Wirtschaftskammer Wien.
Rätselrallye und Infos zum U-Bahn-Bau
Für die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer hat die Wirtschaftskammer gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien – ein Fonds der Stadt Wien - ein Unterstützungspaket geschnürt. "Es beinhaltet sowohl finanzielle Mittel, sprich die U-Bahn-Soforthilfe, wie auch Aktionen vor Ort", so Gumprecht. Außerdem werden die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer regelmäßig mit einem monatlichen Newsletter über Angebote wie etwa die Schaufensterreinigung, Seminare und Verteilaktionen in den Einkaufsgebieten aufmerksam gemacht. "Bisher wurden 50.000 Give-aways an Kundinnen und Kunden sowie Passantinnen und Passanten verteilt", zieht Gumprecht Resümée.
Bei der nächsten Aktion am 7. April wird es kostenlose Schoko-Ostereier geben. Zudem sind künftig neben weiteren Verteilaktionen wieder monatliche Schaufenster-Reinigungen und in den Sommermonaten eine Rätselrallye geplant. Ob bunte Plakate, gratis Naschereien und Hilfe beim Putzen das Ruder im Siebensternviertel herumreißen werden? Auch viele, kleine Tropfen kühlen den heißen Stein", meint Klein dazu.
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