Als man die ungarische Stephanskrone in Fort Knox vor den Kommunisten versteckte
"Burgenlands Krone" - Eine Kriegsbeute der USA

Die ungarische Stephanskrone war jahrhundertelang Symbol der Königsmacht - auch auf dem Territorum des heutigen Burgenlandes. | Foto: Fotolia
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Jahrelang horteten die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg die ungarische Stephanskrone im Hochsicherheitstrakt von Fort Knox, gemeinsam mit den Goldreserven der USA. Historisch relevant ist dieses Kuriosum auch für das Burgenland, weil die Stephanskrone jahrhundertelang das Symbol der Königsmacht auf dem Territorium des heutigen Burgenlandes war. Ungarns "Heilige Krone" wurde mehrmals im Laufe der Geschichte in Sicherheit gebracht, gestohlen und vergraben. Sie hatte bereits einen abenteuerlichen Weg hinter sich, als sie 1945 amerikanischen Besatzungssoldaten in die Hände fiel.
Autoren I.Nagl-Schramm und A.Glatzer
BURGENLAND. Ein bisschen Schmähführen sei uns nun gestattet. Natürlich hatte das Burgenland nie eine eigene „burgenländische“ Krone, obwohl auf dem Territorium vorübergehend sogar 1921 ein eigener Freischärlerstaat gegründet worden war, das Leithabanat, das schon im Namen „Banat“ das Potenzial eines Fürstentums trägt. Soweit ist es allerdings dann nicht gekommen, dass auf burgenländischen Boden ein selbsternannter "König" das Zepter übernahm. Staatsgründer Pál Prónay musste das Feld räumen, und kurz danach, im Dezember 1921, wurde Deutsch-Westungarn an Österreich übergeben und wechselte damit von einer Monarchie (Ungarn) zur Republik.

Sultan Süleyman setzt sich die Krone auf


In den Wirren der Revolution von 1848/49 in Ungarn wurde sie von den Freiheitskämpfern auf ihren Fluchtwegen mitgeführt. Sie wollten verhindern, dass sie in die Hände der Habsburger fiel. Einer der drei Ministerpräsidenten der Revolutionsregierung, Bertalan Szemere, versteckte die Krone eine Zeit lang bei sich zu Hause und vergrub sie danach in einem Wald. Davor hatte er sie sich aber noch probeweise aufs Haupt gesetzt, wie einst Sultan Süleyman.
Der osmanische Herrscher hatte Anfang des 16. Jahrhunderts einen begehrlichen Blick auf die Stephanskrone geworfen. Sie befand sich damals im Besitz Johann Zapolyas, des Woiwoden von Siebenbürgen, ab 1526 König von Ungarn, der sich mit den Osmanen gegen die Habsburger verbündet hatte. Bei einer Huldigungs-Zeremonie des Sultans im Heerlager bei Mohács im Jahr 1529 setzte sich Süleyman die Krone auf, gab sie aber wieder an Zapolya zurück.

Die Kraft der Krone

In das Herzogtum Österreich kam die ungarische Krone zum ersten Mal vermutlich durch einen Diebstahl. Der Legende nach wurde sie 1440 von einer Kammerfrau im Auftrag der Witwe des römisch-deutschen Kaisers Albrecht II. aus Ungarn entführt. Beim Transport in das Schatzgewölbe der Burg Wiener Neustadt wurde sie beschädigt. Das ursprünglich gerade aufragende Kreuz auf der Stephanskrone ist dabei verbogen worden. Laut einer anderen Legende soll das Kreuz mit Absicht von den Habsburgern verbogen worden sein, um die „magischen Kräfte“ der ungarischen Krone zu brechen.


Kaiser Franz Josephs Spion


Auch Kaiser Franz Joseph erhob Anspruch auf die Stephanskrone. Nachdem sie nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution von 1848/49 jahrelang verschwunden war, ließ er nach ihr suchen. Ein Spion entdeckte eine Spur zu dem Versteck. Die Kiste wurde ausfindig gemacht, und die „Heilige Krone“ mit großem Pomp in den Burgpalast nach Ofen (heute ein Stadtteil von Budapest) gebracht.

In der Regierungszeit von Reichsverweser Miklós Horthy hatte die Krone nur mehr symbolischen Charakter. Obwohl Ungarn noch bis 1946 Monarchie blieb, gab es keinen König mehr. Der letzte gekrönte ungarische König Karl Habsburg war 1921 auf die Insel Madeira verbannt worden, wo er am 1. April 1922 starb. Dennoch leistete auch noch Horthys Nachfolger, der Führer der ungarischen Faschisten Ferenc Szálasi im Jahr 1944 einen Amtseid auf die Stephanskrone. Möglicherweise wäre das Staatsjuwel an Deutschland ausgeliefert worden, wenn die NS-Zeit noch länger angedauert hätte. Die Krone war auf abenteuerlichem Weg nach Österreich gekommen, wo sie wieder einmal vergraben worden war. Als die Kronenwächter jedoch in amerikanische Gefangenschaft gerieten, wurden sie gezwungen, das Versteck preiszugeben. Die USA bemühten sich danach, der Welt klarzumachen, dass sie die Stephanskrone nicht als ihre Kriegsbeute betrachteten. Doch die Amerikaner waren nicht bereit, sie in der Zeit des Kalten Krieges herauszugeben, denn sie wollten ein politisches Zeichen gegen das kommunistische Regime in Ungarn setzen. Jahrzehntelang wurde die Heilige Krone in den USA auf Fort Knox aufbewahrt, in der Schatzkammer der Amerikaner, in der auch ein Großteil der amerikanischen Goldreserven in Barren gestapelt in den Tresoren lagert.


Die Krone als Erpressungsmittel


In Ungarn wurde die Heilige Stephanskrone vergeblich zurückgefordert. Selbst in kommunistischer Zeit besaß sie noch wichtigen Symbolcharakter. Als zwei amerikanische Piloten Anfang der 1950er-Jahre bei einem Spionageflug über der Sowjetunion abgeschossen wurden, forderte man in Moskau die Stephanskrone als Ausgleich für die Freilassung der Piloten. Ein Ansinnen, das von den USA abgelehnt wurde. Erst nach dem Ende des Kalten Krieges, als eine gewisse Entspannung in der Beziehung zu den Ländern des Ostblocks eintrat, war Präsident Jimmy Carter 1978 bereit, die Krone an Ungarn zurückzugeben. Die Heilige Krone ist seit 2000 im Kuppelsaal des ungarischen Parlaments ausgestellt.

Die Geschichte ist Teil des Buches "Pannonische Streifzüge" von den Autorinnen Ingrid Schramm und Andrea Glatzer, erschienen im Verlag MyMorawa.

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