Pannonische Streifzüge - 100-Jahre-Burgenland
Ein Guerilla-Chef als Staatsgründer
Die beiden burgenländischen AutorInnen Prof. Dr. Ingrid Nagl-Schramm und Andrea Glatzer bringen in der Artikelserie "Pannonische Streifzüge" Pioniergeschichten und Anekdoten zum Jubiläum "100 Jahre Burgenland". Teile davon sind Auszüge aus dem Buch "Ein Ass in der Männerdomäne - Sabine Fizimayers Prominentengeschichten vom Flugplatz Trausdorf" von Andrea Glatzer im Verlag MyMorawa.
BURGENLAND. Als Auftakt der Serie berichtet Prof. Dr. Ingrid Nagl-Schramm vom ersten Großereignis des neu gegründeten Burgenlandes im Jahr 1921.
Das erste Großereignis, das 1921 auf dem noch taufrischen Boden des Burgenlandes stattfand, war die Gründung eines Freischärler-Staates namens Lajtabánság (Leithabanats) in der Region Oberwart.
Ihr Führer hinterließ eine bluttriefende Spur
Zum Präsidenten wurde der Freischärler-Führer Pál Prónay ernannt, ein Raubritter aus uraltem ungarischen Adel, der im Verlauf seiner militärischen Laufbahn eine bluttriefende Spur hinterlassen hatte. Wenn alles nach Plan abgelaufen wäre, dann hätte im Sommer 1921 das gesamte Gebiet des ehemaligen Westungarns vertraglich längst an Österreich übergeben sein sollen und Ödenburg wäre die Hauptstadt des Burgenlandes geworden. Doch die Freischärler-Truppen kämpften wild entschlossen und mit brutalen Guerilla-Methoden um jeden Meter Land. Sie gewannen mehrere Schlachten gegen die nur mangelhaft bewaffneten Gendarmen, die zum Rückzug antraten, als die Lage aussichtslos wurde. Gegen den Protest von Österreich, zeigten sich die Siegermächte des Ersten Weltkrieges gleichgültig. Doch dann einigte man sich auf ein Ultimatum. Ungarn müsse bis zum 4. Oktober 1921 große Teile Westungarns an Österreich übergeben, wenn die Österreicher im Gegenzug bereit wären, in Ödenburg das Volk über einen Verbleib der Stadt bei Ungarn abstimmen zu lassen. Als das österreichische Bundesheer endlich im November 1921 im Burgenland einmarschieren konnte, wurden die Truppen von der Bevölkerung mit Jubel empfangen.
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