Gänsehautgefühl bei Flüchtlingsfilmprojekt
BRUCKNEUDORF (chriss). Wer sind eigentlich diese Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Tod suchen? Diese Frage stellen sich derzeit wohl viele Österreicherinnen und Österreicher. Im Rahmen einer Fotoausstellung und Filmpräsentation in der Erbsenfabrik Bruckneudorf gibt einer der jungen Flüchtlinge tiefe Einblicke in das Leben in Syrien vor und während des Krieges und über seine Flucht, die ihn bis nach Bruck an der Leitha führte.
Hakeem, der junge Fotograf wurde im Yarmouk Camp in Syrien geboren, einem 2,11km2 großen Gebiet in Damaskus in dem palästinensische Flüchtlinge und Syrer leben, einem „inoffiziellen“ Flüchtlingslager. Sein Großvater siedelte sich nach der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Palästina dort an. Ca. 750.000 palästinensische Araber, mehr als jeder Zweite, wurden aufgrund der Kämpfe zu Flüchtlingen.
Hakeem und seine drei Schwestern hatten eine gute Kindheit im Lager. Er bekam sogar die Möglichkeit auf der „Academy for Filming“ zu studieren. Im Jahre 2011, am Beginn der syrischen Revolution, kehrte er in das Yarmouk Camp zurück und half zuerst den aus allen Teilen Syriens flüchtenden Menschen. Das Camp wurde Ort intensiver Kämpfe und schließlich von der Versorgung abgeschnitten. Das Resultat waren Hunger, Krankheiten und eine hohe Sterblichkeitsrate, was viele dazu bewegte das Camp zu verlassen. 2002 lebten ungefähr 150.000 Menschen im Camp, Ende 2014 sank die Einwohnerzahl auf 20.000…
Auf Grund der großen sozialen Probleme und um die Welt darauf aufmerksam zu machen wurde unter der Regie von Rashid Masharawi, der mittlerweile in Palästina lebt, das Filmprojekt LETTERS FROM AL YARMOUK ins Leben gerufen. The DREAMERS, wie sie sich selbst bezeichneten, gehörten zur mitwirkenden Crew. Neben Hakeem auch seine drei Freunde: Hasan Hasan und Jamal Khalife, die beide inzwischen im Krieg gestorben sind und Neraz Saad, der vor wenigen Wochen in Syrien verhaftet wurde.
Während der Produktion wurde das Yarmouk Camp von bewaffneten Soldaten eingekesselt. Trotzdem stellte die Crew den Film fertig. „Letters from Al Yarmouk“ wurde auf internationalen Festivals in Dubai, Kairo, Berlin, Oslo, Malmö und kürzlich anlässlich eines UNO-Meetings in Genf gezeigt. Erstmals in Österreich wird die Dokumentation nun in Bruck an der Leitha - Bruckneudorf am Beginn der Ausstellung von Hakeems Fotos gezeigt. Film und Fotos informieren eindrucksvoll über soziale Probleme und Fluchtursachen wie Hunger, Krieg, Krankheit, Gefängnis, Vertreibung und Tod.
Fotos: Erwin Huber/zvg
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