Schilfdachdecker ein Beruf mit Zukunft
Hiatahittn für das Dorfmuseum Mönchhof
Was hat eine Hiatahütte mit der Erschaffung der Welt zu tun? Eine Hiatahütte wurde im Dorfmuseum in Mönchhof in nur sechs Tagen erschaffen, Gott war mit seiner auch in sechs Tagen fertig und am siebten ruhte er.
MÖNCHHOF. So ähnlich dürfte es den zehn Kursteilnehmern beim Lehrgang des BFI Eisenstadt ergangen sein, die im Rahmen der Erwachsenenbildung an einem Spezialkurs für Schilfdachdecker teilnahmen. Das Dorfmuseum der Familie Haubenwallner bot sich dafür als geeigneter Standort. "Eine Hiatahittn war für Weingartenhüter und für Viehhüter ein unverzichtbarer Unterstand gegen Regen und Sonne", lächelt Beppo Haubenwallner verschmitzt.
Jacobus, der Einzige
Unter den Kursteilnehmern finden sich Architekten, Baumeister, Maurer, Zimmerleute und Privatpersonen, die das Schilfdachdecken unter der Leitung des letzten Schilfdachdeckers in Österreich, Jacobus van Horrne, erlernen wollten. Jacobus kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern aus Holland nach Österreich und lebt in Weiden am See. Die Frage nach der Zukunft seines Handwerkes beantwortet er so: "Das Handwerk des Schilfdachdecker erlebt eine große Nachfrage. Der natürliche Baustoff "Schilf" wird wieder sehr geschätzt und dient als guter Co2-Speicher." Baumeister DI Michael Dobrovits aus Markt Neuhodis kann dies nur bestätigen und hat sich schon lange auf natürliche, regionale und ökologische Baustoffe spezialisiert.
Der mit dem Klopfer arbeitet...
Das Rohrgewächs wächst schier endlos in den Weiten des Schilfgürtels und bedeckt mehr als die Hälfte der Fläche des Neusiedler Sees. Das Schilf wurde früher von den Schilfschneidern mühsam händisch geerntet. Später haben dieses Handwerk Maschinen übernommen.
Die Kursteilnehmerin Astrid Kropf, eine junge Architektin, hat ein Bautagebuch über die Entstehung der "Hiatahittn" im Dorfmuseum Mönchhof verfasst. Sie schrieb in ihren Aufzeichnungen vom 2. Tag: "Ein Schilfbündel nach dem anderen wird mittels Draht an die Lattung gebunden. Die gebundenen Schilfbündel werden geöffnet und schließlich zurecht "geprackt". Gearbeitet wird mit Werkzeugen wie "Klopfer, Stecher und Zwicker". So wird jedes Dach und jede Hütte zu einem wertvollen Unikat, das fast ein ganzes Jahrhundert hält.
Neues Inventar
Am Tag der Vollendung wurde die "Hiatahittn" mit einem Industriestapler von Beppo Haubenwallner unter fachkundiger Aufsicht aller Kursteilnehmer auf ihren neuen Standort vis a vis der Kirche im Dorfmuseum gebracht. Danach wurde eine kräftigende Jause eingenommen.
Jeder Besucher des Dorfmuseums kann sich ab sofort selbst von der Erschaffung eines Meisterwerkes überzeugen.
Hier weitere Infos zum Dorfmuseum Mönchhof
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