Ein Schuster-Original aus Mönchhof
Von Stöckelschuhen und Billigschlapfen

Ein Mönchhofer Original, der Schuhmachermeister Michael Kummer. | Foto: Andrea Glatzer
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Von Heide Keller, der weltbesten Besetzung für die Rolle der Chefhostess Beatrice in der Traumschiff-Serie stammt das folgende, legendäre Zitat: "Wenn ich einmal nicht mehr über die Reeling mit Stöckelschuhen gehen kann, dann höre ich auf zu spielen". Sie stöckelte 38 Jahre lang in dieser Rolle über den Bildschirm, und hätte bei ihrem Verschleiß an Stöckelschuhen, einen Schuster wie Michael Kummer reich machen können.
Autoren: Andrea Glatzer und Ingrid Schramm
MÖNCHHOF. Anhand des Traditions-Betriebes von Michael Kummer in Mönchhof lässt sich die Schicksalslinie des Schuhmacher-Handwerks ablesen. Sein Großvater Theodor hatte 1922 seinen Meisterbrief erhalten, der damals noch auf Ungarisch abgefasst war. Der Vater wollte Mechaniker werden, doch dann kam der Krieg dazwischen und danach hatte er keine andere Wahl, als in den Familienbetrieb einzusteigen. Michael Kummer, der Enkel, wollte Bauer werden, da er aber ein aufgeweckter redegewandter Bursche war, riet man ihm bei einer Versicherung anzuheuern. Vater und Großvater wollten ihn unbedingt im Familienbetrieb halten. Also blieb auch die dritte Generation der Schuster bei ihrem Leisten. Allerdings musste man zu dieser Zeit ein großer Lebenskünstler sein, um sich auf das Schusterhandwerk einzulassen. Die vielen Krisen, die durch den Konkurrenzkampf mit Billigschuhketten entstanden, hätte Michael ohne seine Leidenschaft für das Schusterhandwerk nicht so gut überstehen können.

Billig-Konkurrenz

"Wie mein Großvater angefangen hat, gab es im Burgenland 950 Schuhmacherbetriebe", erzählt Michael. Heute sind es 15 im ganzen Burgenland. Zu Großvaters Zeiten konnte man noch gut vom Handwerk leben. Die besten Aufträge kamen im Winter von den umliegenden Gutshöfen, die ihre Stiefel bei ihm anfertigen und reparieren ließen. Damals gab es so viel Arbeit, dass man manchmal um drei Uhr früh aufstehen musste, um das Arbeitspensum zu bewältigen. Im Laufe der Zeit wurde es immer schwieriger, vom Schusterhandwerk zu leben. Zu Vater Theodors Zeiten wurde nebenbei eine kleine Landwirtschaft mit Weinbau betrieben, um die Selbstversorgung und ein notwendiges Nebeneinkommen sicherzustellen. 1981 passte sich der Schusterbetrieb den Zeitumständen an und eröffnete ein Schuhgeschäft. Man versuchte es mit Billigware, um für möglichst wenig Geld, möglichst viele Schuhe zu bekommen. "Und des woar meistens a Klumpert", erzählt Michael, dem es total gegen den Strich ging, sich auf den Billighandel einzulassen. Also musste er sich etwas einfallen lassen.

Nur ein Paar Füsse

Michael setzte auf Spezialisierung und bedauert es im Nachhinein, dass er nicht zusätzlich eine Orthopädie-Lehre gemacht hatte. "Die Orthopädie-Betriebe boomen heute", weiß er von einem Kollegen, "denn die Billigschuhketten treiben ihnen die Kunden in die Arme." Der Grund warum die Leute schlechte Schuhe tragen, kann sich Michael nur so erklären: "Das Hirn ist zu weit von den Füssen entfernt!" Dafür hat der Schuhmachermeister einen Werbeslogan erfunden: "Achten Sie auf Ihre Füße, Sie haben nur ein Paar!"

Trotz der schwierigen Zeiten erinnert sich Michael Kummer gerne an die Gemütlichkeit des Familienbetriebes, als noch drei Generationen gemeinsam in der Werkstätte tätig waren. Es war ein sehr geselliges Leben, vor allem die Männer aus der näheren Umgebung kamen gerne vorbei. Sie erzählten ihre Kriegsgeschichten, manchmal so oft, dass Michael mit dem Namen des Feldwebels aushelfen konnte. In der Werkstatt spielte man auch Karten, man trank ein Glaserl Wein und es wurde geraucht, dass die Luft zum Schneiden dick war. Und natürlich die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht.

Auf großem Fuß leben

Gerne erzählte man sich in der Runde auch die Geschichte, wie ein Kunde einmal ein Paar Schuhe nach der neuesten Mode verlangt hatte. Damals waren die spitz geformten Milano-Schuhe der letzte Schrei. Bei Schuhgröße 50 ein schwieriges Unterfangen. Worauf der Kunde selbst einsah, dass er auf so großem Fuß nicht wandeln könne". "Do kaun i mi in der Kuchl ned amoi umdrahn", meinte er einsichtig und pfiff auf die neueste Mode aus Italien.
Ein anderes Mal kam der Tischlermeister, der auch Särge anfertigte, zu Besuch. Er beklagte sich darüber, dass bei ihm momentan gar nichts los sei. "Sogar dem Nachbarn gehts wieder besser!"

Eine nicht ganz ernst gemeinte Anmerkung in eigener Sache: Ingrid Schramm pfeifft auf die neueste Schuhmode und bedauert, dass sie mit ihren Stöckelschuhen schon längst von der Bühne abgetreten ist. Andrea Glatzer schwört auf Plateau-Schnürboots, Ingrid würde diese nicht einmal im Finstern tragen.

Die Geschichte ist Teil des Buches "Pannonische Schicksalslinien".

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