2 Jahre Haft für Andau-Schlepper
24 Frauen und Männer wie Tiere in Kastenwagen gepfercht!
„Wahnsinn. Grauenhaft. Eingepfercht wie Tiere. Mit Luftnot. Kein Wasser. Kein Essen. Und nackte Angst“. So schildern „geschleppte“ Syrer ihr Martyrium. Stundenlang befanden sich 24 Frauen und Männer im Laderaum eines Kastenwagens. Übereinander kauernd. Durchlebten eine Odyssee von Serbien über Ungarn nach Österreich. In rasanter Fahrt. Das Ticket in den „goldenen Westen“ kostete mehrere tausend Euro. Pro Person! Ehe die illegalen Emigranten in Andau von der Polizei entdeckt worden sind. Trotz Flucht konnte der Täter ausgeforscht und verhaftet werden. Er verantwortete sich mit einem Lügengebilde sowie einem Geständnis vor dem Landesgericht Eisenstadt. 2 Jahre Haft, so das nicht rechtskräftige Urteil.
ANDAU. Das schnelle Geld ist für global agierende kriminelle Organisationen Motivation genug, immer wieder Schlepper anzuheuern. Wie auch am 30. April. Wo ein 28-jähriger Syrer aus Deutschland als Lenker einer Schmuggeltour agierte. Vor Gericht mimte der vierfach vorbestrafte Täter selbstverständlich das „arme Unschuldslämmchen“. Erklärte, dass er nur seinen Bruder illegal über die Grenze holen wollte. Doch dann waren plötzlich und völlig unerwartet 24 fremde Personen im Laderaum seines Kastenwagens. Sachen gibt‘s...
Der große Unbekannte namens "Ali"
Sein Kontaktmann, also der angebliche Hauptakteur des Schlepperringes, war der große Unbekannte namens „Ali“, den er natürlich nicht näher kannte. „Ali“ war es auch, der den gemeinsamen WhatsApp-Kontakt blockierte und sich nie wieder bei ihm meldete. Also spurlos verschwand. Zudem sei er, der Angeklagte, nur deshalb aus Deutschland angereist, immerhin satte 13 Stunden - um dann lediglich 5 Minuten mit dem Schmuggelauto zu fahren, und zwar von Ungarn über die Grenze nach Österreich. Länger sei er mit dem Kastenwagen nicht unterwegs gewesen. Es war nur eine sehr kurze Strecke. Den Passagieren sei es gut gegangen. Niemand hat sich beschwert. Sonst hat er nichts gemacht.
"Erzählen sie mir nicht so einen Unsinn!"
„Erzählen sie mir nicht so einen Unsinn“, hatte die Richterin schließlich das Märchenkonstrukt, die Ausreden und Lügen satt. Harsch fuhr sie fort: „Zeugen erzählen eine ganz andere Geschichte. Zudem gibt es Videoaufnahmen von einem überwachten Parkplatz, ausgewertete Handy-Daten und Auflistungen von ungarischen Mautstellen...!“ All diese Fakten widersprachen den Aussagen des Angeklagten, der dann kleinlaut erklärte: „Ich habe die Wahrheit gesagt. Das ist alles, was ich zu sagen habe!“
Widersprüche durch ausgeklügelte Fragen
So einfach machte es ihm die scharfsinnige Richterin aber nicht. Durch ausgeklügelte Fragen und Vorhalt von Fakten brachte sie den Täter immer wieder in Erklärungsnot und trieb ihn in die Enge. Mangels glaubwürdiger Argumente verstrickte sich der Syrer dann stets in massive Widersprüche. Wie etwa, als ihn die Richterin zu seinen Aufenthaltsorten ansprach.
...nicht ,ER' war dort, "nur" sein Handy
Während der Täter analysierend und ausführlich erklärte, in Wien gewesen zu sein aber niemals an der serbisch-ungarischen Grenze - konfrontierte ihn die Frau Rat mit Digital-Ortungen seines Handys. Die zeigten das genaue Gegenteil. Als der Angeklagte neuerlich den Aufenthalt in Südosteuropa energisch dementierte, konterte die Richterin: „Ok. Dann war nicht ,ER‘ dort, sondern nur sein Handy...“.
Atemnot, Angst und Verzweiflung
Zwei Zeugen, die vom Schlepper nach Österreich geschleust worden sind, sagten unisono aus, dass es sich bei dem Angeklagten eindeutig um den Fahrer, also Schlepper, handelte und die rund 4 Stunden lange Fahrt auf der Ladefläche des Kastenwagens schrecklich war. Das Schlimmste sei die Atemnot gewesen, ob zu geringer Frischluftzufuhr. Die Schlagworte der Zeugen: „Zusammengepfercht. Auf engstem Raum. Ohne Pause. Stickig. Kein Stopp zur Verrichtung der Notdurft. Angst und Verzweiflung!“
In Handschellen aus dem Gerichtssaal
Nach einer Orgie von Lügen und Ausreden bekannte sich der Angeklagte zwar schuldig, aber eben nur „in seiner Märchenwelt“. Nach Erläuterungen der Staatsanwaltschaft von der erfundenen Bruder-Story über eindeutige Nachweise, dass er derjenige war, der die 24 Personen stundenlang durch Ungarn nach Österreich gekarrt hatte, fällte das Schöffengericht das nicht rechtskräftige Urteil von 2 Jahren unbedingte Haft. Somit wurde der Täter wieder in Handschellen aus dem Saal 1 des Landesgerichts abgeführt.
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