Schlepperfahrt nach Nickelsdorf
43 Personen auf fünf Quadrameter wie Vieh zusammengepfercht

In Handschellen vorgeführt wurde ein Franzose, der 43 Personen, darunter 7 Kinder, unter qualvollen Umständen in einem Kastenwagen schleppte. | Foto: Heigl
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„Zusammengepfercht wie Vieh“, so der Staatsanwalt. „43 Personen, darunter 7 Kinder!“ Todesangst auf fünf Quadratmeter in einem Kastenwagen. Stundenlang während einer Schlepperfahrt nach Nickelsdorf. Durchgeführt von einem vorbestraften, skrupellosen Franzosen. „Aus Angst“, wie er im Landesgericht Eisenstadt erklärte. „Ich hatte 3.000 Euro Spielschulden. Mein Auftraggeber ließ mich deshalb entführen und zwang mich zwecks Schuldentilgung zu diesem Transport!“

EISENSTADT/NICKELSDORF. Aufgrund des fundierten Strafantrages des Staatsanwaltes widerrief der beschuldigte Franzose, 40, gelernter Elektrotechniker, seine „schuldbefreienden Aussagen“ vor der Polizei. Zeigte sich im Saal 1 des Landesgerichtes Eisenstadt überraschenderweise „vollinhaltlich geständig“ und übernahm die Verantwortung für sein Verbrechen.

"Nichts mit Schlepperei zu tun!"

Laut Ankläger wurde ein gemieteter Kastenwagen im Rahmen einer Kontrolle am 30.10. in Nickelsdorf angehalten. Der Lenker war alleine in dem Fahrzeug und hatte bei einer Erstbefragung „nichts mit Schlepperei zu tun!“ Polizisten nahmen jedoch in dem kleinen Laderaum sowohl intensiven Schweißgeruch wahr, als auch auffällige Schmutzspuren. Zudem entdeckten sie herausgekratzte Tür-Gummidichtungen.

Video zeigt 43 Migranten, darunter 7 Kinder

Einwandfreie Zeichen für einen Menschenschmuggel unter schrecklichen Bedingungen. Der Verdacht erhärtete sich, als die Polizisten das beschlagnahmte Handy des Fahrers auswerteten. Darauf fanden sich Videos und Fotos, die insgesamt 43 Personen zeigten, darunter sieben Kinder. Und zwar beim Einsteigen in den Kastenwagen an der ungarisch/serbischen Grenze sowie beim Aussteigen in Ungarn, kurz vor österreichischem Bundesgebiet. Diese Bildbeweise für die erfolgte Schleusung wurden nachweislich an die Auftraggeber der kriminellen Organisation versendet.

Den fundierten Vorwürfen des Staatsanwalts (Foto links) widersprach der Angeklagte nicht. Zeigte sich vor Richterin Halper-Praunias und Präsident Dr. Karl Mitterhöfer geständig. | Foto: Heigl
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Qualvoll wegen akutem Luftmangel

Als „besonders qualvoll“ bezeichnete der Staatsanwalt den Transport der 43 Personen. Vor allem deshalb, weil sie „über Stunden unter akutem Luftmangel litten! Deshalb haben sie während der Fahrt auch die Gummidichtungen der Türen herausgerissen!“ Der wegen Betruges, Körperverletzung, Waffenmissbrauch und schweren Diebstahl bereits 4-fach vorbestrafte Franzose widersprach nicht, stellte aber fest: „Ich habe nicht gewusst, wie viele Personen eingestiegen sind!“

Schleuser hatte Angst vor Auftraggeber

Er wäre am Abholpunkt im Fahrzeug sitzengeblieben und habe daher, „nichts gesehen, da es Nacht und stockdunkel war!“ Zudem sei alles sehr schnell gegangen. Bei dem mehrstündigen Transport „bin ich langsam und vorsichtig Richtung Burgenland gefahren. Kurz vor der österreichischen Grenze sind die Migranten dann in Ungarn ausgestiegen!" Auf die Frage von Richterin Halper-Praunias, was sein Motiv war, antwortete der Angeklagte: „Angst. Dass mir oder meiner Frau etwas Schlimmes passieren wird!“

Wegen Spielschulden entführt und bedroht

Und zwar deshalb, weil er beim Auftraggeber der Schleusung 3.000 Euro Spielschulden hatte. Eines Tages wurde „ich im Großraum Straßburg von 4 bis 6 Personen an einen entlegenen Ort entführt. Dort kam es zu massiven Drohungen, sollte ich diesen Menschenschmuggel nicht machen. Als Gegenleistung für die Schleppung, so sagte man mir, wären dann meine Spielschulden erloschen! Ich stand somit massiv unter Druck. Habe mich gefürchtet!“

2,5 Jahre Haft für den Menschenschmuggler

Spruch des Schöffensenats nach rund zwei Stunden Verhandlungsdauer: Schuldig! 2,5 Jahre Haft. Unbedingt. Zudem muss der Täter 250 Euro Prozesskosten bezahlen. Sein Handy wurde konfisziert. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Die von ihm geschleusten Personen, die zu Fuß die Grenze überquerten und im Burgenland aufgegriffen werden konnten, identifizierten den Franzosen auf Lichtbildern eindeutig als den Fahrer des Kastenwagens. Auf ihre Zeugenaussagen wurde, ob des Geständnisses des Angeklagten, verzichtet.

Diese Woche insgesamt 13 Prozesse

Dass die Schleppung von Illegalen die burgenländische Justiz - wie bereits seit Monaten - nach wie vor schwer beschäftigt, zeigt sich auch in der Kalenderwoche 3. Insgesamt stehen 13 Schleuserprozesse am Verhandlungsplan...

In Handschellen vorgeführt wurde ein Franzose, der 43 Personen, darunter 7 Kinder, unter qualvollen Umständen in einem Kastenwagen schleppte. | Foto: Heigl
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