Notarzthubschrauber Zurndorf
Protest von Bürgerinitiative Friedrichshof

- An- und Abflugradius des Hubschraubers mit Landeplatz beim Friedrichshof im Gemeindegebiet von Zurndorf
- Foto: Gemeinde Zurndorf
- hochgeladen von Kathrin Santha
Entgegen der Behauptungen von Bürgermeister Werner Friedl, dass sowohl die Anwohnerinnen und Anwohner im Ortsgebiet von Zurndorf als auch am Friedrichshof vom vergangene Woche präsentierten Plan zur Errichtung eines Hubschrauber-Landeplatzes am Gebiet des Friedrichshofes zufrieden bzw. großteils erfreut sind, melden sich heute die Bewohnerinnen und Bewohner des Friedrichshofs bei den RegionalMedien mit Protest dagegen.
ZURNDORF. Vielmehr hätten sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Geschäftsführung des Friedrichshofs von der Errichtung erst durch Bekanntgabe in den RegionalMedien am vergangenen Freitag erfahren, bringt es Magdalena Garnitschnig-Picker für die gegründete Bürgerinitiative Friedrichshof auf den Punkt.
Keine Informationen erhalten
Es hätte vorher keinerlei Kontakt oder Information zu diesem Projekt gegeben, weder von der Gemeinde Zurndorf noch vom Land Burgenland, dem Bezirk Neusiedl oder dem zukünftigen Betreiber.
"Die von Bürgermeister Werner Friedl kolportierte Zustimmung des Friedrichshofs und seiner Bewohner entspricht nicht den Tatsachen. Wie wir erfahren haben, wurden auch alle in diesem Zustimmungsverfahren beteiligten Parteien (z. B. die Jägerschaft) dahingehend falsch informiert", so die Bürgerinitiative.
Entscheidung vom Land Burgenland
Das geplante Projekt soll nach Information der Bürgerinitiative nach auch nicht im Gemeinderat vorgebracht worden sein. Dazu erklärt Friedl auf Anfrage der RegionalMedien:
"Für dieses Projekt liegt die Entscheidung beim Land Burgenland, der Gemeinderat hat damit nichts zu tun. Ich bekam lediglich die Auskunft, dass der Landeplatz am Gebiet des Friedrichshofs realisiert werde – es handelt sich aktuell um ein als Schottergrube gewidmetes Gebiet. Aber natürlich bin ich froh, wenn die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Bezirk damit noch besser gewährleistet werden kann."
ÖAMTC sorgt für Transparenz
Alexander Heller, prov. Vorstand der Abteilung Gesundheit im Land Burgenland erklärte gegenüber den RegionalMedien, dass eine Information seitens des ÖAMTC noch nicht möglich gewesen sei, da erst vorige Woche der endgültige Zuschlag für den Bau des Landeplatzes am Friedrichshof fiel. Dies bestätigt Ralph Schüller vom ÖAMTC Mobilitätszentrum und erklärt außerdem:
"Bei der Vergabe eines Stützpunktes Nordburgenland war die Bedingung, diesen im Umkreis von maximal 8 Kilometer von Gols zu errichten."
Dahingehend wurden dem Land Burgenland Standorte in Gols und Zurndorf vorgelegt. Das Land entschied sich für Zurndorf. Da das Gemeindegebiet von Zurndorf hinsichtlich Windkraftanlagen und ausgedehnten Naturschutzgebieten eingeschränkt ist, wurde der Standort beim Friedrichshof festgelegt. Der Stützpunkt wird dabei rund 500 Meter vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt errichtet, dies sei im Vergleich zu anderen der insgesamt 17 Stützpunkte in Österreich durchaus weit entfernt, so Schüller. Außerdem werden die Anflugsschneisen nicht über bewohntem Gebiet liegen und als zusätzlicher Lärmschutz soll ein Erdwall zur bewohnten Seite errichtet werden. All diese Faktoren möchte der ÖAMTC im Zuge einer Informationsveranstaltung allen Interessierten präsentieren. Zudem soll beim Termin ein Hubschrauber – der genutzte Typ Airbus H135 gilt als leisester seiner Klasse – vor Ort abheben, um die tatsächliche Lärmbelastung erkennbar zu machen.
"Bei unserem letzten Bau in St. Michael 2020 gab es anfangs ebenfalls Bedenken, diese haben wir im Zuge von transparenter Aufklärung versucht auszuräumen und bis heute gab es keinerlei Beschwerden", erklärt Schüller das Engagement seitens ÖAMTC für Einvernehmen mit allen Beteiligten zu sorgen.
Belastung in ruhiger Wohnsiedlung
"Man muss sich angesichts solcher Methoden und einer solchen Vorgehensweise schon fragen, welche Interessen hier wirklich vertreten werden und warum gerade dieser Standort offenbar um jeden Preis durchgebracht werden muss", stellt die Bürgerinitiative in den Raum.
Dass der Standort im Industriegebiet neben Lutz und Leier "aus Umweltgründen“ und offenbar "wegen den Windrädern“ ausgeschlossen wurde, wirke für sie wie ein Hohn.
"Wir fragen uns, ob der Schutz der Menschen des Friedrichshofs auch irgendeine Relevanz besitzt. So wichtig ein Rettungshubschrauber ist, Einwohner einer ruhigen Wohnsiedlung dem Lärm, dem aufgewirbelten Staub und den Vibrationen ständig auszusetzen, ist nicht vertretbar", sind die Mitglieder der Bürgerinitiative überzeugt und berufen sich dabei auf 1.232 Landezahlen des Christophorus 16 in Oberwart, was in etwa drei Start- und Landevorgängen pro Tag entspräche, hinzu kämen noch Wartungs- und Probeflüge.
10 Prozent der Bevölkerung
Zudem liege der geplante Hubschrauberlandeplatz mitten in der Windrad-freien Flugschneise von Zugvögeln und der hiesigen Vogelwelt. Derzeit hat die Wohnsiedlung Friedrichshof 232 Bewohner und Bewohnerinnen und stellt somit 10 Prozent der Bevölkerung von Zurndorf von rund 2.000 Menschen. Am Friedrichshof befinden sich außerdem zwei Pferdehöfe mit ca. 50 Pferden, die durch den Lärm und die Vibrationen massiv verstört würden. Auch das ansässige sehr gut besuchte Seminarhotel mit internationalen Gästen würde durch die zu erwartende Lärmbelastung beeinträchtigt, sind sich die Mitglieder der Bürgerinitiative sicher und schließen mit:
"Wir wünschen uns eine gute Lösung für dieses ehrenwerte Projekt und sind uns sicher, dass sich dafür auch ein optimaler Standort finden lässt, ohne das Leben von 232 Menschen und Tieren nachhaltig zu stören und zu beeinträchtigen."
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