Naturschutz im Burgenland
"Vogelzug findet ganzes Jahr über statt"

Der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel bietet perfekte Bedingungen für zahlreiche Zugvögel. Lukas Vendler vom Nationalparkzentrum in Illmitz hat sich als Ranger der Erforschung dieser Arten verschrieben.

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ILLMITZ. Der ursprünglich aus Baden stammende Nationalpark-Ranger lebt nun der Arbeit wegen in Frauenkirchen und sieht den Nationalpark als "vergessenen Ort", an dem nachhaltiger Tourismus forciert werden sollte.

Seewinkel als Flughafen für Watvögel

In der aktuellen Jahreszeit – gemeinsam mit dem Herbst – lässt sich der Vogelzug um den Neusiedler See und an den umliegenden Salzlacken hervorragend beobachten. Vendler stellt jedoch klar, dass eigentlich ganzjährig Vogelzug von Nord nach Süd oder umgekehrt stattfindet. Der Frühling bietet aber eine tolle Möglichkeit, viele verschiedene Arten an einem Ort anzutreffen – "der Seewinkel gilt hier als richtiger Flughafen für sogenannte Watvögel, auch als Limikolen bezeichnet", so Vendler.

Der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel bietet ideale Voraussetzungen für Watvögel. | Foto: Kathrin Haider
  • Der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel bietet ideale Voraussetzungen für Watvögel.
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"Die Watvögel mögen flaches Wasser, haben lange Beine und lange Schnäbel. Sie marschieren durch seichte Gewässer und picken Insektenlarven und Krebstiere auf. Das Aussehen der einzelnen Arten lässt daher darauf schließen, ob sie sich eher in seichten oder tiefen Gewässern, wie der Schwan oder tauchfähige Enten, aufhalten."

Aktuell anzutreffen

Ihr Nahrungsangebot finden Limikolen an seichten Gewässern wie Meeresküsten oder eben auch in den Lacken des Seewinkels. Dort fressen sich die Vögel Fettreserven an, um gestärkt weiterzuziehen. Für viele Arten geht der Zug nämlich noch viel weiter nordwärts.

Der Säbelschnäbler ist aktuell häufig in den heimischen Gewässern anzutreffen. | Foto: F. Wengerodt
  • Der Säbelschnäbler ist aktuell häufig in den heimischen Gewässern anzutreffen.
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Ein aktuell typischer Vertreter im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel: Die Uferschnepfe. | Foto: Klaus Schneider
  • Ein aktuell typischer Vertreter im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel: Die Uferschnepfe.
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"Momentan sieht man im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel sehr viele Uferschnepfen. Ein Teil von ihnen bleibt hier und brütet im ungarischen Raum, der andere Teil zieht weiter. Markant und leicht erkennbar ist auch der Säbelschnäbler. Von diesen beiden Arten sind derzeit mehrere Hundert im Nationalpark anzutreffen", erklärt Vendler. „Ein weiteres typisches Bild im frühlingshaften Seewinkel sind die dort watschelnden Graugansfamilien.“

Vogelzug ist immer anders

Der Vogelzug variiert innerhalb der Individuen und ihres Alters“, weiß der Nationalpark-Ranger. Es gibt Vögel, die ihren Zug in einem vollziehen und nur aufgrund flugerschwerender Wetterereignisse unterbrechen müssen. Pfuhlschnepfen sind die Langstrecken-Rekordhalter. Sie fliegen teilweise von Alaska nach Neuseeland - ohne Landemöglichkeit.

Der Ranger empfiehlt, den Vogelzug zu verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten. | Foto: Kathrin Haider
  • Der Ranger empfiehlt, den Vogelzug zu verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten.
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"Hat man den Vogelzug im Frühling beobachtet, empfiehlt sich ein Wiederkommen im Herbst auf jeden Fall. Denn dann halten sich andere Arten im Gebiet auf – wie in den letzten Jahren etwa tausende Kraniche aus dem benachbarten Ungarn."

"Black Sea–Mediterranean Flyway"

Die Routen und Zeiten sogenannter "Traditionszieher" lassen sich ziemlich genau vorhersagen. Doch es gibt auch flexiblere Arten, die je nach Wetterbedingungen früher oder später auftauchen. Die Vögel, die hier durchziehen fliegen entlang des "Black Sea–Mediterranean Flyway", das heißt, viele von ihnen ziehen bis nach Nordrussland. Der Bienenfresser z. B. würde in den kalten Monaten keine Nahrung im Seewinkel finden und verbringt daher den Winter in den Steppen Afrikas, wo er Nahrung und günstige klimatische Bedingungen vorfindet.

Bienenfresser ziehen im Winter in wärmere Gefilde zur Futtersuche. | Foto: Klaus Schneider
  • Bienenfresser ziehen im Winter in wärmere Gefilde zur Futtersuche.
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"Vögel kennen keine politischen Grenzen"

Im Rahmen von Beringungsaktionen erfolgt der Austausch mit Forschungsstationen weltweit. Beringungsdaten geben Aufschluss über das Zugverhalten einzelner Individuen. Vom Nationalpark besenderte Gänse können wie viele weitere Vögel weltweit über eine App nachverfolgt werden. Die Frage nach „gehört ein Vogel hierher in die Region oder nicht" beantwortet der Ranger pragmatisch: „Ein Vogel fliegt, er hat Flügel, er kann weite Strecken zurücklegen, politische Grenzen existieren für Vögel nicht." Trotzdem gibt es natürlich Arten, die ohne menschliches Zutun nicht in bestimmte Gefilde kämen. Dazu gehören Arten, die beispielsweise in Parklandschaften und Teichen angesiedelt wurden.

Vendler und sein Team schätzen den ständigen Wandel in der Naturbeobachtung. | Foto: Kathrin Haider
  • Vendler und sein Team schätzen den ständigen Wandel in der Naturbeobachtung.
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„Nichts ist beständiger als der Wandel"

Veränderte Flugrouten lassen sich nicht nur auf den Klimawandel reduzieren. Entscheidend sind Nahrungsangebot und von Menschenhand gemachte Veränderungen der Landschaft.

„Das ist das Spannende in der Naturbeobachtung: Veränderungen sind nicht gänzlich prognostizierbar, es gibt immer wieder Überraschungsmomente. Man stellt fest, dass sich Dinge bzw. Tatsachen verändern – der Wandel ist beständig", beschreibt Michaela Kojnek, Öffentlichkeitsarbeit Projektkoordination Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel, ihre Arbeit.

Der Ranger empfiehlt, den Vogelzug zu verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten. | Foto: Kathrin Haider
  • Der Ranger empfiehlt, den Vogelzug zu verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten.
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Der Wasserstand – vor allem in den Salzlacken – hat zudem Einfluss auf das Nahrungsangebot der Zugvögel. Dementsprechend sind nach niederschlagsreichen Wintern die Vögel rasch an wasserführenden Lacken zu finden. Dabei ist zu erwähnen, dass ein Wasserrückgang im Neusiedler See nicht kausal mit dem Verschwinden der Salzlacken einhergeht.

Achtsamkeit in der Natur

Finden die Vögel kein Wasser in den natürlichen Salzlacken, weichen sie auf andere Wasserflächen aus – wie etwa den Darscho oder den St. Andäer Zicksee. Deswegen ist es wichtig, Distanz zu wahren und das Wegegebot einzuhalten.

"Abenteurer" im Nationalpark

Während früher jede neue Art eine Besonderheit war, finden sich auch noch heute jedes Jahr  im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel immer wieder "herausragende Persönlichkeiten" der Vogelwelt. So machte 2019 ein Pelikan zwei Wochen Urlaub am See, um danach weiterzuziehen, oder auch Flamingos und ein Jungfernkranich – aber seht selbst:

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