Spielsüchtiger im Bezirk Neusiedl
Vom Versicherungs-Vertreter zum 400.000 Euro Betrüger
Tiefer Fall eines seriösen Versicherungs-Vertreters. Der mittels illegaler Handy-Signaturen in hunderten Fällen zum Großbetrüger mutierte. Gesamtschaden inklusive ergaunerter Privatdarlehen von Freunden: rund 400.000 Euro. Und das alles wegen seiner Spielsucht. In diesem Prozess im Landesgericht Eisenstadt wurde auch gleich eine schwere Körperverletzung mitverhandelt.
NEUSIEDL. Seit mehr als 10 Jahren borgte sich der Angeklagte aus dem Bezirk Neusiedl Geld von seinen Freunden. Unter verschiedensten Vorwänden. Manche der Bekannten nahmen sich sogar einen Kredit auf, um helfen zu können. Vertrauten dem Mann, versprach er doch pünktliche Rückzahlungen. Dass es sich dabei um leere Lippenbekenntnisse handelte, merkten die Opfer erst im Laufe der Zeit. Von der Spielsucht des Burgenländers hatte nämlich keiner Kenntnis.
Vertrauensvolle Position missbraucht
Die Summe von insgesamt rund 100.000 Euro reichte dem Beschuldigten aber nicht, also suchte er nach einer weiteren Einnahmequelle. Die bot sich dem 45-Jährigen im Rahmen seines Jobs bei einer großen Versicherung. Als „Registration-Officer“ durfte er nämlich ab 2020 über „A-Trust“ sogenannte Handy-Signaturen ausstellen. So kam er auf die Idee, über E-Government und Finanz-Online an das Geld von anderen Personen zu gelangen.
Auch Salzburger Fußballspieler unter Opfern
Und zwar über noch nicht eingeforderte Steuer-Rückzahlungen in mindestens 225 Fällen. Dafür manipulierte er die offiziellen Eingaben, fügte zwecks Auszahlung eigene Konten hinzu und ließ sich auf diesem Wege bis 2022 insgesamt 288.914,48 Euro überweisen. Unter anderem auch von einem Salzburger Fußballspieler. Den er ausgewählt hatte, weil das sein „Lieblingsspieler“ ist. Keines der Opfer hatte Ahnung von den betrügerischen Handlungen im Hintergrund.
Operation nach Faustschlag
Zum Vorwurf des gewerbsmäßig schweren Betruges kam im Prozess im Saal 6 des Landesgerichtes Eisenstadt auch eine schwere Körperverletzung hinzu. Weil der inzwischen als Kellner tätige Angeklagte am 21.11.22 einem Gast nach der Sperrstunde einen Faustschlag ins Gesicht verpasst hatte. Das Opfer musste an der Nase operiert werden. Auf die Frage von Richterin Dr. Karin Lückl bezüglich seiner Verantwortung erklärte der Beschuldigte: „Ich bin für alle Punkte verantwortlich!“
Mit Bitcoin-Wetten alles verloren
„Was haben sie mit dem Geld gemacht?“ „Mit einem sehr kleinen Teil wurden Schulden zurückbezahlt. Den Großteil habe ich in Bitcoins investiert, aber mit Wettmöglichkeit. Dabei habe ich leider nie Gewinn gemacht, sondern alles verloren!“ „Wie stellen sie sich ihre Zukunft vor, wie soll es weitergehen?“ „Ich bin seit 8. Juli in Therapie. Wegen der Spielsucht und auch wegen meines schlechten Gefühls, was ich so vielen Leuten angetan habe!“
Ich werde mein Leben lang Schulden zahlen
Bezüglich Schadenswiedergutmachung sagte der Angeklagte: „Mir ist bewusst, dass ich mein Leben lang Schulden zurückzahlen werde. Ich gebe mein Bestes!“ Seine Anwältin, Ina-Christin Stiglitz, wies auf das reumütige Geständnis ihres Mandanten hin, ebenso auf die freiwillige Mitarbeit im Rahmen der Aufklärung und erbat, auch ob der bisherigen Unbescholtenheit ihres Klienten, ein mildes Urteil.
3 Jahre teilbedingte Haft
Nach Beratung verkündete der Schöffensenat das Urteil: 3 Jahre Haft, davon zwei Jahre bedingt. Drei Handys und 65 SIM-Karten, die für die illegalen Handy-Signaturen verwendet worden sind, unterliegen der Beschlagnahmung. Da viele Opfer bereits in Vorverhandlungen Exekutionstitel für die offenen Beträge erwirkt haben, wurde der Beschuldigte in diesem Prozess nur zur Rückzahlung von zwei Summen verdonnert. Zudem muss er 700 Euro Schmerzensgeld an den von ihm verprügelten Gast bezahlen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.
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