Barrierefreiheit
Georg Tischler testet Situation in Neusiedl am See
Wie leicht ist es im Burgenland für Menschen im Rollstuhl, einen Behördenbesuch zu absolvieren oder auf eine spontane Melange zu gehen?
NEUSIEDL AM SEE. Paralympics-Sieger Georg Tischler und die GRÜNE Landessprecherin Regina Petrik machten den Test in der Bezirkshauptstadt Neusiedl am See.
Hauptproblem: fehlende Toiletten
"Wir wollen Mängel aufzeigen, die sehr leicht behoben werden können – etwa mit einer mobilen Rampe. Es gibt aber auch strukturelle Mängel und die dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden", erklärte Petrik.
Diese strukturellen Mängel seien hauptsächlich fehlende barrierefreie Toiletten.
"Wenn ich nach Neusiedl einkaufen gehen will, habe ich immer im Hinterkopf, dass es hier fast gar keine WCs gibt. Da macht das Einkaufen oder der Restaurantbesuch keine Freude und ich fahre woanders hin", erzählte der Paralympics-Sieger Tischler aus Gols, der seit 1977 im Rollstuhl sitzt.
Das Rathaus hätte im Innenhof zwar ein barrierefreies WC, dieses sei aber nur zu den Amtsstunden erreichbar, ärgerte sich Tischler. Das erst vor kurzem errichtete öffentliche WC beim Seebad sei hingegen erst gar nicht barrierefrei. "Wir fordern, dass bei allen Bauvorhaben Sachverständige für Barrierefreiheit einbezogen werden", sagte Petrik. Positiv bewerteten Tischler und Petrik dahingehend die öffentlichen Gebäude, diese seien vorbildhaft umgebaut worden.
Böhm setzt auf "bauliche, gestalterische und kommunikative Barrierefreiheit"
Dem Vorwurf entgegnete Bürgermeisterin Elisabeth Böhm auf Nachfrage der RegionalMedien:
"Im Seebad bzw. im Parkplatzbereich des Seebades wurde mit dem öffentlichen WC-Container sehr wohl auch ein barrierefreies WC installiert."
Dieses befinde sich direkt neben dem Lokal „La Takeria“ und sei entsprechend gekennzeichnet. Das Schloss werde in Kürze in ein Euro-Key Schloss umgewandelt, so Böhm, was Petrik auch erfragt hätte und daher wüsste.
Die Stadtgemeinde befinde sich zudem bereits in einer Evaluierung mit dem ÖZIV, um die weitere Barrierefreiheit in der Stadt mittels eines Etappenplanes umzusetzen.
Geprüft und evaluiert werden dabei die bauliche, gestalterische und kommunikative Barrierefreiheit in Neusiedl am See.
Der Straßenraum zum Beispiel wurde bereits dokumentiert und weitere empfohlene Maßnahmen schrittweise umgesetzt.
Am eigenen Leib erfahren
Der Anstoß, sich als Abgeordnete selbst einen Tag in einen Rollstuhl zu setzen, kam von behinderten Menschen selbst, so Petrik. "Vor zwei Jahren schon wurde mir gesagt: setz dich mal einen Tag rein und geh mit uns mit. Dann siehst du aus unserer Sicht, wie es uns dabei geht", erklärte Petrik ihre Motivation für das Projekt. Eine ihrer Erfahrungen:
"Es sind viele Kleinigkeiten, die gar nicht bedacht werden. Eine Dame hat zum Beispiel ihr Fahrrad vor der Apotheke abgestellt, sicher ohne böse Absicht. Aber für mich war es umso schwerer, die Rampe zu benützen."
Diese und viele andere Erfahrungen werde Petrik in den Landtag mitnehmen.
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