Interview mit Olympia-Seglerin Barbara Matz
"Habe eigentlich spät mit dem Segeln begonnen"
Erst durch die Sportwoche in der Schule kam die Neusiedlerin Barbara Matz zum Segeln, nun steht sie kurz vor ihren ersten olympischen Spielen in Tokio.
NEUSIEDL. Die Bezirksblätter trafen das Nachwuchs-Talent zum Interview.
BEZIRKSBLÄTTER: Wann hat die Segel-Leidenschaft begonnen?
BARBARA MATZ: Eigentlich hat es mit den Landschulwochen in der Volksschule begonnen. Wir hatten Segeln und Tennis in der Sportwoche. Da hat mir das Segeln sehr gefallen und dahingehend habe ich beschlossen, dass ich in die Sporthauptschule in Neusiedl gehen möchte. Dort habe ich das Sportfach Segeln genommen. Der Trainer damals war Stefan Hess [Hess Sailcoaching in Neusiedl] und der hat mich dann richtig für das Segeln begeistert. Wir hatten dann, wie in jeder Sporthauptschule üblich, auch spezielle Sportstunden.
Wann war dein erster großer Wettkampf?
2011 bin ich meine erste Regatta am Neusiedler See im Bundesleistungszentrum (BLZ) gefahren. Das war in der Klasse Zoom8, einer Jugendbootsklasse, drei Jahre lang, und danach bin ich auf die Disziplin „Laser Radial“ umgestiegen. Darin wurde ich dreimal Jugendmeisterin und einmal Staatsmeisterin. Es ist auch schon eine olympische Bootsklasse. 2017, nach dem olympischen Jahr, bin ich in die Disziplin „Nacra17“ eingestiegen. Gemeinsam mit Tom [Thomas Zajac] trete ich in dieser Disziplin auch bei der diesjährigen Olympia in Tokio an.
Was ist dein/euer persönliches Ziel für Tokio?
Im Segeln ist es so, dass man Wettfahrten bestreitet. Im Endeffekt fährt man im Kreis um einen Bojenkurs. Wir haben drei Wettfahrten am Tag, die dauern jeweils etwa 30 Minuten, eine Wettfahrt sind zwei Runden. Insgesamt sind es 12 oder 15 Runden inklusive einer „Medal Race“ – also einer finalen Wettfahrt. Es herrscht ein „Low Point System“, also der mit den wenigsten Punkten gewinnt. Für den ersten Platz gibt es einen Punkt, für den zweiten zwei usw. und so sammelt man für jede Wettfahrt Punkte und je weniger Punkte man hat, desto besser ist man eigentlich gefahren. Daraus ergibt sich dann auch die Rangliste. Im Rennen fahren 15 Boote mit, wirst du letzter bekommst du 15 Punkte, wirst du erster einen. Im Endeffekt geht es dann um die Platzierung, oft sind die Treppchen-Platzierungen auch punktegleich. Das ist dann immer sehr knapp. Unser Ziel ist erstmal das „Medal Race“ zu erreichen, dort gibt es doppelte Punktezahl. Ins „Medal Race“ kommen die besten zehn von den 20 Teams.
Gibt es in deiner Familie auch eine Segel-Leidenschaft?
Nein, gar nicht. Meine Eltern sind Nicht-Segler, hatten überhaupt keinen Plan vom Segeln. Für sie war es daher auch ein Abenteuer, es war alles neu, sowohl für mich als auch meine Eltern, da wir den Sport vorher nicht kannten. Heute sind sie sehr stolz, mein Papa hat dann auch mit mir den A-Schein gemacht, und hat dadurch das Segeln ein bisschen kennengelernt quasi.
Wie hast du die Schule und das Segeln vereinbart?
Ich hab 2017 in Neusiedl in der HAK maturiert. Neben der Matura habe ich damals gemeinsam mit Thomas Zajac begonnen, eine Olympia-Kampagne zu segeln. Ich hab zu ihm gesagt: "Ich segel sehr gern mit dir, aber ich muss noch irgendwie die Matura schaffen". Zudem hatte ich meinen Lehrern versprochen, nachdem ich vor Weihnachten schon ein Monat lang wegen einer Weltmeisterschaft nicht in der Schule war, mir nicht mehr fürs Segeln frei zu nehmen. Das war dann eine etwas lustige Geschichte. Aber meine Lehrer haben es schließlich verstanden und ich bekam trotzdem frei fürs Segeln. Dafür war ich sehr dankbar. Andi Geritzer war ja auch an meiner Schule und er war zu der Zeit auch mein Trainer, deswegen hat das damals gut geklappt. Er musste nur schauen, dass die Noten passen, dann war das kein Problem.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Nach dem Schulabschluss habe ich mir selbst gesagt „ich bin noch jung und habe die einmalige Chance bekommen, mit Tom – er hat bei den letzten Olympischen Spielen mit Tanja Frank eine Bronze-Medaille bekommen – zu segeln“. Er war für mich und die anderen Jugend-Segler wie ein Superstar, er ist schon ein großes Vorbild. Und deswegen habe ich beschlossen, "ich investiere die Zeit jetzt ins Segeln, ich versuche so viel zu lernen wie nur möglich".
Ich hatte auch sehr viel Aufholbedarf, denn eigentlich beginnt man bereits mit sechs Jahren zu segeln, nicht wie ich mit 12 oder 13. Deswegen habe ich mich voll in das Olympia-Segeln reingestürzt und es war für mich eigentlich ein „von null auf hundert“-Start. Denn von jetzt auf gleich hast du täglich Trainings, du bist fast nur mehr am Reisen, nur mehr auf Trainingslager, kommst nur noch kurz nach Hause. Am Anfang war das sehr ermüdend, ich habe zu Beginn der Trainings fast jeden Tag 12 Stunden durchgeschlafen. Man kann alles noch nicht richtig verarbeiten. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, aber am Anfang ist es einfach viel auf einmal gewesen.
Und abschließend, was sagst du zu den Olympia-Dressen?
Ich habe die Ehre gehabt, dass ich bei der Präsentation dabei sein durfte. Ich finde sie sehr cool, für mich war das etwas sehr besonderes, da ich diese Situation einfach noch nicht kenne und deswegen freue ich mich schon sehr auf die Einkleidung am Mittwoch. Etwas schade finde ich es, dass wir nur eine Lederhose bekommen haben und kein Dirndl, aber ja.
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