Olympische Spiele 2021
Lena Grabowski im Interview
Aus dem Bezirk Neusiedl zum Olympischen Feuer nach Tokio.
TOKIO/PARNDORF. Die Parndorfer Schwimmerin Lena Grabowski erzählte den Bezirksblättern kurz vor ihrem Abflug nach Tokio wie ihre Leidenschaft entstand und was ihre Ziele nach den Spielen sind.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie geht es dir so kurz vor den Spielen?
LENA: Ich denke, die Nervosität kommt dann eher so mit der Einkleidung und der Verabschiedung. Jetzt war noch nicht so viel offizielles. Die Einkleidung ist am 7. Juli und die Verabschiedung meines Wissens nach am 8. Juli.
Reist du alleine oder mit deinem Trainer bzw. wie läuft die Anreise ab?
Wir fliegen gemeinsam mit dem olympischen Team am 19. Juli weg, also alle Schwimmer. Manche Athleten fliegen auch schon früher. Aber wir haben leider wegen Corona keine Möglichkeit, irgendwo in der Nähe von Tokio zu trainieren. Deshalb fliegen wir erst am 19. und schwimmen dann im offiziellen Pool dort. Und bis dahin trainieren wir in der Südstadt [Bundessport- und Freizeitzentrum Südstadt].
Stichwort Trainingsort: Was sagst du zur Situation von deinem Heimschwimmbad, dem Hallenbad Neusiedl?
Ich weiß leider auch nichts näheres, da warte ich wie alle anderen sehnlich auf Informationen. Es tut mir weh, sehen zu müssen, dass das Hallenbad geschlossen hat und damit keiner aus dem Bezirk die Möglichkeit hat, in der Nähe schwimmen zu lernen. Im Sommer ist es natürlich leichter mit den Freibädern, aber es ist trotzdem nicht das selbe. Es tut mir leid um die Kinder, die jetzt die Möglichkeit verpassen, so schwimmen und den Sport lieben lernen zu können, wie ich. Das tut mir im Herzen weh. Es bedeutet mir sehr viel, dass der Sport mehr geschätzt wird, doch das geht jetzt immer mehr verloren.
Wann hat dich das Schwimmfieber gepackt?
Da ich ja in Parndorf wohne ist der Neusiedler See nicht weit weg. Viele Bekannte von uns haben auch Pools, deshalb wollten meine Eltern, dass ich schwimmen kann. Deswegen kam ich nach Neusiedl zur Schwimmunion, um dort meinen Schwimmkurs zu machen. Den ersten Schwimmkurs musste ich sogar wiederholen, weil ich nicht untertauchen wollte. Am Anfang, im Kindergartenalter, war ich noch kein Fan vom Schwimmen, da hat es mir noch keinen Spaß gemacht und ich habe sogar kurz aufgehört.
Ein, zwei Jahre später wollte ich dann wieder schwimmen lernen und da hat es mir so sehr Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben und immer weiter aufgestiegen bin. In der ersten Trainingsgruppe von der Schwimmunion war ich in der ersten Volksschule. Meine ersten Jugendstarts bin ich 2013 geschwommen, da war ich in der vierten Volksschule. Da bin ich über 100 und 200 Rücken auch bereits österreichische Meisterin geworden.
Wann sind die Schwimmbewerbe in Tokio geplant?
Die Eröffnung ist am 23. Juli und die ersten Schwimmbewerbe starten am 24. Die 100 Rücken werde ich am 25. schwimmen, die 200 sind für den 6. Wettkampftag angesetzt.
Was ist deine persönliche Zielzeit für Olympia?
Meine Paradestrecke sind die 200 Rücken, über die habe ich auch das Limit [Normzeit des Schwimm-Weltverband FINA]. Und in dieser Disziplin würde ich gerne ins Semifinale kommen. Mein Trainer meinte auch, dass das ein sehr realistisches Ziel sei. Aber auch fürs Finale möchte ich mich noch wo verbessern, denn ins Finale zu kommen, würde mich natürlich noch mehr freuen.
Für mich persönlich ist es wichtig, dass die 100 Rücken vor den 200 sind, damit ich schon einen Wettkampf hatte vor meiner Hauptstrecke und nicht im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser springen muss.
Wenn man die Weltranglisten-Zeiten vergleicht, sollte ich mit meiner Bestzeit von 02:08:19 – das bin ich bei der Europameisterschaft in Budapest im Finale geschwommen – locker ins Semifinale kommen. Wenn ich noch ein bisschen schneller schwimmen kann als meine persönliche Bestzeit, könnte sich das Finale auch ausgehen.
Was sagst du zum Dress?
Das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) hat das Dress schon vorgestellt und ich finde, es schaut sehr cool aus. Die Ausrüstung vom ÖOC ist immer cool. Ich freu mich sehr.
Du bist Jahrgang 2002, was steht nach der Matura an?
Ich bin ein September-Kind und meine Schule ist fünfjährig, das heißt, ich hab nächstes Jahr Matura. Ich bin in der Südstadt in einem ORG, ein ganz normales Gymnasium, aber weil wir eben weniger Wochenstunden haben, weil es eine spezielle Sportschule ist, ist sie fünfjährig. Ich hab nächstes Jahr die normale AHS-Matura. Was ich danach mache, habe ich noch nicht fix entschieden. Ich hab zwei Möglichkeiten: Entweder gehe ich nach Amerika oder ich mache Polizeisport. Das sind beides gute Möglichkeiten, sich fortzubilden, aber den Sport trotzdem beizubehalten mit einer guten Förderung. Wenn ich in Österreich bleibe und zur Polizei gehe, würde ich das Studieren erst beginnen, wenn ich mit dem Schwimmen aufhöre. Denn von Trainingskollegen habe ich erfahren, wie anstrengend es war beides gleichzeitig zu machen. Und ich möchte mich, wenn ich mit der Schule fertig bin, die nächsten Jahre voll aufs Schwimmen konzentrieren können.
Mit dem Olympia-Limit hätte ich bestimmt gute Chancen auf ein Vollstipendium auf sehr guten Unis in Amerika. Von dem her, steht mir die Möglichkeit natürlich offen, aber das wäre schon ein sehr großer Schritt, eine sehr schwerwiegende Entscheidung. Meine Teamkollegin Marlene Kahler, die auch für Olympia qualifiziert ist, geht nach den Spielen nach Los Angeles auf die USC (University of Southern California). Die Uni würde mich persönlich auch interessieren, da sie im Schwimmen und von der Ausbildung her in den Rankings ziemlich weit oben ist. Es gibt noch weitere, die auch interessant wären, aber so genau habe ich mich dahingehend noch nicht informiert.
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