Lukas R. (Bez. Oberpullendorf) studiert in Moskau
"Auch ich denke daran Russland zu verlassen"
Lukas aus dem Bezirk Oberpullendorf studiert seit Herbst letzten Jahres Strategic Corporate Finance an einer Universität in Moskau. Wie geht es dem 25-jährigen Studenten? Wie sieht die Situation vor Ort in Moskau aus?
REGIONALMEDIEN: Lieber Lukas, wie geht es dir?
LUKAS: Mir geht es insgesamt sehr gut, die Stadt ist außergewöhnlich, ich verbringe viel Zeit an der Uni und mit Freunden.
Wie fühlst du dich wenn du dich auf den Straßen von Russland bewegst? Was bekommst du aktuell mit?
Wenn man sich auf den Straßen bewegt, fühlt es sich nicht anders an als letztes Jahr. Der große Unterschied ist allerdings, dass die ganzen westlichen Läden zu sind. Da ich VPN (= Virtual Private Network) benutze, bekomme ich die News gleich wie wenn ich in Österreich wäre, von daher kenne ich die ganze Situation. Das ermöglicht es, den Standort seines Computers virtuell an jeden Ort der Welt zu verlagern und somit den meisten Zensuren zu entgehen.
Wie wirkt sich die Propaganda auf die russische Bevölkerung aus?
Das kann ich nicht beurteilen, weil ich zu wenig mit der Bevölkerung zu tun habe. Die meisten Studenten in Russland sind allerdings relativ liberal eingestellt.
Was sagen deine russischen Mitstudenten dazu?
Die meisten Mitstudenten sind für Frieden und auch wie ich sehr enttäuscht von den wirtschaftlichen Folgen. Außerdem haben sie Angst vor möglichen Gefahren. Viele von ihnen überlegen derzeit, Russland zu verlassen.
Wurden bereits Studenten aufgrund von Widerstand ausgeschlossen?
Zumindest keine Studenten, die ich kenne. Aber ich habe schon von anderen gehört, die festgenommen wurden.
Wie informierst du dich über das aktuelle Geschehen?
Durch die Möglichkeiten, die das VPN bieten, lese ich weltweite Nachrichten und informiere mich auch auf den sozialen Medien über die aktuellen Geschehnisse.
Gibt es spürbare Einschränkungen für dich?
Das ist zurzeit der schwierigste Part. Das wichtigste ist natürlich, dass der internationale Zahlungsverkehr ausgesetzt wurde, dadurch komme ich schwer an mein Geld auf meinem Konto. Am schwierigsten machen es derzeit die Restriktionen im internationalen Zahlungsverkehr. Da meine Konten nicht in Russland sind, ist es kaum möglich, an mein Geld zu kommen. Außerdem haben, wie schon gesagt, die meisten westlichen Läden zu, das heißt viele Freizeitmöglichkeiten wie shoppen oder westliche Cafes gehen, ist derzeit nicht möglich. Allerdings haben auch noch genug Läden offen. Abgesehen davon sind die Einschränkungen nicht sehr gravierend, da das normale Leben in Moskau grundsätzlich weitergeht. Bei den internationalen Läden, die ihr Geschäft weiterhin in Russland betreiben, wurden die Preise um 10 bis 50 Prozent erhöht, allerdings ist der Rubel im gleichen Atemzug auch um bis zu 50 Prozent gegenüber dem Euro gefallen.
Hast du auch ans nach Hause fahren gedacht?
Ja, ich denke durchgehend darüber nach. Ich verfolge laufend alle Möglichkeiten, die vorherrschen. Eine Möglichkeit wäre, auf dem Landweg über St. Petersburg nach Estland zu kommen und von dort mit dem Flugzeug nach Wien. Die Flüge von Moskau beinhalten meist einen Zwischenstopp, es würde z.B. auch über die Türkei oder Dubai gehen.
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