Bezirk Oberpullendorf: Zwei Gemeinden sind glyphosatfrei
Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel wurde für weitere fünf Jahre zugelassen.
BEZIRK (EP). Auf allen politischen Ebenen sorgt das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat wieder für Schlagzeilen. Das Pflanzengift, das meist unter dem Produktnamen "Roundup" auf Äckern, Straßenrändern, öffentlichen Grünflächen und in Hausgärten gespritzt wird, ist innerhalb der EU für weitere fünf Jahre zugelassen worden.
Zwei Gemeinden
Einige Studien bescheinigen Glyphosat die Eigenschaft, möglicherweise Krebs auszulösen, andere Studien bestätigen diese Gefahr nicht. Umweltorganisationen fordern trotzdem ein Totalverbot des Herbizids. Im Burgenland haben laut der Umweltorganisation Greenpeace bereits 39 Gemeinden von sich aus beschlossen, auf öffentlichen Flächen kein Glyphosat mehr zu verwenden. Laut der virtuellen Landkarte von Greenpeace mit Stand 3.11.2017 sind im Bezirk Oberpullendorf nur zwei Gemeinden (Kobersdorf und Stoob) absolut glyphosatfrei. Das schließt jedoch nicht aus, dass bereits auch andere Gemeinden dem giftigen Spritzmittel entsagt haben.
Kein Aufwand
Kobersdorfs Bürgermeister Klaus Schütz bestätigt, dass seine Gemeinde bereits seit elf Jahren glyphosatfrei ist. Das Unkraut entlang von Randsteinen, an Straßenrändern oder zwischen Asphaltflächen wird stattdessen händisch entfernt. "Wir verwenden Stahlbürsten, es ist zwar aufwändiger, aber umweltschonend. Kobersdorf hat viele Biobauern und ein Wasserschutzgebiet – auch aus diesem Grund wird auf Glyphosat verzichtet." Sein Stoober Bürgermeisterkollege, Bruno Stutzenstein, schlägt in die gleiche Kerbe.
"Wir verwenden Stahlbürsten oder Gasbrenner, um dem Unkraut Herr zu werden." Der finanzielle Aufwand sei nicht viel größer, die Gemeindearbeiter übernehmen diese Arbeit. "Die Bürsten werden natürlich regelmäßig getauscht." Obwohl nicht auf der Greenpeace Liste, verwendetet auch die Stadtgemeinde Oberpullendorf kein Glyphosat mehr. "Es wurde im Gemeinderat diesbezüglich zwar kein Beschluss gefasst, aber es wurde vereinbart, kein Gift mehr auf öffentlichen Flächen zu verwenden. Wie es private Hausbesitzer halten, weiß ich natürlich nicht genau." Auch in der Stadt werden Gehwege extra per Hand vom Unkraut befreit. "Wir haben eine kleine Maschine angeschafft, die an Bordsteinkanten oder Fugen das Unkraut herausreißt, brauchen aber nicht mehr Personal." Das Gift habe natürlich längerfristig gewirkt: "Damit hatten wir ein halbes Jahr Ruhe – jetzt muss das alle paar Wochen gemacht werden, sonst nimmt das Unkraut überhand und wir kommen nicht nach."
Keine rechtliche Handhabe
Deutschkreutz ist laut Bürgermeister Manfred Kölly so weit als möglich glyphosatfrei. "In gewissen Bereichen wird es noch eingesetzt, aber minimal." Auch in Lockenhaus wird Glyphosat noch teilweise verwendet, Bürgermeister Christian Vlasich sucht aber nach Alternativen. "Wir wollen dem Unkraut in Zukunft mit Heißdampf zu Leibe rücken, werden im Frühjahr eine solche Maschine ausprobieren. Wenn es gut funktioniert, wird die Gemeinde ein solches Gerät anschaffen. "In Sachen Unkrautvernichtung hat die Pilgersdorf mit ihren sieben Ortsteilen besonders viel zu tun. Auch hier verwendet die Gemeinde kein Glyphosat, die Gemeindearbeiter rücken dem Unkraut mechanisch zu Leibe. "Ob es privat verwendet wird, weiß ich allerdings nicht", so Ortschef Ewald Bürger. Gegenüber Haus- und Gartenbesitzern, die das Mittel auf ihren privaten Flächen spritzen, gibt es nämlich auch in den glyphosatfreien Gemeinden keine rechtliche Handhabe.
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