Unser Stammtisch
"Die Suppe wurde öfter kalt"

- <f>Gesellige, lustige Runde:</f> seit 30 Jahren treffen sich die Männer nach der Messe zum Frühschoppen.
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Seit 30 Jahren treffen sich 18 Männer nach dem Kirchgang zum Frühschoppen im Gasthof "Zur Traube".
NECKENMARKT (EP). Sonntag, 10.30 Uhr vormittag, vier Flaschen beste Rotweine stehen am Stammtisch bereit. Gerhard Moritz heißt heute der edle Spender, er feiert auch mit seinen Stammtisch-Freunden Geburtstag.
"Verein der treuen Stammtischbrüder" nennen sich die 18 Herren zwischen 60 und 78 Jahren, sie treffen sich bereits seit drei Jahrzehnten zum vormittäglichen Frühschoppen. "Begonnen hat unsere Geschichte in den 70er und 80er Jahren, als man sich jeden Sonntag nach der heiligen Messe zwanglos im Gasthaus Moritz traf. 1989 haben wir dann einen richtigen Verein mit Präsident, Vizepräsident, Schriftführer und Kassier gegründet, jedes Jahr wird ein neuer Präsident gewählt, der auch eine Urkunde bekommt", so Gründungspräsident Josef Patronovits.
Stammtisch-Flegeljahre
Inzwischen waren natürlich bereits alle 18 Vereins-Mitglieder einmal Präsident. "Deshalb wurde einfach wieder von vorne begonnen, allerdings wird immer der Älteste der Runde zum Präsidenten bestimmt. Man weiß ja nie was kommt." Am nötigen, mitunter schwarzen Humor und Charme fehlt es den Männern nicht. Und auf den Mund ist schon gar keiner gefallen. Bis Mittag sitzt man zusammen. "In den Anfangszeiten sind wir öfter bis zum Nachmittag geblieben. Da wurde halt zuhause auch einmal die Suppe kalt. Heute sind wir ruhiger, das waren quasi die Flegeljahre des Stammtisches", lachen alle. Diskutiert wird über Gott und die Welt, auch die Politik ist ein Thema, am Tisch sitzen unter anderem pensionierte Schuldirektoren, ein ehemaliger Bürgermeister, Winzerobmann oder Gesangsvereinsobmann. "Wir diskutieren alles aus, hier sitzt alles was Rang und Namen hat in Neckenmarkt. An unserem Tisch sind auch schon Bürgermeister gemacht worden."
Weinverkostung im Bus
20 Schilling betrug 1989 der Monatsbeitrag der treuen Stammtischbrüder, heute werden 15 Euro in die Vereins-Kassa eingezahlt. "Wenn jemand nicht in die Kirche gegangen ist, musste er früher 10 Schilling Strafe zahlen." Es gibt eine eigene Stammtisch-Chronik und das Stammtisch-Trio, welches zu sämtlichen Vereins-Feierlichkeiten aufspielt. Zum Stammtisch sind Frauen nicht zugelassen, allerdings werden gemeinsam mit den Gattinnen Ausflüge gemacht und natürlich dürfen die Damen bei der Weihnachtsfeier nicht fehlen. "Außer zwei sind wir noch alle mit unseren Frauen zusammen." Mit dem Bus und zwar nur mit dem Bus, werden die Städtereisen gemacht. "Wir fahren deshalb mit dem Bus, weil wir während der Fahrt stets eine Weinverkostung machen. Den Wein dafür nehmen wir natürlich selber mit." Aber auch Stammtischbrüder kommen in die Jahre:"Waren es früher 48 Flaschen Wein und eine Flasche Wasser die bei einer Feier konsumiert wurden, so ist es heute genau umgekehrt."
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