Einfach näher dran mit dem evangelischen Pfarrer von Weppersdorf
"Hier sind wir Familie geworden"

Irmi und Stefan Grauwald mit den drei Kindern und ihren Hühnern. | Foto: Grauwald
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  • Irmi und Stefan Grauwald mit den drei Kindern und ihren Hühnern.
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WEPPERSDORF. Als „Zuagroaster“ zog die Familie von Stefan Grauwald in seiner Kindheit immer dem Beruf des Vaters hinterher. Im Waldviertel lebten sie, bis er 10 Jahre alt war. Dort wurde ihm schon als Kind klar, ein Außenseiter zu sein. „Wir mussten immer erklären, warum wir so komisch sind: v.a. warum wir keinen Dialekt sprechen und auch: warum wir (als einzige) evangelisch sind.“

Das Gute, aber auch das Schlechte

Außer ihnen gab es noch die evangelische Pfarrersfamilie, der Pfarrer Hermann Lohninger war für ihn ein großes Vorbild. „Wenn sein roter Van bei uns stand wusste ich, es ist alles gut. Ich wollte immer ein so guter Mensch wie er werden.“ Doch dieser Pfarrer erkrankte schwer und verstarb mit 46 Jahren – da war Stefan 16 und am Sterbebett haderte er mit dem baldigen Verlust. Der Pfarrer erinnerte ihn an die Botschaft des Hiob: „Hab´ ich das Gute aus seiner Hand empfangen soll ich das Schlechte nicht auch nehmen? Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“
Der Pfarrer starb rund um Ostern und Stefan Grauwald stellte sich die Grundfrage: Stimmt es oder stimmt es nicht? Ist was dran an der christlichen Hoffnung oder nicht? Erstmals reifte der Wunsch, Theologie zu studieren.

Frage, die am Grab gestellt wird

„Die Theologie fragt immer nach dem Unsagbaren, nach dem Leben, dem Tod, der Ewigkeit.“ In Wien und Oslo studierte er Theologie und Philosophie, nach einer sehr prägenden Zeit beim Heer. „Eigentlich wurde mir in der Zeit bei der Garde klar, du bist unendlich verletzlich!“ Dort wurde ihm der Wert des Lebens klar, er stieß an seine körperlichen und geistigen Grenzen, „entweder zerbrichst du daran oder du wächst daran.“

Mindestens 8 Jahre Studium

In der ersten Lehrveranstaltung lernte er seine heutige Gattin Irmi kennen, sie ist - wie er - Pfarrerin. „Das Studium ist Theorie, die Praxis und die echte Arbeit im Pfarramt erlernt man im 3 jährigen Vikariat (analog den Ärzten mit dem Turnusdienst). Man ist einem Lehrpfarrer zwei Jahre zugeteilt, lernt viel und ist nebenbei im Predigerseminar.“ Er wurde in Waidhofen/Ybbs zugeteilt, war ein Jahr als Pfarramtskandidat in Leonding, wo er schon eine eigene Gemeinde leitete, aber eine Mentorin zur Seite stand. Nach dieser Gesamtausbildung erfuhr er die Ordination zum Pfarrer.

Weppersdorf – Teil davon

Die evangelische Weppersdorfer Pfarrgemeinde wählte ihn 2012 als Pfarrer. „Ich fragte mich, wo ich da bin? In ganz Österreich sind 3 Prozent evangelisch, in Weppersdorf 50 Prozent!“ Und der Empfang hätte herzlicher nicht sein können, die Begeisterung der damaligen Kuratorin Silvia Schey und der Gemeindevertretung war außergewöhnlich. „Ich spürte, ich könnte Teil davon sein, und das ist was Schönes!“ Das Pfarrhaus wurde gerade umgebaut und erweitert. Gemeinsam mit Irmi zog er nach Weppersdorf. „Wir kamen unverheiratet, hier sind wir Familie geworden.“ Drei Kinder, Charlotte, 6 Jahre, Arthur, 4 Jahre und Benjamin, 3 Monate, vervollständigen die Familie.

Immer der "Herr Pfarrer"

In Weppersdorf ist er immer der Herr Pfarrer. Wenn er einkaufen geht, mit den Kindern in den Kindergarten, die Rolle und die Funktion ist immer präsent. „Es gelten andere Maßstäbe und Erwartungen wenn man Pfarrer ist, damit müssen wir klarkommen.“ Bei den Kindern gibt es keine Differenzierung, da kommen die Freunde und sie gehen zu Freunden. Viel Energie steckt Pfarrer Grauwald in die Jugendarbeit, die Ausbildung zum Outdoor- und Erlebnispädagogen kommt ihm zugute.

Tolle Infrastruktur

„Es ist crazy, was es da bei uns alles gibt, ich nehme Weppersdorf als wachsend wahr.“ Viele ziehen hierher, während andere namhafte Gemeinden schrumpfen. Die Infrastruktur mit Supermärkten, Gasthäusern und Dienstleistern ist Lebensqualität für die Weppersdorfer. Die dörfliche Struktur, dieses „Verbindliche“, dass jeder anpackt, ehrenamtlich mithilft, das ist schon beeindruckend. Und dieses Hineinwachsen in die Gemeinde dürfte auch Pfarrer Stefan Grauwald die Entscheidung erleichtern, sich nach Ablauf seiner 12 jährigen Dienstperiode einer weiteren Wiederwahl zu stellen.

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