Zeugnis der Menschlichkeit
Politisches Nachtgebet mit Harri Stojka in Lackenbach

- Gemeinsam bei der Gedenkveranstaltung: Teilnehmer, Redner und Künstler Harri Stojka.
- Foto: Rosenberger
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des KZ Buchenwald fand in der Pfarrkirche Lackenbach ein bewegendes politisches Nachtgebet unter dem Titel „Zeugnis der Menschlichkeit“ statt. Der renommierte Jazzmusiker Harri Stojka sprach über Vorurteile, Erinnerung und seine Hoffnung auf eine offenere, vorurteilsfreiere Generation – und setzte mit seinem eindrucksvollen Gitarrenspiel ein musikalisches Zeichen für Menschlichkeit.
LACKENBACH. Veranstaltet von der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland (PPH Burgenland) und der Diözese Eisenstadt, stand der Abend ganz im Zeichen des Erinnerns – mit eindringlichen Worten, tiefgehender Musik und persönlichen Geschichten.
Im Zentrum der Gedenkveranstaltung stand der international renommierte Jazzmusiker Harri Stojka. In seiner sehr persönlichen Ansprache erzählte er vom Leben seines Vaters „Mongo“ Stojka (eigentlich Harald Wakar Stojka), der als junger Roma in das KZ Buchenwald und später nach Auschwitz deportiert wurde. Von rund 250 Familienangehörigen überlebten nur sechs. Die wiederentdeckten Gedichte, die sein Vater im Alter von 14 Jahren im KZ verfasste, wurden an diesem Abend erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – ein stilles literarisches Vermächtnis.

- Harri Stojka erzählt von der Geschichte seiner Familie, vom Schicksal seines Vaters im KZ – und davon, wie eine rosa Kindergitarre seine Liebe zur Musik weckte.
- Foto: Rosenberger
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Harri Stojka erzählt
Stojka sprach offen über seine Kindheit und Erinnerungen an Familienfeste voller Musik, Wein und Lachen, die oft plötzlich in Traurigkeit kippten. Die Erinnerung war stets präsent – auch wenn er als Kind das Wort „Vernichtungslager“ noch nicht verstand. Seine Leidenschaft für Musik begann früh – mit einer rosa Kindergitarre, die ihm sein Vater schenkte und die den Grundstein für seine musikalische Laufbahn legte. Überzeugungsarbeit will er heute keine mehr leisten:
„Wenn die Menschen die Mauern in ihren Köpfen nicht selbst einreißen, kannst du sie nicht erreichen." Harri Stojka.
Und trotz allem: Mit seinem Kommen und seiner Musik leistet er einen kraftvollen Beitrag – in der Hoffnung, dass eine neue Generation ohne Vorurteile aufwachsen kann.

- Siegmund Kleinl liest aus seinem „Klagenlied der Seher“ und schlägt eine Brücke zwischen biblischer Flucht und nationalsozialistischer Verfolgung.
- Foto: Rosenberger
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Zwischen Exodus und Erinnerung
Literarische Impulse setzte Siegmund Kleinl mit Auszügen aus seinem Klagenlied der Seher. Darin verbindet er die biblische Erzählung des Exodus mit der Erfahrung von Verfolgung im Nationalsozialismus und regt zur Auseinandersetzung mit den Begriffen Freiheit und Menschlichkeit an.

- Bildungsdirektor Alfred Lehner betont die Bedeutung von Erinnerungskultur im schulischen Kontext.
- Foto: Rosenberger
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Bildungsdirektor Alfred Lehner und PPH-Rektorin Sabine Weisz erinnerten an die Bedeutung von Frieden, Demokratie und Bildung als Grundlage für eine offene Gesellschaft. Solche Gedenkveranstaltungen seien unverzichtbar für einen reflektierten Umgang mit der Vergangenheit – besonders im schulischen Kontext.

- Mit Kerzen und Sonnenblumen zogen die Teilnehmer:innen weiter zum jüdischen Friedhof – ein stilles Zeichen der Erinnerung.
- Foto: Rosenberger
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Besuch des jüdischen Friedhofs
Nach der Zeremonie in der kühlen Kirche führte ein stiller Lichterzug mit Sonnenblumen und Kerzen zum Mahnmal für Rom:nja und Sinti:zze sowie zum jüdischen Friedhof. Dort setzte Harri Stojka den musikalischen Schlusspunkt – mit bewegenden Gitarrenklängen unter freiem Himmel.
Das Nachtgebet war Teil der Veranstaltungsreihe „Frieden geben – Demokratie stärken“, konzipiert von Adele Grill (PH Burgenland) und unterstützt von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung. Zahlreiche Kooperationspartner – darunter die Bildungsdirektion Burgenland, die Katholische Aktion, Roma-Service sowie die Gemeinde und Pfarre Lackenbach – trugen zum Gelingen des Abends bei.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.