Carsten Marx von der evangelischen Pfarrgemeinde Großpetersdorf/Rechnitz spürt Aufbruchsstimmung
2017 ist ein ganz besonderes Jahr für die protestantische Glaubensgemeinschaft, hat doch Martin Luther vor genau 500 Jahren seine 95 Thesen an die Kirchentür geschlagen.
RECHNITZ (kv). Überwiegt in Österreich zwar die die Römisch-Katholische Kirche, so spielt die evangelische Gemeinschaft vor allem im Burgenland eine nicht unerhebliche Rolle. Historisch bedingt ist gerade der Bezirk Oberwart eine Hochburg für Protestanten, die Reformierte Kirche H.B. in Oberwart ist die älteste in ganz Österreich. "Trotzdem wird auch bei uns die Glaubensgemeinschaft kleiner", sagt Pfarrer Carsten Marx. In Rechnitz zählt die evangelische Kirche etwa 650 Mitglieder, in Großpetersdorf 930.
Experiment Religionsunterricht
Üblicherweise übernehmen die Pfarrer einen Teil des schulischen Religionsunterrichtes. "Da viele von uns jetzt zwei Pfarrgemeinden betreuen, habe ich mich gemeinsam mit Kollegen Gerhard Harkam von Stadtschlaining entschlossen, keinen Religionsunterricht mehr zu geben und das den Lehrern zu überlassen", so Marx.
Annäherung an die Katholische Kirche
Hat die Reformation und Gegenreformation die evangelische und katholische Kirche jahrhundertelang voneinander gespalten, so spürt Pfarrer Marx eine Aufbruchstimmung. "Wir begegnen uns auf Augenhöhe und nähern uns auch wieder etwas an." Schließlich kämpfen die beiden Glaubensgemeinschaften heute mit den selben Problemen wie Pfarrermangel und Kirchenaustritte. Mit seinem katholischen Kollegen kommt Carsten Marx bestens aus, "wir stimmen uns telefonisch ab und treffen uns auch ab und an auf einen Kaffee."
Das Jubeljahr
Natürlich gehören 500 Jahre Reformation gebührend gefeiert. Die Kirche in Großpetersdorf wird gerade rennoviert. "Wenn alles gut geht, möchte ich am Pfingstsonntag den ersten Gottesdienst dort abhalten." Endgültig fertig wird die Kirche nicht vor dem Oktober, schön wäre natürlich, wenn sie die Eröffnung bis 31.10.2017 ausgehen würde.
Glaubenskurse "Freiheit und Verantwortung"
"Wir sind eine Kirche, die zu den Menschen kommt", weshalb 2016 anhand einer Umfrage eruiert wurde, was den Menschen wichtig ist. Daher organisiert die Kirche im Jubiläumsjahr mehrere Glaubenskurse, in denen nicht nur die Anliegen der Reformation transportiert werden, sondern auch auf das Umfragethema eingegangen wird.
TV-Gottesdienst ZDF/ORF
Weiteres Highlight ist die Übertragung eines Gottesdienstes aus der Pfarrkirche Rechnitz am 21.05.2017 von 9.30 bis 10.15 Uhr im ORF und dem ZDF. "Zusätzlich feiern wir in dem Rahmen auch die Konfirmation."
Gottesdienst quer durch die Jahrhunderte
Am 11. März 2017, um 18.30 Uhr wird in Rechnitz ein Gottesdienst der ganz besonderen Art abgehalten, nämlich in barocker Form. "Damals feierte man mit anderer Musik und anderen Texten. Damit wollen wir der Frage auf den Grund gehen, warum die Gottesdienste heute so abgehalten werden, wie sie sind." Martin Luther hat damals die Messen radikal verändert, es war eine radikale Zeit der Veränderung. Vor allem die wörtliche Übersetzung in die deutsche Sprache sorgte für Aufruhr.
Höhepunkt der Feierlichkeiten
Am 30. September 2017 findet am Wiener Rathausplatz ein großes Reformationsfest statt, zu dem auch viele Glaubensmitglieder aus dem Burgenland anreisen werden. In Oberwart feiert die evangelische Kirchengemeinschaft A.B. am 31.10. ein großes Reformationsfest, in dessen Rahmen auch die Eröffnung des Seniorenwohnheims Plus stattfinden wird.
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