Stadtschlaining: ACP präsentiert Projektergebnis
Konfliktlösungen im Wohn- und Mietkontext

- Projektleiter Wolfgang Weilharter, Karin Katharina Schmid (Projektleiterin HAW), ACP-Direktor Tobias Lang und OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar präsentierten das Projekt in der Friedensburg Schlaining.
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Der Seminarraum in der Friedenburg Schlaining war bist auf den letzten Platz gefüllt und das mediale Interesse groß, als die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), das Österreichische Friedenszentrum (ACP) und die Hochschule Burgenland (HAW) ihren Abschluss des Forschungsprojektes „Konflikte im Wohn- und Mietkontext und ihre Bearbeitung mit Schwerpunkt auf Mehrparteienwohnbauten im Burgenland“ präsentierten. Ideengeber war Manfred Tauchner - geleitet hat das zweijährige Projekt Wolfgang Weilharter (ACP). Ihm standen während des Projektprozesses die Mediatorinnen Patricia Velikay, Daniela Ebenbauer, Lisa Maj Pertl und Mediator Elmar Baliko zur Seite.
STADTSCHLAINING. Nachbarschaftskonflikte sind für die Betroffenen äußerst belastend und bergen ein enormes Eskalationspotenzial. Wenn sie auftreten, dann beeinflussen sie die Lebensqualität, denn sie berühren den eigenen, persönlichen Lebensbereich. Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) und das Österreichische Friedenszentrum in Stadtschlaining (ACP) haben sich deshalb zusammengetan und ein Mediationsservice für Bewohnerinnen und Bewohner von OSG-Objekten entwickelt. Bis Projektende wurden die Mediationen von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Burgenland (HAW) - Karin Katharina Schmid und Markus Glatz-Schmallegger - begleitet, um das Mediationsservice auf wissenschaftlich fundierte Beine zu stellen.

- Markus Glatz-Schmallegger (HAW), Karin Katharina Schmid (HAW) und OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar
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Ausgangslage
Lösungen für unterschiedliche Konflikte, wie Lärm oder Hundekot vor der Tür wurden bis zu Beginn des vorliegenden Projektes vor allem von der Hausverwaltung des Wohnbauträgers OSG geleistet. "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hausverwaltung sind grundsätzlich für die technische Instandhaltung der Gebäude zuständig, daher nicht entsprechend ausgebildet, um zeitintensive Konfliktbearbeitung zu betreiben. Im Burgenland wohnen 40.000 Menschen in Wohnungen und Reihenhäusern der OSG. Daraus kann man erahnen, dass Konfliktpotential vorhanden ist. Weil sich die Nachbarschaftskonflikte - Lärm, Haustierhaltung und Parkplatz in den letzten Jahren verschärften, haben wir uns von der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft an das Friedenszentrum (ACP) gewandt, um Konfliktfälle in unseren Wohnbauten mit Mediationsprozessen zu lösen", so OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar. "Mediation bringt hier eine maßgebliche Entlastung, weshalb wir auch in Zukunft auf dieses Instrument setzen werden - die Kosten der Mediationen werden künftig von der OSG übernommen.“

- Patricia Velikay, Daniela Ebenbauer, Wolfgang Weilharter (ACP-Projektleiter), Elmar Baliko, Lisa Maj Pertl - ein vierköpfiges Mediatoren-Team unterstützte den ACP-Projektleiter.
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Mediation als Konfliktlösungsmethoden
Ausgebildete, erfahrene und unabhängige Mediatorinnen und Mediatoren unterstützen die Konfliktparteien bei der Lösung von individuellen Konflikten. Dabei wird nach einer möglichst gewinnbringenden Lösung für alle Beteiligten gesucht. Mediatoren leiten das Gespräch und sind verantwortlich für dessen Ablauf, die Konfliktparteien sind hingegen verantwortlich für die Inhalte und das Ergebnis.
Die Konfliktlösung soll demzufolge in den Händen der Konfliktparteien selbst liegen. In der Mediation gilt die direkte Kommunikation aller Konfliktparteien als Ideal. Der jeweiligen Sichtweise auf ein Problem wird ein hoher Stellenwert eingeräumt. Der Mediationsprozess wird auf eine tragfähige Vereinbarung ausgerichtet, die beide Parteien nach Konfliktende wieder langfristig ohne Störungen nebeneinander wohnen lassen kann. Mediation ist ein Instrument, um aus Krisen Chancen entstehen zu lassen.

- Projektleiter Wolfgang Weilharter
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Positive Resonanz
Insgesamt wurden 36 Konflikte von der OSG weitergeleitet und 24 durch das Mediatoren-Team des ACP bearbeitet. „Mediation versucht, einen Prozess des gegenseitigen Verstehens in Gang zu setzen. Oft wird gefragt: Sind die Menschen auch bereit, sich auf eine Mediation einzulassen? Die Erfahrung der vergangenen zwei Jahre zeigt, dass dies auch bei Nachbarschaftskonflikten der Fall ist“, sagt Wolfgang Weilharter, ACP-Projektleiter. Alternativen wie das Einschalten der Polizei, einer Rechtsvertretung oder gar ein Umzug sind meist für alle Beteiligen wenig attraktiv und können die Ursachen des Konfliktes oftmals nicht beseitigen.

- ACP-Direktor Tobias Lang
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Neue Erkenntnisse für die Praxis
Künftig werden aufkommende Konflikte an eine eigens eingerichtete OSG-interne Stelle weitergeleitet. Das neu installierte Beschwerdemanagement - geleitet von Elisa Grandits bemüht sich mit viel Empathie um Problemlösungen. Sollten diese Bemühungen nicht fruchten, ist es die Aufgabe von Grandits, alle Informationen zu konkreten Fällen zu sammeln, aufzubereiten und möglichst rasch an das ACP weiterzuleiten. Dort wird anschließend das Clearing und gegebenenfalls die Weiterleitung an die Mediatorinnen und Mediatoren übernommen. ACP-Direktor Tobias Lang: „Unser Anspruch ist es, auch regional zu wirken. Wir wollen mit unserer Expertise in Mediation und Konfliktbearbeitung regional verankert sein und einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten. Es stärkt unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir "zuhause" eine wirksame Praxis vorweisen können. Denn unter Frieden muss man sich etwas Konkretes vorstellen können, etwas, das im Alltag erfahrbar ist und dort einen Unterschied macht.“
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