Unsere Jubilare: Johann Graf aus Unterschützen
Der 90-jährige Johann Graf erlebte den 2. Weltkrieg mit und wollte ursprünglich Lehrer werden, stattdessen kam er in den Landesdienst.
UNTERSCHÜTZEN. "Ja heuer haben wir in der Ortschaft gleich drei Leute, die ihren 90er feiern", erklärt Johann Graf gleich zu Beginn. "Ich war noch ein Schulbub, als damals der Hitler kam. Es gab jede Woche einen Appell und der Sport hatte einen sehr hohen Stellenwert. Es gab ständig Sportwettkämpfe, bei denen wir gut abschneiden wollten. Das Ziel war immer die Siegernadel", erinnert er sich.
Seine Familie besaß bereits ein Radio, das sein Vater als Viehhändler günstig erwarb: "Das war noch sehr selten und darum kamen die Nachbarn und unsere Stube war meist voll, weil alle bei uns Nachrichten anhören wollten."
Wirtschaft übernommen
Nach der Volksschule ging es auf die Hauptschule und danach begann er auf der Lehrerbildungsanstalt, musste aber dann in den Krieg. "Ich rückte mit 17 Jahren ein, war zunächst beim Arbeits- und dann Wehrdienst. Bereits mit 18,5 Jahren kehrte ich vom Krieg heim und blieb dann bei den Eltern daheim, weil mein älterer Bruder, der eigentlich die kleine Wirtschaft übernehmen sollte 1944 in Ungarn fiel", berichtet Johann.
"Ich habe auch früh - mit 21 Jahren - geheiratet. Meine Frau und ich haben zwei Töchter. Mittlerweile gibt es zwei Enkeltöchter, einen Enkelsohn und fünf Urenkerl. Beide Töchter sind Lehrerinnen geworden und haben sozusagen vollendet, was ich anfing. Eine Tochter betreibt auch aktiv Ahnenforschung", so Johann.
25 Jahre Wasserbauamt
Bald erkannte Johann aber, dass er mit anderen Landwirten nicht mithalten konnte und verkaufte die Wirtschaft und wechselte in den Landesdienst. "Ich war 25 Jahre beim Wasserbauamt in Oberwart in der Lohnverrechnung tätig. Für meine Prüfung habe ich damals den ganzen Winter Stenographie und Maschinenschreiben geübt. Stenographie hatte ich schon in der Schule gelernt, was ein Vorteil war. Die Zeiten waren damals ganz anders. In der Arbeit lief alles viel legerer ab. Wir haben auch viel gefeiert und uns abends gerne auf ein Glaserl Wein im Buschenschank getroffen", erinnert er sich.
Spazieren und Radfahren
Der 90-Jährige ist noch sehr rüstig: "Ich gehe viel spazieren und bin gerne in der Natur, vor allem im Wald. Ein bis zwei Stunden Gehen machen mir nichts aus. Ich fahre auch noch mit dem Rad. Immer nur sitzen, lesen oder fernsehen, will ich nicht! Im Ort brauche ich kein Auto, woanders hin natürlich schon."
Johann sorgt auch noch fürs Holz für das eigene Haus: "Ich habe bis jetzt mein Holz selber gemacht - sozusagen vom Wald bis zu Ofen. Wir haben eine Öl-Holzofenkombination. Falls ich mal aufs Holz vergesse, schaltet sich das Öl dazu. Ich mähe auch noch bei unseren Bäumen das Gras mit der Sense. Ich habe ja Zeit", meint das langjährige Mitglied beim Kirchenchor. "1953 bei der Glockenweihe in Unterschützen haben wir erstmals gesungen. Seit damals bin ich dabei. Ich war auch einige Jahre bei der Feuerwehr", so Graf.
Wichtig sind ihm auch die Besuche seiner Frau, die seit einigen Monaten in einem Pflegeheim in Pinkafeld untergebracht ist: "Ich besuche sie praktisch täglich! Meine Frau freut sich jedes Mal, vor allem wenn auch die Enkerl und Urenkerl mal dabei sind."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.