Unsere Familienbetriebe: Familie Wurglits in Großpetersdorf setzt auf Wilden Westen
Seit mittlerweile 90 Jahren besteht das Gasthaus Wurglits in Großpetersdorf in dritter Generation.
GROSSPETERSDORF. 1927 erwarben Michael und Mary Wurglits das Haus eines jüdischen Nachbarn, der in die USA auswanderte. Sie bauten dieses in ein Dorfwirtshaus um.
"Michael war gelernter Kellner, Mary war die Tochter einer Auswandererfamilie aus Jabing. Sie reiste aber immer wieder in die alte Heimat und lernte dabei meinen Vater kennen", berichtet Seniorchef Fritz Wurglits.
Vom Tischler zum Gastwirt
1963 übernahmen Fritz und seine Gattin Renate den elterlichen Betrieb. "Dabei hatte ich gar nicht vor Gastwirt zu werden. Ich bin gelernter Tischler, aber da meine vier Geschwister allesamt die Heimat in Richtung Amerika verließen, stand ich dann vor der Entscheidung das Gasthaus zu verpachten oder es zu übernehmen. Persönliche Gründe haben mich dann dazu bewogen in die Fußstapfen meines Vaters zu treten", schildert Fritz.
Mit 24 Jahren baute er die noch heute bestehende Badkantine im Großpetersdorfer Freibad auf und eröffnete dieses dann 1967. "Wir führten viele Jahre auch die Sportplatzkantine. Im Jänner 1972 eröffnete ich dann auch die neue Tanzdiele hinterm Gasthaus. Diese wurde ein großer Erfolg. Ich hatte dafür stets den richtigen Riecher. Ich war auch der erste Wirt in Großpetersdorf, der eine Speise- und Bierkarte einführte", berichtet Fritz.
"Die Tanzdiele beheimatete viele Stars. Opus, Wilfried oder die Jocers sind dort aufgetreten. Für die Jocers war es praktisch das "Wohnzimmer". Noch heute gibt es dort Bälle und verschiedene Feiern. 1987 haben wir die Zimmer auf Drei-Stern-Niveau erneuert. Wir haben sechs Gästezimmer", ergänzt Sascha Wurglits.
Märchenbahn und Pizzeria
Auch als das Reisebüro Schuch Ende der 1980er die Märchenbahn ins Leben rief, witterte Fritz Wurglits ein Geschäft. "Ich wollte im Zug ausschenken, da wurde ich von Franz Schuch "überredet" auch beim Bahnhof etwas zu eröffnen. So entstand die Pizzeria und ich holte meinen Sohn Sascha als Unterstützung nach Hause", so Fritz.
So ging es für den Sascha Wurglits nicht in die USA, sondern zurück in den elterlichen Betrieb, den er 2002 von seinem Vater auch übernahm und nun gemeinsam mit seiner Gattin Martina führt. "Ich bin sehr froh, dass Sascha das Gasthaus übernahm und so gut führt. Dabei ist eines klar, ohne den familiären Rückhalt wäre das nicht zu schaffen. Da brauchst du eine Frau, die das voll mitträgt. Darum bin ich noch heute für meine Renate dankbar", betont der Seniorchef.
Westernfeeling pur
Neben dem Gasthaus zur Post in der Hauptstraße verwirklichte Familie Wurglits einen weiteren Traum - nämlich eine eigene Stadt. Das alte Lucky Town beim Bahnhof entstand 1997 gemeinsam mit Papa Fritz, Onkel Mike und Sascha Wurglits. "Mein Vater brachte dabei sein großes tischlerisches Können mit ein. Ohne die Unterstützung der ganzen Familie wäre das alles bis heute nicht möglich", weiß Sascha.
"Ich habe Tischler gelernt. Das war wichtig, denn sonst gebe es heute kein Lucky Town. Noch heute bastle ich gerne und bringe mich so aktiv mit ein", so der "Marschall" der Westernstadt, die 2001 an den aktuellen Standort übersiedelte.
Im Vorjahr feierte das Lucky Town sein 20-jähriges Bestehen und auch im 21. Jahr hat es kaum etwas von seinem Charme verloren, dem in all der Zeit auch schon viele Stars erlagen.
"Wir hatten bereits Größen wie Chris Roberts, Andy Lee Lang, Marc Pircher, die Edlseer, die Lauser, Andy Lee Lang, Opus, Stoakogler, Wolfgang Ambros zu Gast. Heuer kommen erstmals auch die Jungen Zillertaler. Zudem gab es auch schon einige Musikvideodrehs - darunter Christina Stürmer, Paldauer oder Edlseer", fasst Sheriff Sascha Wurglits zusammen. Jährlich strömen (wetterabhänging) zwischen 12.000 und 15.000 in die Westernstadt. "Da hilft die gesamte Familie aktiv mit. Wir haben auch rund 35 Leute aus der Region im Einsatz", so Sascha, der im Gasthaus selbst inklusive Familienmitglieder 7 Beschäftigte hat. "Wir haben auch jedes Jahr Ferialpraktikanten", sagt der Gastwirt, der hofft, dass die Familiengeschichte weitergeht.
Situation schwierig
Der nunmehrige stolze Urgroßvater Fritz setzt dabei auf seine Enkelin Marie Christin: "Sie hat einmal Interesse bekundet und ist eine große Hilfe." Die Situation wird aber in der Gastronomie - da sind sich Sascha und Fritz einig - immer schwieriger. "Es hat sich sehr viel verändert. Es gibt ständig neue Auflagen und bürokratische Hürden, die es einem nicht gerade erleichtern", sagt Sascha.
"Man verbringt immer mehr Zeit im Büro und verbringt dadurch immer weniger Zeit in der Stube mit den Gästen. Das war früher viel angenehmer", ergänzt Fritz.
Kontakt mit Menschen
Was den beiden erfolgreichen Gastwirten dennoch besonders gefällt? "Der Kontakt mit den Menschen und das Reden mit den Leuten ist einfach schön. Wir versuchen unsere Gäste bestmöglich zu bewirten. Das Motivierende ist dann, wenn man sieht, es schmeckt und gefällt ihnen und sie kommen dann wieder zu uns. Das ist im Gasthaus genau das Gleiche wie im Lucky Town. Dafür machen wir es, damit sich die Menschen wohl fühlen", bekräftigt Fritz.
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