Der lange Weg des Öls durch die Alpen

An insgesamt vier Entladedocks können die Tanker ihre wertvolle Fracht löschen. | Foto: TAL
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  • An insgesamt vier Entladedocks können die Tanker ihre wertvolle Fracht löschen.
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23.824.817.484. Eine Zahl, zu der wir später noch kommen werden und mit der selbst Kapitän Aldo Ugo wahrscheinlich nicht viel anzufangen weiß.

Dabei ist er ein wichtiger Mann bei der Transalpinen Ölleitung (TAL). Er ist nämlich der höchste Sicherheitsoffizier der TAL Hafenanlage in Triest und somit für das sichere Anlanden und Entladen der Öltanker verantwortlich. Sie bringen den wertvollen Rohstoff Öl nach Triest, von wo er über die TAL-Pipeline über Italien, Kärnten, Osttirol, Pinzgau, Kitzbühel und Kufstein hinaus zu den Raffinerien nach Deutschland gebracht wird.

Kein Spaß
„Am Dock werden gerade zwei Tanker gelöscht“ - „Gelöscht? Ich sehe keinen Rauch“ - der Witz war weder gut noch kam er wirklich an. Zu ernst nimmt man bei der TAL Sicherheitsvorschriften und Richtlinien. Generell fühlt man sich auf den Anlagen wie in Abrahams Schoß. Der Aufwand, der betrieben wird, um Fehler auszuschließen und Unfälle zu vermeiden, ist enorm. Alles, was einen Funken schlagen könnte, ist verboten. Das Rohöl selbst brennt zwar nicht, wohl aber eventuell austretendes Gas.

Es ist schon beeindruckend, direkt neben einem Öltanker zu stehen. Ja man weiß, dass sie groß sind. Aber aus nächster Nähe betrachtet, wirken sie geradezu übermächtig. Ermöglicht haben diesen exklusiven Einblick, der einem üblicherweise verwehrt bleibt, Ulrike Andres und Oswald Steiner. Sie sind die Chefs der Transalpinen Ölleitung.

Technik wie am Flughafen
Aber gerade der Hafen und die Pumpstation in Triest sind sehr interessant. Denn danach verschwindet die Pipeline in der Erde und kommt nur noch bei den Pumpstationen und Sicherheitseinrichtungen ans Tageslicht. Wer glaubt, es wäre eine einfache Angelegenheit, Rohöl 750 Kilometer weit vom Meer über den Felbertauern zu den Raffinerien nach Deutschland zu transportieren, der irrt.

Der Aufwand ist beträchtlich. Grundsätzlich ist die TAL nämlich nur ein Transportunternehmen. Das Rohöl in der Pipeline gehört ihr nicht, sondern wird für Konzerne wie Shell, OMV oder BP transportiert. Diese Konzerne wollen natürlich „ihr“ Rohöl, das in Triest eingespeist wurde, auch wieder in der Raffinerie haben. Diesen Job erledigen die Angestellten in der Triester Tankfarm. Jährlich wird im Hafen das geladene Öl von rund 400 Tankern verschiedenster Konzerne in die Tankfarm gepumpt. Von dort wird es, je nach Bestellung, nach Ingolstadt, Karlsruhe und Schwechat geliefert. Wie bei einem Zug mit verschiedenen Waggons sieht man auf den Bildschirmen in der Steuerzentrale, welches Öl wo ist und wo es hin muss. Die Techniker wirken dabei wie Fluglotsen, die auf ihren Bildschirmen den reibungslosen Ablauf gewährleisten. Nur eine Sache in dieser Schaltzentrale ist nicht modern. Die Kaffeemaschine. Bei ihrem Nationalgetränk vertrauen die Italiener nur auf eine gute alte Espressokanne.

Aber zurück zum Öl. 35 Millionen Tonnen des Rohstoffes, der übrigens eine recht ähnliche Konsistenz wie der Kaffee in der Steuerzentrale hat, flossen 2011 durch das ein Meter dicke Rohr Richtung Norden. Mit der Abzweigung nach Schwechat deckt man 90 Prozent des österreichischen Bedarfs ab. Bayern wird zu 100 Prozent versorgt, Baden- Württemberg zur Hälfte und immerhin ein Viertel des tschechischen Rohölbedarfs fließt durch die TAL-Pipeline.

Eine kleine Rechnung
Damit man eine kleine Vorstellung bekommt, welche Massen und vor allem welche Summen unter unseren Wiesen und Feldern durchgeschleust werden, eine kleine Rechnung: 2011 wurden durch die TAL 35 Millionen Tonnen Rohöl gepumt. Dies entspricht rund 255.474.452 Barrel (1 Barrel = 158,9 Liter). Der derzeitige Ölpreis liegt bei 102 Dollar pro Barrel. Nach Adam Riese sind das sagenhafte 26.058.394.160 Dollar in Rohöl, das in die Raffinerien gelangt, dort verarbeitet wird und schließlich in Form von Benzin und Diesel wieder an unseren Tankstellen landet.

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