Forschungserfolg mit Osttiroler Beteiligung
Wie entstehen neue Coronavarianten?

Unter der Leitung von Sissy Sonnleitner wurde die Evolution einer SARS-CoV-2 Variante in einer immunsupprimierten Person von Anfang bis Ende dokumentiert. | Foto: Infektiologie Tirol
  • Unter der Leitung von Sissy Sonnleitner wurde die Evolution einer SARS-CoV-2 Variante in einer immunsupprimierten Person von Anfang bis Ende dokumentiert.
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Wie entstehen neue Coronavarianten? Direkt gesehen hat das niemand – bis jetzt: 2021 gelang es in Osttirol erstmals die Entstehung einer neuen Coronavariante in Echtzeit zu beobachten.

AUßERVILLGRATEN. Die Forschungsgruppe im Labor von Gernot Walder unter der Leitung von Sissy Sonnleitner konnten die Evolution einer SARS-CoV-2 Variante in einer immunsupprimierten Person von Anfang bis Ende dokumentieren.

Innerhalb von sieben Monaten entwickelte das Virus 17 neue Mutationen, von denen 15 von bereits beschriebenen "besorgniserregenden Varianten" bekannt sind. 50% dieser Mutationen kommen auch in der Variante Omicron vor. Gemeinsam mit Forschern der Universität Graz, dem Universitätsklinikum Würzburg und der Medizinischen Universität Innsbruck wurden die Ergebnisse wissenschaftlich aufgearbeitet und im medRxiv unter dem Titel “The mutational steps of SARS-CoV-2 to become like Omicron within seven months: the story of immune escape in an immunocompromised patient” veröffentlicht.

Internationales Interesse

Die Resultate der Studie sind international auf großes Interesse gestoßen: Sie zeigen erstmals die Chronologie der Entstehung einer neuen Variante von SARS-CoV2, erlauben Rückschlüsse, wie das Virus auf Selektionsdruck reagiert und welche Mutationen von besonderer Bedeutung im Hinblick auf Impfstoff- und Therapeutikaanpassung sind.
Die Arbeit hat aber auch handfeste Konsequenzen für die Praxis: "Wir sehen an diesem Fall, wie wichtig es sein kann, gerade Risikopatienten konsequent bis zum Ende der Virusreplikation zu testen und durch Sequenzanalysen zu prüfen, ob sich der Erreger verändert", erklärt Dr. Gernot Walder.

Konsequente Immunisierung

Die Ergebnisse bestätigen auch die oft geäußerte Vermutung, dass chronische Infektionen Immunsupprimierter Personen zur Entstehung und Ausbreitung neuer Varianten beitragen können. „Impfungen, auch wenn sie „off target“ liegen, reduzieren das Risiko einer prolongierten Infektion. Der beste Schutz vor neuen Varianten mit den bestehenden Impfstoffen ist also nicht der vierte Stich in Mitteleuropa, sondern eine konsequente Immunisierung von Risikogruppen in allen Teilen der Welt, besonders in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten, “ betonen die Wissenschafter.

Noch ein weiterer Aspekt ist in diesem Fall außergewöhnlich: Durch eine enge Kooperation zwischen Labor, behandelnden Ärzten und der Bezirksverwaltungsbehörde gelang es, eine Weiterverbreitung der Variante zu verhindern, ohne Betroffene in ihrer medizinischen Betreuung oder Lebensführung unzumutbar zu beeinträchtigen. Im Juni 2021 wurde die „Osttirolvariante“ zum letzten Mal nachgewiesen.

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