"Das ist schleichende Enteignung"

VIRGENTAL/MATREI (ebn). Die Bürgermeister Anton Steiner (Prägraten), Dietmar Ruggenthaler (Virger) und Andreas Köll (Matrei) marschierten am Freitag samt ihren Stellvertretern und einigen Vereinsfunktionären auf, um die ihrer Meinung nach unsachliche Ausweisung der gesamten Isel als Natura 2000 Gebiet an den Pranger zu stellen.

"Mir wäre ein Verhandlungstisch lieber als eine Pressekonferenz, aber es gibt ja keine Kommunikation", erklärte Ruggenthaler eingangs. Konkret geht es um die Totalausweisung der Isel (wir berichteten) bzw. um die Tatsache, dass der Gletscherfluss nun ein Naturschutzgebiet werden soll. Der Unterschied besteht z.B. darin, dass Projekte in einem Natura 2000-Gebiet einem Prüfverfahren unterzogen werden. In einem Naturschutzgebiet gelten strenge Verbote.

Verordnung des Landes

Im Naturschutzgebiet sind verboten:
a) die Errichtung, Aufstellung und Anbringung von Anlagen sowie die Änderung von Anlagen, sofern die Interessen des Naturschutzes nach § 1 Abs. 1 des Tiroler Naturschutzgesetzes 2005 berührt werden;
b) der Neubau, der Ausbau und die Verlegung von Straßen und Wegen;
c) Geländeabtragungen und Geländeaufschüttungen außerhalb eingefriedeter bebauter Grundstücke;
d) die Vornahme von Neuaufforstungen;
e) die Verwendung von Giftstoffen in solcher Weise, dass dadurch der Pflanzenbestand beeinträchtigt oder gefährdet werden kann;
f) die Verwendung von Kraftfahrzeugen außerhalb von Verkehrsflächen
Ausnahmen gibt es lediglich für die Land- und Forstwirtschaft sowie die Jagd und Fischerei.

"Dass, das Iseltal jetzt ein Naturschutzgebiet werden soll, kam für uns völlig überraschend. Selbst mit Anpassungen bei der Zonierung fallen Radwege, Loipen, Sportanlagen sowie private- und Agrargemeinschaftsgründe in das Schutzgebiet und das hat massive Auswirkungen auf die Bevölkerung. Es ist eine Mär, dass nur öffentliches Gut betroffen ist", erklärt Andreas Köll.

Köll pocht weiterhin darauf, dass die Ausweisung nicht fachlich fundiert, sondern politisch gewollt ist. "Mit unserem Gebietsvorschlag sind 80 Prozent der bundesweiten Tamariskenbestände geschützt. Mit dem der Regierung sind es 72 Prozent, da man große Bestände in Kals herausgenommen hat", so Köll. Die EU wolle, dass die Pflanzen geschützt werden, nicht der Fluss.

Bis zum zum 07. Mai läuft die Begutachtungsfrist für die Verordnung. Tatenlos zusehen will man in dieser Zeit nicht. "Wir werden in Brüssel intervenieren. Gleichzeitig wird es auch parlamentarische Anfragen an das Kanzleramt geben. Außerdem wird es noch Stellungnahmen von Firmen, Vereinen, den Kammern und den Betroffenen gebe", erläutert Köll.

Liste Fritz will Fragen beantwortet haben

„Natürlich liegt es an den Fachleuten darzulegen, welche Abschnitte als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen gehören und welche nicht auszuweisen sind. Was aber jeden mit etwas Hausverstand ausgestatteten Bürger stutzig macht, ist die von der schwarz-grünen Landesregierung gemachte Ausnahme am Kalserbach. Obwohl dort zahlreiche Vorkommen der Deutschen Tamarikse dokumentiert sind, wird der Abschnitt nicht geschützt. Ins Bild eines abgekarteten ÖVP-Spiels passt, dass die Gemeinde Kals, vorangetrieben vom ÖVP-Bürgermeister, just an der ausgenommenen Stelle, im Bereich Haslach am Kalserbach, seit Jahren ein Kraftwerksvorhaben um 19 Millionen Euro verwirklichen will. Wir wollen volle Aufklärung, warum die Landesregierung den Kalserbach nicht als Ganzes ausgewiesen hat", erklären Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider und Bezirkssprecher Markus Sint.
Dafür wurde eine schriftlichen Anfrage an Landeshauptmann Platter sowie die Landesräte Felipe und Geisler mit insgesamt 23 Fragen gestellt.

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