Natura 2000: Bürgermeister fordern Informationen ein

Die Iseltaler Bürgermeister wollen Innsbruck und vor allem Ingrid Felipe die Stirn bieten.
  • Die Iseltaler Bürgermeister wollen Innsbruck und vor allem Ingrid Felipe die Stirn bieten.
  • hochgeladen von Hans Ebner

BEZIRK (ebn). Einigkeit und Geschlossenheit lautet die Devise der Iseltaler Bürgermeister bei der Zonierung von Natura 2000. Der Beschwichtigungsversuch von Landeshauptmann Günther Platter Anfang vergangener Woche trug nicht die gewünschten Früchte.
Noch immer kämpfen die Bürgermeister dafür, möglichst wenig Natura 2000 Gebiet ausweisen zu müssen. Aus dem Innsbrucker Landhaus gibt es dafür aber wenig Rückendeckung so scheint es. "Wenn man mit diversen Landesvertretern spricht, so bekommt man den Eindruck, wir leben in verschiedenen Welten", erklärt Matreis Bgm. Andreas Köll. Er bemängelt, dass die Bürgermeister die Bevölkerung aufklären sollen, jedoch niemand wisse über was genau. "Wir haben bis heute keinen ordentlichen Plan bekommen. Wie sollen wir Aufklärungsarbeit leisten, wenn wir die möglichen Ausmaße nicht kennen", fragt sich Köll.

Dürfen alle mitreden?

Einen offenen Entscheidungsprozess missen die Dorfchefs gänzlich. "Warum hier Natura 2000 und dort nicht - diese Diskussion wurde uns bislang verweigert. Wir brauchen auch keine Abrüstung der Worte wie sie Platter gefordert hat, sondern eine Abrüstung der Taten von Felipe", ätzt Köll in Richtung der Grünen Landesrätin, die für die aus seiner Sicht untragbare Situation verantwortlich ist.

Felipe schreibt auch ihrer Internetseite: "Es ist bemerkenswert, dass ein breiter partizipativer Prozess der Entscheidungsvorbereitung, bei dem es tatsächlich gelingt, alle Beteiligten, von Fachleuten über NGOs über besorgte AnrainerInnen bis zu Bürgermeistern und Regierungsmitgliedern von einigen als falsches Mittel zum Zweck erachtet wird. Klar muss am Ende des Prozesses die Landesregierung die Letztentscheidung treffen, aber bei der Erarbeitung der Grundlagen dafür ist es für mich essentiell, dass möglichst viele mitreden können."

Mitreden durften die Lokalpolitiker ihrer Meinung nach bislang zu wenig. "Die NGO's scheinen besser Informiert zu sein als wir. Informationen zum Thema Natura 2000 dringen nur gefiltert an die Öffentlichkeit", so der Aineter Bgm. Karl Popeller.

Naturpark Isel

"Interessant ist, dass trotz dieser Vielfalt an Informationen noch immer viele das Gefühl haben, sie wüssten nicht, was da auf sie zukommt. Und das obwohl wir gerade in Tirol ein wunderbares Beispiel für exakt die gleiche Situation haben, nämlich das Natura 2000-Gebiet am Tiroler Lech", schreibt Felipe auf ihrer Homepage.
Genau nach diesem Beispiel hat man im Iseltal nun den Verein "Naturpark Isel" gegründet. Der Verein soll sich mit der Entwicklung, Förderung und Betreuung des künftigen Natura 2000 Gebietes beschäftigen. Außerdem sollen dadurch Gelder (z.B. EU-Leader Mittel) lukriert werden, die in die betroffen Gemeinden fließen. Dem Vorstand des Vereins soll je ein Bürgermeister der Planungsverbände 35 und 35, Tourismusvertreter aus dem Defereggental und der Nationalparkregion, zwei Vertreter des Landes Tirol, ein Vertreter der Wirtschaftskammer, das RMO, jene Bürgermeister die von Natura 2000 betroffen sind, ein Vertreter des Baubezirksamtes und ein Vertreter des WWF angehören. "Für Schlaiten und St. Johann braucht es z.B. finanzielle Ausgleichsmaßnahmen, die Einschränkungen aus Natura 2000 kompensieren", erklärt Andreas Köll.

Der St. Jakober Bgm. Gerald Hauser bezeichnete die momentanen Vorgänge als "Koordinationsdefizit in der Landesregierung". Der Besuch von Platter konnte die heimischen Lokalpolitiker jedenfalls nicht beruhigen und bis zur letztendlichen Nominierung der Isel wird es noch einige Gespräche brauchen. "Eine Steuerungsgruppe lehnen wir jedenfalls ab. Wir wollen Mitspracherecht und unser Gebiet selber verwalten", so der Tenor der Bürgermeister.

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