"Pechschwarzes Polit Giftgas"

Eine Leserreaktion auf den Leserbrief von Roland Lanser aus Innervillgraten.

Starker Tobak, den ÖVP-Gemeinderat Lanser aus Innervillgraten in den Bezirksblättern vom 17./18.April raucht. Vorweg: Ich kenne weder ihn persönlich noch den Bezirksspitzenkandidaten von vorwärts Tirol, dem er offenbar mit seinem pechschwarzen Polit-Giftgas aus seiner Stammparteipfeife die politische Luft abschneiden will.
Schett habe sein Bürgermeisteramt in Innervillgraten zurücklegen müssen, behauptet Lanser. Meines Wissens ist er aus Solidarität mit der von engstirnigen Fanatikern abgefackelten Kulturwiese, die dem Tal kurzfristig positive internationale Schlagzeilen gebracht hat, zurückgetreten. Dafür ziehe ich noch heute meinen Hut vor ihm. In den letzten Jahren hätte es wahrlich Anlässe genug gegeben, in denen der Amtsverzicht von Bürgermeistern vielleicht das einzige Signal gewesen wäre, das die Landesregierung, die die Gemeindemandatare in mehrerlei Hinsicht an der gesellschaftspolitischen Front ins Sperrfeuer geschickt hat, verstanden hätte. Die leidige Causa Agrargemeinschaften ist nur ein Beispiel.
Schett verhindere absichtlich Projekte, die „dem Bürger zu Gute [sic]! kämen“, polemisiert Lanser weiter und nennt als Beispiel das Kraftwerk, das die jetzige Gemeindeführung mit aller Gewalt und gegen jeden Widerstand bauen will. Ob’s „dem Bürger“, wen immer Lanser damit unzulässig pauschalierend meint, tatsächlich nützt? Jedenfalls gewiss nicht allen Bürger_innen.
„Verabsäumte in seiner früheren Funktion als Tourismusobmann den Anschluss, an ein bestehendes Schigebiet zu fusionieren, wovon das Tal mehr hätte als vom Spruch `Kommen Sie zu uns, wir haben nichts` “, zündelt Lanser weiter. Wenn ich den sprachlich nicht unbedingt klaren Satz recht verstehe, wünscht sich der Herr Gemeinderat den Anschluss an ein bestehendes „Schultzgebiet“ mit massentouristischen Begleiterscheinungen a la Ischgl statt einer Art Nachhaltigkeits-Schutzgebiet mit intakter Natur und ressourcenschonenden Entwicklungsperspektiven.
Und dann nach einem noch persönlicheren Untergriff - Schett sei zwar „topgestylt und rhetorisch nicht schlecht“, aber das genüge nicht - doch auch selbstkritische Töne? Man solle „das Kreuz nicht ins falsche Kästchen setzen“, um nicht „noch mehr Chaos heraufzubeschwören“. Das bestehende Chaos, ich erinnere noch einmal an die Agrargemeinschaften, hat nämlich tatsächlich die jetzige Landesregierung heraufbeschworen. Und abschließend gibt er sogar „den einen oder anderen Fehler“ zu, den seine „eigene Stammpartei“ gemacht habe. Trotzdem solle man diese unterstützen und nicht „Dampfplauderer fördern“, schulmeistert der ÖVP-Gemeinderat und gibt damit natürlich trotz alle Parteien einschließenden pseudokritischen Einleitungssätzen letztendlich eine unverhohlene Wahlempfehlung für seine „Stammpartei“ ab.
Einer, der beim Plaudern ein wenig Dampf produziert, wäre mir allerdings allemal sympathischer als einer, der in vorauseilendem Parteigehorsam das gemeindepolitische Klima mit seiner rhetorischen Qualmmischung nach einem Rezept aus der Rauch-Küche der Bundespartei mit etwas M-Al(r)aun* vom Landesparteichefkoch vergiftet. Oder gilt der Aufruf seiner „Stammpartei“ zur Wahrung des vielbeschworenen „Dorffriedens“ nur in der Causa Agrargemeinschaften und dort auch nur für die anderen?

Mag. Klaus Lukasser, Bgm.Stv. (parteilos), Ainet

* Die Gemeine Alraune (Mandragora officinarum) aus der Gattung Mandragora ist eine giftige Heil- und Ritualpflanze, die seit der Antike als Zaubermittel gilt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Alraune_(Kulturgeschichte))

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