Ottakringer Raimund T. (90) wird mit Sinatra-Video zum Facebook-Star
Raimund T. liebt Sinatra und würde am liebsten selbst mal auf der großen Bühne zu stehen. Radiomoderator Peter L. Eppinger hat es möglich gemacht und mit ihm ein Video gedreht.
OTTAKRING. Am 12. Dezember hätte Frank Sinatra seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bewohner Raimund T. aus dem Haus der Barmherzigkeit Seeböckgasse hat sein Leben lang im Freundeskreis gesungen. Die große Bühne hatte das Leben für den einstigen Schaffner nicht vorgesehen. Bis heute: Radiomoderator Peter L. Eppinger hat ihm einen Wunschtraum erfüllt und mit ihm ein Video gedreht: „My Way“ als Hymne auf Raimund T.s langes Leben ist ab sofort auf Facebook zu sehen. Und das mit durchschlagendem Erfolg: Neben mehr als 1000 Likes wurde das Video bereits mehr als 560 Mal geteilt. Übrigens: Weil er kein Englisch spricht, hat sich Raimund T. jedes Wort mit Mitarbeitern vom Haus der Barmherzigkeit erarbeitet.
Die große Liebe in der Bim gefunden
Geboren in Wien Ottakring, ist Raimund T. in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war Inhaber einer Greisslerei. Er selbst lernt drei Jahre Maschinenschlosser. Kaum übt er diesen Beruf für ein halbes Jahr aus, muss er in den Krieg ziehen und kämpft an der Front in Russland. Für seine Eltern bleibt Raimund jahrelang verschollen – bis es eine Postkarte des roten Kreuzes nach Wien schafft, die endlich Gewissheit bringt: Ihr Sohn ist am Leben. Erst nach sechs Jahren Kriegsgefangenschaft kehrt Raimund zurück nach Österreich.
Er beginnt bei der Gemeinde zu arbeiten und wird Schaffner bei der Straßenbahn. Sein großes Glück - denn so lernt er seine Frau Ottilie kennen. Sein Zug fährt täglich an ihrem Zuckerlgeschäft vorbei. Als ihr eines Tages beim Dekorieren des Schaufensters etwas aus der Hand fällt, steigt er prompt aus, lässt den Zug in der Station warten und meint nur: „Seids net ungehalten, is’ eh nur kurz.“ So lernt er die Liebe seines Lebens kennen, mit der er nun 65 Jahre verheiratet ist.
„Verkrampfts’ euch nicht, immer locker bleiben und positiv denken.“
Dann kommt die Zeit der schaffnerlosen Straßenbahnen. Raimund T. wird Buchhalter, geht in die Abendschule und holt die Matura nach. Schließlich geht er bei den „Wiener Linien“ als Dienststellenleiter in die Pension. Jetzt sieht er sich die Welt an und organisiert Urlaube für Freunde: Griechenland, Gran Canaria, Teneriffa, Israel, Ägypten, Tunesien, Türkei, Zypern, Florida, Hawaii. Bis er schließlich – ausgerechnet in einer Straßenbahn - so schwer auf den Rücken fällt, dass er sich nur langsam davon erholt und schließlich in seine jetzige Heimat zieht: das Haus der Barmherzigkeit in Ottakring.
Seine Frau wohnt noch immer ein paar Straßen weiter in der gemeinsamen Wohnung. Und noch immer verabschiedet er jeden Besuch mit seinem Lebensmotto: „Verkrampfts’ euch nicht, immer locker bleiben und positiv denken.“
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