"Musik ist die Nahrung der Seele"
Die Geschwister Esra und Enes Özem rappen als "EsRap" gegen Intoleranz
Esra ist 24, Kunststudentin und hat schon im Gymnasium begonnen, Texte zu schreiben. Sozialkritische, politische Texte, in denen sie sich mit ihrer Umgebung, mit Vorurteilen und der Freiheit, eine eigene Meinung zu haben und zu äußern auseinandersetzt.
Sie schreibt auf Deutsch und hat bald festgestellt, dass für ihre starke Sprache der Rap die beste Ausdrucksmöglichkeit ist. Bruder Enes, 21, schreibt auch: Türkisch. Gemeinsam arbeiten sie dann an den Songs, arrangieren sie mit elektronischen Beats und treten seit sechs Jahren als Duo "Esrap" auf.
Vorurteile sind heilbar
"Man muss sie nur hinterfragen. Warum mag ich etwas oder jemanden nicht? Man muss bei sich selbst anfangen, nur dann kann man etwas verändern", ist Esra überzeugt. "Viele kommen nie aus ihrem Umfeld und den dort herrschenden Vorurteilen heraus, haben nie Kontakt mit anderen Kulturen", erinnert sie sich an ihre Kindheit und Schulzeit in Ottakring.
"Es war ein Kulturschock, nach Volks- und Hauptschule mit Klassen voll mit Migrantenkindern plötzlich im Gymnasium die einzige mit türkischen Wurzeln zu sein." Entsprechend schwer und unerfreulich ist ihr diese Zeit in Erinnerung. Aber sie hat an sich geglaubt und sich durchgebissen. Heute studiert sie an der Bildenden Kunst. "In der Schulzeit war das Schreiben mein wichtigstes Ventil. Die erste Studioaufnahme war in einem Jugendzentrum im 20. Bezirk, der erste Auftritt als EsRap gemeinsam mit meinem Bruder war dann vor sechs Jahren beim Winterfest im Allerheiligenpark."
Musik verbindet
"In unserer Familie war Politik nie ein Thema. Unser Großvater kam Ende der 1970er als Gastarbeiter nach Wien und ist bis heute der Meinung, dass wir angepasst sein und uns still verhalten sollen."
Auch die Eltern von Esra und Enes sind eher unpolitisch, aber es herrscht ein offenes Gesprächsklima. Und sie lieben Musik. "Wir hören jeden Abend gemeinsam die Lieder von Müslüm Görses, dem Vater der Arabesken Musik. Damit sind wir aufgewachsen", erzählt Enes. Einflüsse, die auch seinen Rap prägen. "Musik ist schön, sie verbindet, man kann sie für den guten Zweck nutzen, indem man gute Gedanken verbreitet", ergänzt Esra. Wie jene, dass jeder Mensch auf seine Art leben soll, ohne Diskriminierung. Das vermittelt EsRap zweisprachig bei Auftritten, in Workshops und Performances im In- und Ausland.
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