Naherholung in Penzing
Neuer Flächenwidmungsplan fürs Otto-Wagner-Spital
Für das Gelände des Otto-Wagner-Spitals (OWS) gibt es einen neuen Flächenwidmungsplan.
PENZING. Bis 20. Februar liegt der neue Flächenwidmungsplan ja in der Penzinger Bezirksvorstehung zur Einsichtnahme auf. Zur öffentlichen Diskussion lud man vergangene Woche in das Allianz-Stadion. Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner sprach dort die einleitenden Worte: "Das OWS wird immer ein Naherholungszentrum für die Bürger bleiben."
Rund 200 Menschen waren in den ersten Stock der Rapid-Heimstätte gekommen, um sich zu informieren, was sich hoch über Penzing trotzdem ändern wird: Neben OWS-Anrainern, Penzingern und Bewohner anderer Bezirke waren auch Vertreter der politischen Bezirksparteien, genauso wie von Bürgerinitiativen gekommen.
Die MA 21 erklärt
Eckart Herrmann von der MA 21 stellte den neuen "Planentwurf 8139" für das OWS vor, das sind die Eckpunkte: Zwei breite Grünstreifen im oberen Teil blieben unverbaut, dazu werden alle Flächen, die zum Naherholungsgebiet gehören, als "Wald- und Wiesengürtel" rückgewidmet. Im Ostareal des OWS gibt es eine Größenbeschränkung der neuen Gebäude und auch Mindestabstände. "Dort wird es zehn punktförmige Baukörper geben, damit sind die Baumöglichkeiten dort aber auch schon erschöpft."
Bei unterirdischen Bauten achte man auf eine genügende Erdüberdeckung, um großkronige Bäume pflanzen zu können. Gerhard Hirczi von der Wiener Wirtschaftsagentur erklärte, dass die Durchgangsmöglichkeit für die Öffentlichkeit erhalten bleibe, auch im Bereich der Central-European-University (CEU) von George Soros, die gebaut werde: "Die Uni muss akzeptieren, dass sie keine neuen Gebäude errichten und bestehende nicht verändern darf."
Eine Seilbahn für Penzing?
Den Beginn machten die gewählten Volksvertreter in Gestalt der Penzinger Neos: Wolfgang Gerold merkte an, dass das OWS so groß wie der Bezirk Josefstadt sei und man es daher schützen, aber auch entwickeln solle. "Wir sind für eine Schule, die Uni, ein Studentenheim und für Start-ups. Aber auch für eine Seilbahn vom Bahnhof Ottakring über das OWS nach Hütteldorf, um für den Fremdenverkehr attraktiver zu werden."
Wolfgang Gerstl (ÖVP) forderte einen Planungsstopp, weil der neue Flächenwidmungsplan in die "falsche Richtung" gehe. Man hätte schon vor Jahren einen Antrag an die Unesco gestellt, um zu überprüfen, ob Steinhof Weltkulturerbe sei. So fordere man beim Flächenwidmungsplan nun einen "Welterbe-Check": Erst wenn die Unesco zustimme, käme auch ein "ja" von der ÖVP.
Muss Wien wachsen?
Omar Al-Rawi (SPÖ) erklärte, dass "die Entscheidung, ob beim OWS gebaut wird, in Wien getroffen werden soll, und nicht in Paris." Schließlich würde Wien wachsen, dem könne man sich nicht verschließen. Neue Wohnbauten würden ebenso gebraucht, wie die Central-European-University (CEU) von George Soros: "Wien hat 20 Hochschulen und ist daher Universitätsstadt. Als George Soros das OWS besichtigte, hat es ihn sehr beeindruckt. Das muss man mit Sensibilität berücksichtigen." Während Al-Rawis Rede gab es unzählige Zwischenrufe und Tumult im Saal.
Bernhard Loibl (FPÖ) ist gegen neue Wohnbauten und dass der Spitalsbetrieb vom OWS abgesiedelt wird: "So bleibt vom Werk Otto Wagners fast nichts mehr übrig." Man wende sich auch gegen "unsachgemäße Baumfällungen" und wolle sie verhindern.
Neuer Nutzungsmix
Jennifer Kickert (Grüne) lobte den "neuen Nutzungsmix aus Kultur, Sozialem und Wohnen." Die Pavillons würden ja bleiben und die beiden Mittelstreifen nicht verbaut.
Ein Vertreter der GESIBA, die am OWS 160 Wohnungen errichtet, betonte, dass es sich um geförderte Wohnungen, also "leistbares Wohnen" handelt.
Die Bürgeriniative "Steinhof erhalten" protestierte gegen die Baumfällungen: "Es wird argumentiert, dass die Bäume 'alt' seien. Da könnte man aber den ganzen Wienerwald abholzen."
Bernd Lötsch hielt die Schlussansprache
Bernd Lötsch, Naturschützer, ehemaliger Direktor des Naturhistorischen Museums und Angehöriger der "Initiative Steinhof", hielt die Schlussansprache: "Während man im Hörndlwald justament gegen aufgebrachte Naturschützer eine Burnout Klinik bauen wollte, hätten unsere Bürger so eine Einrichtung in einigen Otto-Wagner-Pavillons freudig begrüßt. Gleiches gälte für die weiterlaufende Heilung von Sucht- und Alkoholkranken, die z.B. in den OWS-Begleiteinrichtungen, etwa den gut geführten Restaurierwerkstätten mit den dort tätigen Fachleuten und Patienten, nachweislich Unbezahlbares für die Wiederherstellung von Werten leisten, z.B. durch Rettung historischer Möbel für Schloss Schönbrunn - und dabei Selbstwertgefühl und gesellschaftliche Anerkennung finden. 'Für die Ärmsten das Schönste' - dieses Wort Otto Wagners stand Pate für dieses baukünstlerisch wie sozialmedizinisch historische Erbe, das es heute mehr denn je stadtökologisch zu verteidigen gilt. Deshalb ist diese Bürgerbewegung eben kein Anraineraufstand für Eigeninteressen, sondern finden sich in unseren Reihen Mahner und humanitäre Vordenker aus allen Teilen der Stadt, allen Bildungs- und Berufsständen, wobei sich zugegebenermaßen medizinisch, bauhistorisch, biologisch und stadtökologisch kenntnisreiche und sozial gesinnte Mitbürgeram engagiertesten zu Wort melden."
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