Obsoleszenz - Nach zwei Jahren und einem Tag kaputt
Werden Elektrogeräte so gebaut, dass sie nach Ablauf der Garantie sicher kaputt werden? Ein Penzinger Betrieb arbeitet seit 20 Jahren gegen das Wegwerfen.
PENZING. Nahezu alles, was man im Bereich Elektro- und Haushaltsgeräte neu anschaffen kann, leidet unter einer Krankheit namens "Obsoleszenz". Das sagt zumindest der Penzinger Fachmann und Geschäftsführer des Reparatur- und Service-Zentrums R.U.S.Z. in der Lützowgasse 12–14, Sepp Eisenriegler.
Obsoleszenz, das bedeutet, dass der Fernseher, das Handy, die Waschmaschine oder die elektrische Zahnbürste absichtlich so gebaut werden, dass sie – je nach Wunsch der Hersteller und Großvermarkter – nach Ablauf einer gewissen Zeit ganz bestimmt kaputt werden. Einer, der diese Sollbruchstellen von Geräten aufzeigt und zudem seit 20 Jahren ein Unternehmen führt, das sich der Reparatur verschrieben hat, ist Sepp Eisenriegler.
Neue Waschmaschine - absichtlich kaputt?
"Unternehmen müssen Gewinne machen. Halten Geräte jahrzehntelang, fällt der Gewinn eines Unternehmens mager aus", so der Reparaturprofi. Nur wenn die Kunden dazu gezwungen werden, die Geräte in regelmäßigen Abständen auszutauschen, steigt der Umsatz. "Das ist die Logik der kapitalistischen Wirtschaft", erklärt Eisenriegler das Phänomen. Seine Firma kämpft dagegen an. Hier werden Elektrogeräte repariert und geprüfte Geräte vermietet, hier wird statt in linearer Wirtschaftslogik in einer sogenannten "Kreislaufwirtschaft" gedacht. "Und das ist nicht nur für uns als Unternehmen gut. Denn Neugeräte", so der Fachmann, "beruhen auf doppelter Ausbeutung. Rohstoffe werden dafür verbraucht und Arbeiter zu schlechten Bedingungen beschäftigt."
Lebenszeit: Zwei Jahre und ein Tag
Früher haben Firmen langlebige Produkte hergestellt. "Heute soll ein Elektrogerät nach zwei Jahren und einem Tag kaputt werden", beschreibt der Fachmann die gängige Logik. Und er beweist das auch anhand einer Liste, die ein holländischer Elektrogroßhändler erstellt hat. Darauf ist abzulesen, wie lange Geräte zu einem bestimmten Preis maximal halten dürfen. Ein Beispiel: Eine Waschmaschine unter 300 Euro darf längstens zwei Jahre und einen Tag lang funktionieren. Doch anstatt die Geräte zu reparieren, kaufen die Konsumenten lieber billige Neuware – oft auch, weil sie nicht wissen, welche "Krankheit" dem Gerät eingepflanzt wurde. "Wenn nicht sofort unterstützende Maßnahmen für seriöse Reparaturdienstleister gesetzt werden, werden nicht nur weitere KMUs in Konkurs gehen. Die gesamte Branche und ihr Reparatur-Know-how, das aus weit mehr besteht als dem Austausch von Teilen, sind in Gefahr", zeigt sich Eisenriegler besorgt.
Reparieren statt Wegwerfen:www.rusz.at, www.reparaturnetzwerk.at,
R.U.S.Z-Petition zur Rettung des Reparaturgewerbes: www.openpetition.at/!reparaturreform2018
Obsoleszenz-Doku:https://www.youtube.com/watch?v=UfUehiIlrHI
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