8000 Menschen im Bezirk Perg haben Alkoholprobleme
2800 Menschen im Bezirk sind abhängig. Trockene Alkoholikerin erzählt, wie ihr der Ausstieg gelang. Jeder kann seinen Alkoholkonsum ändern.
BEZIRK (mikö). Geschätzte 2800 Menschen im Bezirk sind alkoholabhängig. Jeder Achte, also mehr als 8000 Menschen, trinkt in gesundheitsgefährdendem Maß. Zahlen, die aus dem neuen Suchtbericht 2012 vom Land OÖ stammen und nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten. Problematischer Alkoholkonsum beeinträchtigt die körperliche und psychische Gesundheit, kann unter anderem zu Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit und depressiven Verstimmungen führen.
Leichter Kontakte knüpfen
"Die Menschen trinken, um leichter soziale Kontakte zu knüpfen. Alkohol dient als Stimmungsmacher, zur Entspannung. Die Menschen werden enthemmter, besser gelaunt", weiß Alexandra Wolfmeir von der Alkoholberatung Perg. "Alkohol wird auch konsumiert, um belastende Situationen und Gefühle besser zu ertragen." Problematisch werde es, wenn gute Laune, Entspannung und Problembewältigung ohne Alkohol nicht mehr möglich sind. Die Entscheidung, sich mit dem Alkoholkonsum auseinanderzusetzen, kann nur von einem selbst getroffen werden. "Ein Ausstieg ist möglich, jeder kann seinen Konsum verändern", gibt Wolfmeir Hoffnung.
Trockene Alkoholikerin erzählt
Geschafft hat es auch eine Frau aus dem Bezirk. Seit knapp drei Jahren ist die heute 52-Jährige trocken. Mit 50 sei der Alkoholkonsum massiv geworden. "Irgendwann habe ich Haushalt, Landwirtschaft und die drei minderjährigen Kinder nicht mehr auf die Reihe bekommen". Regelmäßig getrunken hätte sie schon seit sie 20 ist. Aus Einsamkeit und wegen Schwierigkeiten mit der Familie. "Ich bin dann vor drei Jahren zum körperlichen Entzug. Dann kam ich nach Bad Hall. Dort wurde ich gut angenommen und es wurde nicht mit dem Finger auf mich gezeigt. Davon zehre ich heute noch." Sie betont den Wert von Selbsthilfegruppen, die sie nach wie vor besucht: "Dort kann man so sein, wie man ist. Es werden gemeinsam Wege gesucht." Man müsse sich eingestehen, dass man Alkoholiker ist oder war: "Wenn du das schaffst, bist du zur Hälfte heraußen. Zu sagen, jetzt trinke ich weniger, funktioniert nicht."
Gemüsegarten statt Trinken
Hin und wieder hätte sie das Verlangen zu trinken. "Aber der Gusto dauert nur ein paar Minuten, du musst konsequent sein", weiß sie. Angst vor einem Rückfall hat sie trotzdem. Sie habe gelernt, besser mit Problemen umzugehen. "Man darf nicht alles so auf sich zukommen lassen. Wenn es mir nicht gutgeht, gehe ich in den Gemüsegarten, Walken oder die Natur."
Zur Sache: Alkoholberatung hilft Menschen, die sich informieren wollen oder sorgen über Ihren Konsum oder dem eines Agenhörigen haben. Die Beratungsstelle befindet sich in der BH Perg, Dirnbergerstraße 11. Telefonische Anfragen am Mo, Di, Do und Fr von 8 bis 12.30 Uhr unter 0664/6007289552
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