„Eltern und Lehrer sind oft ziemlich ratlos“

- Auch in vier Volksschulen sind die Schulsozialarbeiterinnen im Einsatz.
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Seit gut einem Jahr sind in neun Schulen drei Sozialarbeiter vor Ort.
BEZIRK. Für die Sozialarbeiterin Heidi Kleinbruckner ist es nicht bedenklich, dass Sozialarbeit an Schulen nötig ist: „Es ist ein präventiver Ansatz, wir helfen rasch und unkompliziert. Nicht erst wenn es lichterloh brennt, sondern bereits wenn es ein Flammerl gibt“.Die Situation hätte sich aber gegenüber vor 20 Jahren zugespitzt: „Die Erziehung wird oft auf Kindergarten und Schule abgeschoben“, so Richard Klinger von der Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft.
Und: „Ein störender Schüler in der Klasse ist noch zu bewältigen. Bei drei bis vier Störern ist das kaum mehr möglich.“
Für das Projekt ausgewählt wurden jene 16 Schulen, in denen es in der Vergangenheit die meisten Probleme gab. Die drei Sozialarbeiterinnen sind dort zu fixen Zeiten anwesend. Zwei Damen sind zu je 20 Stunden angestellt, eine mit 40 Stunden. Im Februar 2011, als das Projekt startete, und in den ersten Monaten waren es vor allem Lehrer, die den Kontakt gesucht haben. Mittlerweile melden sich immer mehr Schüler und Eltern.
Ein Schüler aus einer Patchwork-Familie hat beispielsweise in den Postkasten eine Meldung geworfen, da er sich gegenüber den Stiefgeschwistern benachteiligt fühlte. „Ein typisches Problem. Dann hat man sich gemeinsam zusammengesetzt und darüber geredet“, erzählt Kleinbruckner. Gerade die Lehrer wären froh, weil auch mehr Einblick in die Familiensituation möglich werde.
Zu kämpfen haben Lehrer und Eltern auch mit aufmüpfigen Kindern. Das gehe dann bis zu völliger Verweigerung. „Manche pubertierenden Schüler machen einfach keine Hausübungen mehr, blockieren völlig. Da sind Eltern und Lehrer oft ratlos. Und da helfen wir“, so Kleinbruckner. Auch der Leistungsdruck setzt vielen Schülern zu. Gerade schwächere Mädchen und Burschen sehen sich dem Lernstoff oft nicht gewachsen. In den genannten Fällen wurden mit den Eltern Lösungswege erarbeitet, wie sie ihre Kinder unterstützen können. Gute Erfahrungen hat man beispielsweise mit der Lernbegleitung des Hilfswerks gemacht. Hier wird versucht, den Kindern den Druck zu nehmen.
Schüler werden beäugt, wenn sie zum Sozialarbeiter gehen
„Die Zusammenarbeit mit den Lehrern ist gut. Die Sozialarbeiterinnen bringen eine andere Sichtweise ein“, zieht Richard Klinger Bilanz. „Ein Problem ist, dass Schüler von Mitschülern noch negativ beäugt werden, wenn sie zum Gespräch mit der Sozialarbeiterin gehen. Aber das ist eine Frage der Zeit, bis der Zugang offener wird“, glaubt Heidi Kleinbruckner.



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