Rotkreuz-Markt Perg
Geldsorgen trüben Vorfreude auf Weihnachten
Zu Weihnachten schmerzt Geldnot besonders. Der Rotkreuz-Markt in Perg unterstützt seit zwölf Jahren jene Menschen, die am finanziellen Limit leben.
PERG. "Wenn du wenig hast, die Lebenshaltungskosten steigen und deine Ausgaben sich erhöhen, dann wird es knapp", beschreibt Elfriede Reindl die Situation vieler Klienten, die sich bei den Sozialberatungsstellen des Roten Kreuzes im Bezirk Perg melden. Wer über ein sehr geringes Einkommen verfügt, erhält auf diesem Weg eine Berechtigungskarte, um im Rotkreuz-Markt einkaufen zu dürfen. Grundnahrungsmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs werden dort zu stark reduzierten Preisen angeboten.
Lebensmittel zu stark reduzierten Preisen
Die Lebensmittel, die zum Beispiel kurz vor dem Ablaufdatum stehen oder kleine Makel aufweisen, stammen von regionalen Supermärkten. Warenspenden von Produzenten aus dem Bezirk und größeren Herstellern ergänzen das Sortiment. Wöchentlich dürfen Kunden gewisse Mengen um einen Betrag von bis zu 30 Euro erwerben. Mehr als 500 Menschen im Bezirk Perg nützen diese Möglichkeit. Viele mehr wären aufgrund ihres Einkommens berechtigt. Manche wissen dies gar nicht, andere wollen den Markt aber auch aus Schamgefühl nicht besuchen. Dabei ließen sie sich eine Chance entgehen, findet Mitarbeiterin Inge Zopf, die in Perg sozusagen die Funktion der "Marktleiterin" innehat: „Wenn ich hier einkaufe, spare ich viel Geld und kann mir anderes womöglich wieder leichter leisten“, sagt Zopf.
Kunden sind keine Almosenempfänger
Warum das Rote Kreuz die Waren nicht völlig gratis anbietet? „Für uns ist es wichtig, dass die Produkte etwas kosten, weil unsere Kunden keine Almosenempfänger sind“, sagt Reindl. Die Waren auszuwählen und damit wie im regulären Supermarkt zu einer Kassa zu gehen, bedeute einen großen Unterschied fürs Selbstwertgefühl. Der Einkauf verhindere außerdem die Ausgrenzung vom sozialen Leben, erzählen Zopf und Reindl. Auch der nette Plausch gehört gerade für die älteren Stammkunden dazu, neue Einkäufer werden freundlich aufgenommen.
Weihnachtspaket als Unterstützung
Erstmals verschenkt das Rote Kreuz heuer ein Paket als Wertschätzung für seine Kunden und als kleine Unterstützung vor Weihnachten. Der Inhalt: Verschiedene Lebensmittel sowie Pflegeprodukte und ein Gutschein im Wert von 30 Euro. Auch ein Tierchen für die Kinder oder zum Weiterschenken befindet sich im Paket. "So kann zum Beispiel eine Oma ihrem Enkelkind auch eine Kleinigkeit schenken", sagt Zopf. Alle Einkaufsberechtigten dürfen sich ihr Weihnachtspaket bis 24. Dezember abholen.
"Kauf ein Stück mehr" erst am 8. Jänner
Üblicherweise bittet das Rote Kreuz Supermarkt-Kunden vor Weihnachten, „ein Stück mehr“ zu kaufen und für die Rotkreuz-Märkte zu spenden. Wegen des Lockdowns wurde die Aktion auf 8. Jänner verschoben. Gefragt sind lang haltbare Lebensmittel wie Salz, Zucker, Mehl und Reis sowie Hygiene- und Pflegeprodukte, etwa Duschgel und Shampoo. Es ist zudem möglich, Spenden direkt zum Rotkreuz-Markt in Perg, Naarner Straße 72, zu bringen, allerdings nur, wenn Mitarbeiter vor Ort sind: Am Montag und Freitag von 8 bis 18 Uhr sowie am Mittwoch zwischen 8 und 14 Uhr.
Freiwillige Mitarbeiter gesucht
Seit zwölf Jahren betreibt das Rote Kreuz in Perg einen Markt für Personen an der Armutsgrenze – 2009 war dies der erste in Oberösterreich. Zusätzlich zum Standort in der Stadt Perg fährt der Mobile Markt im Kastenwagen wöchentlich zwölf Gemeinden des Bezirks an, um alle Kunden zu versorgen, die mit ihrem Einkommensnachweis eine Berechtigungskarte zum Einkaufen erhalten haben. 95 engagierte Freiwillige kümmern sich darum, dass Warenspenden von Supermärkten abgeholt, sortiert, eingeräumt und schließlich im Rotkreuz-Markt verkauft werden. Das Team würde sich über jede weitere helfende Hand freuen. Kontakt für freiwillige Helfer: 07262/544 4424
Kontaktdaten der Perger Sozialberatungsstellen
Sozialberatungsstellen in Perg, St. Georgen an der Gusen, Schwertberg, Grein, Baumgartenberg und Pabneukirchen: shv.perg.at/gs/sozialberatung.php
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