Eisspeicher eröffnen neues Geschäftsfeld
Innovation: Metallbauer Seyr setzt auf Wärmetauscher

- Energiewende auf dem Weg: Gleich 24 Wärmetauscher schicken Helmut Seyr (m.) zu Rudi Weimanns (r.) Großprojekt ins deutsche Insheim.
- Foto: Eckhart Herbe
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Zäune, Tore, Geländer, Carports, Metallkonstruktionen - ein derartiges Produktspektrum erwartet man bei einem klassischen Stahlbaubetrieb. Firmenchef Helmut Seyr erweitert das Portfolio seines Unternehmens in Furth bei Schwertberg aber nun in eine gänzlich andere Richtung mit einem innovativen Produkt - dem Herzstück eines hocheffizienten Heizungssystems, welches aus Eis Energie gewinnt.
SCHWERTBERG. Es ist Denken über das Konventionelle hinaus, Kreativität in der Entwicklung und nachhaltige Detailoptimierung, die ein zukunftsträchtiges Produkt für die so dringend notwendige Energiewende schufen. Protagonisten sind der St. Georgener Heizungspionier Rudolf Weimann und der Schwertberger Metallbaumeister Helmut Seyr.
Weimann, ein pensionierter Betriebsinstallateur, zeigt seit rund acht Jahren mit unzähligen Erfindungen Konzepte für klimafreundlicher Energiesysteme auf. Mit seiner Eisspeicher-Heizung, die aus dem Gefrieren zu respektive Schmelzen von Eis Wärme- bzw. Kälte für Heizung und Kühlung gewinnt, schaffte er den Durchbruch. Mehrere Einfamilienhäuser in OÖ und nun das deutsche Großprojekt "Alte Dorfmühle" im rheinland-pfälzischen Insheim stehen bereits auf der Referenzliste. Mit Unterstützung der deutschen Handelskammer und Präsentation in den Medien des "Bundes deutscher Architekten" erregt dieses bundesweite Pionierprojekt derzeit in unserem Nachbarland großes Aufsehen.
24 Wärmespeicher für Großprojekt
Zentrales Element, um der Natur mittels simpler Physik ihre Energie zu entlocken, sind in Wasser- bzw. Eiszisternen verbaute Wärmetauscher. Für diese kommt nun Helmut Seyr ins Spiel. Beim Betriebsbesuch der BezirksRundSchau in Furth ist gerade die Verladung von nicht weniger als 24 der futuristisch aussehenden Aggregate in Gange. Sie werden in der "Alten Dorfmühle" verbaut - der größte Auftrag bisher in dieser Sparte und natürlich eine optimale internationale Auslage für das Schwertberger Unternehmen. In einer adaptierten Form des Eisspeicherprinzips wird in Insheim dem Grundwasser Energie für ein ganzes Gebäudeensemble entzogen.
"Samstagvormittag ist Tüftelzeit" (Helmut Seyr)
Im Prinzip bestehen die Wärmetauscher aus rund drei Meter hohen Spindeln, welche eng mit einem flexiblen Metallschlauch umwickelt sind, in dem Sole zirkuliert. Gefriert Eis, so entsteht Wärmeenergie, welche an diesen Energieträger abgegeben wird. Eine ganze Menge, denn ein Kilo Eis produziert beim Gefrierprozess genug Wärme, um über die Sole einen Liter Wasser auf etwa 80°C zu erwärmen. Beim Schmelzen wird diesem die gleiche Energie wieder entzogen, ein Kühleffekt entsteht. Basierend auf einem Prototypen, den Rudi Weimann entworfen hat, sind bei Seyr Metalltechnik marktreife Wärmetauscher entstanden.
Eineinhalb Kilometer Metallschlauch verbaut
"Der Samstagvormittag ist unsere Zeit zum Tüfteln. Der Rudi und ich haben viele Stunden verbracht, um ideale Lösungen zu finden. Und wir optimieren weiter. Etwa wie wir maximalen Wärmeübergang erzielen können. Ebenso stehen aber auch ökonomischer Materialeinsatz oder ein praxistauglicher Fertigungs- und Montageprozess im Fokus, um ein hochwertiges und vom Preis-Leistungsverhältnis konkurrenzfähiges Produkt herzustellen", so Helmut Seyr.
Eine Mannschaft aus sechs Schlossern und Schweißern setzt die Entwürfe um, die natürlich bis zur letzten Nahtstelle Korrosionsbeständigkeit erfordern. Eine ganze Menge Material geht dafür auf. Rund eineinhalb Kilometer(!) Metallschlauch sind beispielsweise in den 24 Wärmetauschern des Insheim-Projekts verbaut. Jeder Zentimeter davon bietet Fläche zum Energiesammeln.
Viele potentielle Einsatzgebiete
Integriert in einem durchdachten und optimal geregelten Kreislauf mit einer Wärmepumpe, können solche Aggregate auch mit Solarenergie vom Hausdach oder einem zu heizenden beziehungsweise zu kühlenden Swimmingpool kombiniert werden. Regen- oder Löschwasserzisternen oder ehemalige Güllegruben auf Bauernhöfen bieten sich nach dem relativ unaufwändigen Einbau derartiger Wärmetauscher ebenfalls als Energiespeicher an.
Dass er nun ein zukunftsweisendes System mit seiner Liebe zum Metall verbinden kann, ist für Helmut Seyr eine persönliche Kraftquelle: “Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass wir am Abend etwas Handfestes geschaffen haben. Jedes Objekt, egal ob ein schönes Balkongeländer oder ein glänzender Wärmetauscher, das ich entstehen sehe, am Ende anfassen und fühlen kann, erfüllt mich auch nach vielen Berufsjahren immer wieder aufs Neue mit Freude und Stolz.“
Links zu weiteren Informationen:
Energieprojekte von Rudolf Weimann
Seyr Metalltechnik&Design






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