Kabarettist trotz Schizophrenie: "Das ist mein Lebenssinn"
Der Mauthausner Humorist Manfred Riegler leidet seit 20 Jahren an paranoider Schizophrenie.
MAUTHAUSEN. „Herr Riegler, haben Sie Angst, dass Sie verrückt werden?“, fragte der Hausarzt. „Nein“, antwortete Manfred Riegler. „Gut, das werden Sie nämlich“, so der Arzt. Keine Anekdote aus dem Kabarettprogramm, sondern ein Arztbesuch von vor 20 Jahren. Eine Szene, tragisch und komisch zugleich, vielleicht so wie das Leben des heute 39-Jährigen. Bei Riegler wurde paranoide Schizophrenie diagnostiziert.
Riegler hatte diesen einen großen Traum
Zu dieser Zeit begann er am Institut Reiman Schauspiel zu studieren. Schon seit der Schulzeit hatte er diesen einen Traum. Und ließ sich auch von seiner Krankheit nicht abhalten. Im Gegenteil. „Die künstlerisch-kreative Arbeit ist für mich ein Ventil, wenn sich zu viel emotionaler Druck aufbaut“, sagt Riegler. Begonnen hat alles in der Bühnenspielgruppe der Fadingerschule. Unter der Regie von keinem geringeren als Josef Hader höchstpersönlich. „Er war mein Lehrmeister“, nickt Riegler. „Ich schlage sehr in seine Kerbe, mache kein Comedy, keine durchgehenden Schenkelklopfer. Weil die Leute einen befreienden Lacher viel mehr empfinden als dauernd zu lachen.“
Theater mit Birgit Minichmayr
Riegler schreibt Stücke für sich und andere und tourt seit mehr als zehn Jahren als humoristischer Geschichtenerzähler durch die Lande. Mit einer Mischung aus Kabarett und Theater. Früher spielte er im Phoenix-Theater mit Birgit Minichmayr. Unterbrochen war seine Karriere von Krankheitsschüben, der schwerste dauerte drei Jahre mit extremen Verschwörungstheorien, die er gegen sich richtete.
Riegler: "Du entwickelst eine andere Realität. Es ist schwer vorstellbar."
„Es ist schwer vorstellbar, du entwickelst eine andere Realität. Ich war mir, als ich ins Auto stieg sicher, ich habe jemanden zusammengefahren und komme ins Gefängnis. Oder jemand hat mir Drogen zugesteckt und ich werde verhaftet.“
Neben den Wahnideen entwickelte Riegler extreme Kontrollzwänge. „Ich bestand nur mehr aus Angst und Panik. Heute lache ich darüber.“
Riegler: "Ich sehe es nicht mehr als Krankheit, sondern als Charakterzug"
Er sei „medikamentös gut eingestellt“, wie er selber sagt. Nur die Nebenwirkungen der Medikamente sind enorm, führten zu starkem Übergewicht (bis zu 200 Kilo) beim früheren Sportler. Riegler hat im Laufe der Zeit gelernt, mit der Krankheit zu leben und das Beste daraus zu machen. Ob sie heilbar sei? „Egal, ich sehe es nicht mehr als Krankheit, sondern als Charakterzug und auch als Begabung. Ich glaube, dass ich sonst nie so kreativ und phantasievoll schreiben könnte.“
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