Mobiles Hospiz Perg: Begleitung in der traurigsten Zeit

Die Gerbera ist das Markenzeichen des Mobilen Hospiz vom Bezirk Perg. Ihre Bedeutung: "Durch dich wird alles schöner". | Foto: Rotes Kreuz/Schneider Alexander
2Bilder
  • Die Gerbera ist das Markenzeichen des Mobilen Hospiz vom Bezirk Perg. Ihre Bedeutung: "Durch dich wird alles schöner".
  • Foto: Rotes Kreuz/Schneider Alexander
  • hochgeladen von Helene Leonhardsberger

BEZIRK PERG. Leben, Sterben, Trauern: Gewaltige Themen, die uns alle betreffen. Für Esther Moser, Leiterin vom Mobilen Hospiz des Roten Kreuzes im Bezirk Perg, sind es die drei Säulen ihres Berufes. 13 Freiwillige im Bezirk widmen sich der Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung. Der Kontakt zu einer schwer kranken Person entsteht oft schon lange Zeit vor dem Tod, deshalb auch die Bezeichnung „Lebensbegleitung“: „Ab einer lebensbedrohlichen Diagnose sind wir da“, erklärt Moser. Es können also durchaus mehrere Jahre vergehen, in denen ein Patient die Lebensbegleitung in Anspruch nimmt: „Wir sind dazu da, um die Lebensqualität zu steigern und Sorgen zu nehmen. Zum Schluss hin wird die Begleitung intensiver“, so Moser. Die Sterbebegleitung hat dann manchmal die Funktion, die Angehörigen des Sterbenden für einige Stunden zu entlasten. Das sei auch ein Phänomen der heutigen Zeit: Mehrfamilienhäuser sind selten und die wenigen Angehörigen dementsprechend stark mit dem Sterbenden konfrontiert.
Den Tod zu akzeptieren, ist für diese oft eine Herausforderung: „Meistens ist der Betroffene schon viel weiter als die Angehörigen“, erzählt Moser. Trotzdem gibt es auch Sterbende, die es ihren Angehörigen nicht zumuten wollen, oder es nicht übers Herz bringen, über die eigene Bestattung zu sprechen. „Sie wissen, mit uns können sie darüber reden“, so Moser.

"Leben und Lachen"
Für den Beruf braucht es ein besonderes Gespür und gute Menschenkenntnis. Moser klärt im Erstgespräch, wo der Kranke, Sterbende oder Trauernde steht und welche Begleitung aus ihrem Team am besten zu dem Betroffenen passt. Aus der bunten Mischung ihrer Mitarbeiter findet sie meist auf Anhieb die richtige Besetzung. Die Mitarbeiter haben eine spezielle Ausbildung absolviert. Alle von ihnen waren schon einmal persönlich vom Thema Trauer betroffen, auch wenn das nicht Voraussetzung für die Arbeit ist. „Jeder von uns kann sich hineinversetzen“, so Moser über ihr Team. Trauernde melden sich meist einige Wochen oder Monate nach einem Todesfall beim Hospiz. Es fällt ihnen oft leichter, mit einer außenstehenden Person über ihre Gefühle zu sprechen. Alle paar Wochen finden dann meist mehrstündige Treffen mit der Begleitung statt. Vor allem intensive Gespräche werden geführt, es geht laut Moser aber auch ums „Leben und Lachen“. Manchmal wird die Trauerbegleitung beendet und eine neue Freundschaft ist daraus entstanden.

"Man schätzt jeden Tag"
Meistens dreht sich die Arbeit des Hospizteams nicht um natürliche Tode von alten Menschen, sondern um tragische Krankheitsfälle, etwa durch Krebs. „Die sind erst 40, 50, 60 Jahre alt." Auch die Angehörigen von plötzlichen Todesfällen, die keine Zeit hatten, um sich vorzubereiten, werden vom Mobilen Hospiz betreut. Aber die Trauer schreckt auch vor hohem Alter nicht zurück. Moser erinnert sich an ein Ehepaar, beide über 90 Jahre alt. Den Mann schmerzte es sehr, seine Frau nach seinem Tod alleine zurücklassen zu müssen. „Man erfährt so viele Lebensgeschichten, das finde ich so wertvoll“, beschreibt Moser ihren Beruf. „Man schätzt das Leben und jeden einzelnen Tag viel mehr.“ Trotzdem brauche auch sie Abwechslung von dem emotionalen Thema und gibt zu: „Man muss stark sein.“ Das Schönste an ihrem Beruf: „Dass mir so viel Vertrauen geschenkt wird.“

Zur Sache

Das Mobile Hospiz bietet kostenlose Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung an. Das Angebot umfasst unter anderem Begleitung für Einzelpersonen und Familien, Unterstützung bei der Vorbereitung einer Bestattung und eine Selbsthilfegruppe für Angehörige nach Suizid. Das Team arbeitet in privaten Haushalten und stationären Einrichtungen wie Krankenhäusern und Altenheimen. Auch Gruppenaktivitäten werden organisiert, etwa Trauerwanderungen, begleitete Reisen für Trauernde oder das Projekt "Lebenscafé", in dem sich Betroffene austauschen können.
Freiwillige, die die Ausbildung zum Trauerbegleiter absolvieren möchten, sind willkommen. Die Ausbildung findet in fünf Modulen an Wochenenden statt.
Kontakt:
Rotes Kreuz Bezirksstelle Perg
Dirnbergerstraße 15
Telefon: 07262/544 4428

Die Gerbera ist das Markenzeichen des Mobilen Hospiz vom Bezirk Perg. Ihre Bedeutung: "Durch dich wird alles schöner". | Foto: Rotes Kreuz/Schneider Alexander
Esther Moser. | Foto: Rotes Kreuz/Schneider Alexander
Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Perg auf MeinBezirk.at/Perg

Neuigkeiten aus Perg als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Perg auf Facebook: MeinBezirk.at/Perg - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Perg und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.