Rekordinteresse an couragiertem Flüchtlingsprotest in St. Georgen

Noch ist der Zug nicht für sie abgefahren: Jakob Foissner, Monika Weilguni und Andrea Wahl mit drei jungen, bestens integrierten Afghanen.
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  • Noch ist der Zug nicht für sie abgefahren: Jakob Foissner, Monika Weilguni und Andrea Wahl mit drei jungen, bestens integrierten Afghanen.
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Selten hat ein Online -Lokalbeitrag in der Bezirksrundschau Perg  in kürzester Zeit so viele Leser gefunden wie jener über die die beherzte Protestaktion für "ihre Flüchtlinge", die Bürger der Pfarre St. Georgen vergangene Woche inszeniert haben. Innerhalb weniger Stunden wurden er über 10.000(!) mal angeklickt.

Die Bezirksrundschau war am 20. Juni 2018, dem Weltflüchtlingstag, um 6 Uhr morgens Zeuge der aufrüttelnde "Reisewarnung" bei der ÖBB-Haltestelle St. Georgen, mit der die Arbeitskreise Integration St. Georgen und Luftenberg und der Verein „für mich und du“ auf ihre Schützlinge aufmerksam machten.
(Beitrag unter www.meinbezirk.at/perg/lokales/emotionaler-aktionismus-zum-weltfluechtlingstag-d2701598.html)
"Abschiebung tötet" - Flüchtlingshelfer als herumliegende Ermordete standen symbolisch für das Schicksal, das vielen Abgeschobenen in ihren Heimatländern droht. Sichtlich irritiert reagierten die morgendlichen Pendler auf die "Toten" am Weg zum Bahnsteig. Die Reaktionen fielen weitgehend positiv aus - Mitgefühl und gute Wünsche für die Betroffenen und so manches wertschätzendes Wort für die Initiatoren.

Nervenzehrendes Warten

Viele Asylwerber warten schon seit 2015 auf den Ausgang ihres Verfahrens, manche sogar noch in erster Instanz. Andere haben gegen ihren negativen Bescheid berufen. 2016 wurden 40 % der erstinstanzlichen Bescheide vom Verwaltungsgerichtshof aufgehoben. Dennoch ist die Angst enorm, besonders unter den Afghanen, wie sich im Gespräch mit einigen von ihnen zeigt. Rückkehrer haben in ihrer Heimat kaum Überlebenschancen. Sie gelten als Volks- und Glaubensverräter, sie zu ermorden ist eine legitime "Bestrafung", ebenso wie Entführungen und Lösegeldforderungen. „Ich bekomme Panik, wenn einer von uns geholt wird. Ich glaube, ich muss mich dann verstecken. Irgendwo. Besser hier dann so zu leben als in Kabul. In Österreich erschießen sie mich wenigstens nicht, wenn sie mich finden“, erzählt  ein junger Mann, der in Abwinden wohnt. Jakob Foissner, Pastoralassistent für Flucht und Asyl im Dekanat schildert die verschärfte Situation: „In dritter Instanz, dem Verfassungsgerichtshof, oder bei  Revision am Verwaltungsgerichtshof sind Asylwerber trotz noch laufenden Verfahrens ungeschützt. Das heißt, der Staat darf abschieben. Und tut es verstärkt!“

Menschenverachtender Zynismus

Ein Familienvater erzählt, dass er mit Frau und drei Kindern seit dreieinhalb Jahren täglich bangt. Der erstinstanzlich negative Asylbescheid liest sich zynisch: Er habe sich in Österreich so gut(!)  integriert, dass es ihm möglich sei, in Afghanistan in einer sicheren Provinz zu wohnen. „Daheim erschlagen sie uns mit Stöcken. Mit dieser Begründung schlagen sie uns hier mit Papier“, so der verzweifelte Mann.
Ein Teenager, er wartet seit Herbst 2015 mit seinen Geschwistern und seiner Mutter in St. Georgen noch immer auf den Ausgang seines Asylverfahrens, schließt gerade die zweite Klasse der HAK Perg positiv ab. Nächstes Jahr lernt er seine vierte Fremdsprache, im Sommer macht er ein Praktikum. „Ich leiste meinen Beitrag zum Leben und zur Wirtschaft. Bin ich wirklich ein Problem?“

Aktivistin Monika Weilguni drückt aus, was alle an diesem Morgen denken: " Ich liege hier am Boden, weil unsere Freunde um ihr Leben fürchten. Das geht mir sehr nahe. Ich kann nicht tatenlos zusehen, dass wir diese Menschen in den Tod schicken.“

Wo: ÖBB Haltestelle, Mauthausener Str. 8, 4222 Sankt Georgen an der Gusen auf Karte anzeigen
Noch ist der Zug nicht für sie abgefahren: Jakob Foissner, Monika Weilguni und Andrea Wahl mit drei jungen, bestens integrierten Afghanen.
Wie ihre österreichischen Kollegen sind auch einige junge Afghanen im Ort fleißige Schüler, manche sogar an der HAK Perg. Sie würden ihre Ferien gerne gegen Sicherheit in Österreich tauschen.
Mit vollem Körpereinsatz setzen sich die Flüchtlingshelfer für ihre Schützlinge ein.
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