Fünf Bezirksgemeinden Schutzzone
Unterschätztes Gesundheitsrisiko Radon

Über einen vom Installateur montierten Radonsensor und ein Steuergerät kann in Schutzgebieten der vorgeschriebene Luftaustausch im Haus vollautomatisch geregelt werden. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Über einen vom Installateur montierten Radonsensor und ein Steuergerät kann in Schutzgebieten der vorgeschriebene Luftaustausch im Haus vollautomatisch geregelt werden.
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Bereits 1988 stufte die WHO das natürlich vorkommende Edelgas Radon als krebserregend in hoher Dosis ein. Es ist in belasteten Gebieten nach Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungentumore, wird aber ebenso therapeutisch eingesetzt.  Mühl- und Waldviertel sind, auch im Europavergleich, Radon-Hotspots. 37 Gemeinden, fünf davon im Bezirk Perg,  liegen in der höchsten Belastungszone. Grund zur Panik besteht dennoch nicht. Bei Neubau und Sanierung helfen umfangreiche Beratung und auch finanzielle Förderungen, die Gefahr zu minimieren.

OÖ, BEZIRK PERG. Radon ist ein radioaktives, farb-, geruch- und geschmackloses Gas, das beim Zerfall von Uran entsteht. Es kommt in Europa in unterschiedlicher Konzentration im Erdboden vor. Extremster Radon-Hotspot in der EU ist fast ganz Tschechien, teils stark belastet sind auch die angrenzenden Regionen Österreichs und Deutschlands. Hierzulande ist neben dem Granitland im Mühl- und Waldviertel auch Tirol betroffen. Sehr hohe Werte gibt es ebenso grenznah in der Schweiz, Norditalien, Slowenien, Nordkroatien und Ungarn, wie in der Radon-Karte der EU-Umweltbehörde gut ersichtlich ist. 
Im Freien ist die Radon-Konzentration durch starke Verdünnung meist sehr gering. Das Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich daher bodennah. Vor allem in Erdgeschoßen und Kellern entstehen in belasteten Gebieten durch Eindringen und Anreicherung hohe Radon-Konzentrationen. Daher existieren in vielen Ländern nationale Radonschutzpläne und -strategien, ebenso auf EU-Ebene .

Krebsrisiko für Lunge, Haut und HNO-Organe

Atmet man Radon über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Ausmaß ein, so steigt das Krebsrisiko erheblich. Das Gas ist zweithäufigster Lungenkrebs-Auslöser in belasteten Gebieten. Auch die Haut und die Organe des Mund-Rachenraums sind gefährdet. Der gesetzliche Radon-Referenzwert beträgt 300 Becquerel/m³. Österreichweit weisen geschätzt etwa 10 Prozent aller Wohnungen Konzentrationen oft weit darüber auf. Auf der interaktiven Österreichischen Radonkarte kann man durch Eingabe der Postleitzahl den konkreten Status des eigenen Wohnorts sofort abfragen.
Ist eine permanent hohe Belastung vorhanden, so werden"Radonvorsorge-" bzw. "Radonschutzonen" ausgewiesen. Ganz OÖ bis auf den Bezirk Ried ist Vorsorgezone, 37 Mühlviertler Gemeinden fallen in die höchste Kategorie "Schutzzone". Im Bezirk Perg sind das Allerheiligen, Rechberg, St. Thomas, Pabneukirchen und St. Georgen am Walde. 

Gering dosiert  für Rheumatherapie

Radon wird - etwa in Bad Zell - aber auch für therapeutische Zwecke in Form von Wannenbädern und Inhalationen eingesetzt. Wie bei jeder medizinischen Behandlung müssen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden. Es existiert eine Reihe von Hinweisen, dass eine Radonkur bei Erkrankungen wie Rheuma zu einer signifikanten Verbesserung führen kann. Das erwähnte Lungenkrebsrisiko ist durch die kurze und niederdosierte Anwendung hier vernachlässigbar.

Schützende Baumaßnahmen

Vor allem in Radonschutzzonen gelten bei Hausbau und Sanierung spezielle Vorgaben, die vor dem heimtückischen Gas schützen. Eigene Regelungen gibt es für Betriebe und öffentliche Gebäude wie Ämter, Schulen oder Kindergärten. Zentraler Anlaufpunkte für alle Radon-Informationen, egal ob Gesundheit, Bauvorhaben oder Behörden, sind die im Umweltministerium angesiedelte Fachstelle für Radon, die AGES und das Land OÖ mit jeweils sehr informativen und übersichtlichen Homepages. Dort werden auch Radonmessungen angeboten. Hausbauer und Sanierer bekommen hier alle Infos zu konkreten baulichen Maßnahmen und finanziellen Förderungen in ihrer Region.

Radonlüftung für Bau und Sanierung gefragt

Bei Neubauten wird meist eine "Radondrainage" unter der Kellersohle durchgeführt. Das einsickernde Gas wird über ein Rohrnetz gesammelt und vom Hausumfeld abgeleitet. An der freien Luft ist das Gas durch seine dort  hohe Verdünnung ungefährlich.
Für Sanierungen, wo eine Drainage nicht möglich ist,  sind Lüftungsanlagen mit eigenem Radonsensor im Keller die beste Lösung. "Wichtig ist, dass nie belastete Luft vom Untergeschoß in die Wohnräume gesaugt wird. Im Keller soll also ein leichter Unterdruck bzw. im Wohnbereich ein leichter Überdruck herrschen, um das zu verhindern. Das muss der Planer bei der Luftführung entsprechend berücksichtigen und ist daher auch in einer eigenen Norm geregelt", so die Experten beim Leondinger Lüftungsspezialisten Limodor, der sich in diesem noch jungen Themengebiet auch mit sensorgesteuerten Radonlüftungssystemen beschäftigt.
Das Bewusstsein für gesunde Raumluft ist durch Corona und die Klimakrise exponentiell gestiegen, so die Erfahrung. Damit rückt nun auch Radonschutz in den Fokus, umso mehr als ebenso auf europäischer Ebene verstärkt Maßnahmen gesetzt werden. Mit einer Sensor- und Steuereinheit, die bei Überschreitung des Radongrenzwerts automatisch eine aus konventionellen Komponenten bestehende Lüftungsanlage aktiviert und gleichzeitig auch schimmelbildende Feuchtekondensation im Keller verhindert, wurde bei Limodor dafür ein alltagstaugliches, effizientes Lösungskonzept entwickelt.

Weiter ungeklärt: Radon im NS-Stollensystem

Während die ausgewiesenen Radonvorsorge - und Schutzzonen im Norden eindeutig auf natürliche  geologische Ursachen zurückzuführen sind, bildet die teils massiv - um das zehn- bis dreißigfache - überhöhte Konzentration des radioaktiven Gases im Sandberg des St. Georgener NS-Stollensystems "Bergkristall" weiterhin Anlass für Spekulationen (die BezirksRundSchau berichtete). Denn  überzeugend konnte bislang keiner der Experten erläutern, warum abseits des Granits in den normalerweise unverdächtigen Ablagerungen eines Urmeers in der St. Georger Bucht eine so starke Belastung herrscht. Verbunden mit der gleichzeitigen Geheimniskrämerei des Innenministeriums und einem zu diesem Thema verhängten Forschungsverbot Privater halten sich die Gerüchte um ein Atomwaffenprojekt des NS-Regimes weiter hartnäckig.

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