Bahnhof in "falscher" Gemeinde
Warum Luftenberg noch immer St. Georgen heißt
Einen leicht kuriosen Nachtrag zum Beitrag über den Lift-Konflikt am neurenovierten Bahnhof St. Georgen haben die BezirksRundSchau-Recherchen ergeben. Ein neuer Anlauf, den renovierten Bahnhof nunmehr der korrekten Gemeinde zuzuordnen, scheiterte: Der Doppelname "St. Georgen a. d. Gusen - Luftenberg" ist laut ÖBB nicht darstellbar. Daher ärgern sich die Luftenberger nun weiterhin über eine Station auf ihrem Gebiet, die nach einer anderen Gemeinde benannt ist.
LUFTENBERG, ST. GEORGEN/GUSEN. Dass der Bahnhof zwar "St. Georgen a. d. Gusen" heißt, aber in der Gemeinde Luftenberg liegt, sorgt seit jeher für Verwirrung und ist seit fast 150 Jahren ein Stachel im Fleisch von deren Bürgern. Umso mehr, als sich die St. Georgener mit "Bahnhof" und "Ort" gleich über zwei Stationen mit ihrem Namen freuen können.
Eine Umbenennung explizit in "Luftenberg" kommt aus sensiblen historischen Gründen nicht infrage. Der Bahnhof war während der NS-Zeit Verkehrsknotenpunkt für den KZ-Komplex in Gusen und die gigantische Stollenanlage "Bergkristall". Zehntausende Häftlinge und Millionen Tonnen Güter wurden über eine hier einmündende Schleppbahn transportiert, für unzählige Opfer führten diese Schienen in den Tod. Ausführliche historische Hintergründe unter Züge ans Ende der Menschlichkeit
Doppelname zu lang
Im Zuge des Umbaus konnte sich die Gemeinde Luftenberg mit dem Mauthausen Komitee auf den Doppelnamen "St. Georgen a. d. Gusen – Luftenberg" einigen. "Dieser wurde allerdings von den ÖBB mit dem Argument, so viele Zeichen wären nicht darstellbar, nicht umgesetzt", wundert man sich in Luftenberg. Zweizeilige Stationsschilder und längere Ortsnamen sollten anno 2022 eigentlich sowohl analog als auch elektronisch bei Österreichs größtem Verkehrsunternehmen möglich sein.
Wales macht es vor
Denn man schafft es auch in Wales, wo sich auf der Insel Anglesey an der Strecke London – Manchester – Holyhead die Station mit dem, im Guinessbuch der Rekorde eingetragenen, längsten Namen der Welt befindet:
"Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch" – aus dem Walisischen übersetzt etwa "Marienkirche (Llanfair) in einer Senke (pwll) weißer Haseln (gwyn gyll) nahe (goger) des schnellen Wasserwirbels (y chwyrn drobwll) und der Tysiliokirche (llantysilio) bei der roten Höhle (gogo goch)“ – geht zugegeben nicht ganz problemlos von der Zunge und wird oft als Llanfairpwllgwyngyll oder Llanfair PG abgekürzt.
Selbst die für desolate Infrastruktur berüchtigten British Railways schaffen es, diesen Namen in ihren Fahrplänen unterzubringen. Das sollte eigentlich auch den ÖBB Ansporn genug sein, etwa zum anstehenden 150-Jahr-Jubiläum der Summerauerbahn den Luftenbergern einen ebenso lange gehegten Herzenswunsch zu erfüllen ...
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